Bätzings Besuch bei Papst Franziskus

Keine Entscheidung über Krisenherde

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Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, war überraschend beim Papst. Kommt nun Bewegung in die vielen offenen Fragen zwischen dem Vatikan und der deutschen Kirche? 

Papst Franziskus begrüßt Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), am 24. Juni 2021 zu einer Privataudienz im Vatikan.
Worum ging es bei seinem Gespräch mit Papst Franziskus? Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, war überraschend bei einem Besuch im Vatikan. 

Für einen Augenblick dürften am Donnerstagvormittag einige katholische Bischöfe in Deutschland den Atem angehalten haben. Denn aus Rom kam die überraschende Nachricht, dass der Bischofskonferenz-Vorsitzende Georg Bätzing beim Papst im Vatikan sei.

Sollte es Bewegung in der seit Monaten verfahrenen Situation im Erzbistum Köln geben, wo Kardinal Rainer Maria Woelki wegen seiner verunglückten Missbrauchsaufarbeitung viel Vertrauen verspielt hat? Oder ging es zusätzlich auch um das Erzbistum Hamburg, das seit Monaten faktisch ohne Bischof ist, weil Erzbischof Stefan Heße wegen nachgewiesener Fehler beim Umgang mit Missbrauchsfällen als Kölner Generalvikar sein Amt zur Verfügung gestellt hat und sich seit März in einer "Auszeit" befindet?

Oder ging es vielleicht gar nicht um diese heiklen Personalien, sondern um das Reformprojekt Synodaler Weg in Deutschland, das von vielen im Vatikan kritisch beäugt wird und das nach Ansicht mancher Beobachter nicht ohne weiteres mit dem zweijährigen Prozess einer Weltsynode zu harmonisieren ist, den Franziskus vor einem Monat ausgerufen hat?

Der Vatikan selbst teilte lediglich mit, dass Bätzing beim Papst war. Ohne ein einziges Wort zu Inhalten. Auch die Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz nach der Audienz war relativ knapp und allgemein gehalten. Und doch lässt sie den Schluss zu, dass all diese Fragen zumindest angesprochen wurden - freilich ohne, dass bereits konkrete Strategien oder Schritte abgestimmt wurden.

Von der "Situation der Kirche in Deutschland angesichts der Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs" und von der "schwierigen Situation in mehreren Bistümern" ist die Rede. Und auch davon, dass der Papst die deutschen Katholiken ermutigt habe, ihren Reformdialog Synodaler Weg weiterzugehen. Zugleich habe er dafür "geworben", dass die Kirche in Deutschland den vom Papst ausgerufenen weltweiten Synoden-Weg ebenfalls "mitgestaltet".

Was daraus folgt, wird vermutlich erst in einigen Wochen oder Monaten sichtbar werden. Aus dem Vatikan ist zu hören, dass in der "Kölner Angelegenheit" erst einmal der Bericht der päpstlichen Prüfer nach ihrer Visitation vor Ort vorliegen und gründlich ausgewertet werden müsse. Die Mühlen der römischen Kurie mahlen nun einmal mit einem anderen Tempo als die der Medien oder der kirchlichen Gremien in Deutschland.

Zum anderen großen Thema, der möglichen "Verzahnung" des Synodalen Wegs in Deutschland mit der großen Weltsynode, heißt es, nun seien die Deutschen am Zug. Sie sollten Ideen entwickeln, die verdeutlichen, dass sie keinen Sonderweg gehen, sondern sich in den weltweiten Erneuerungsprozess einbringen wollen.

Für Bischof Bätzing ist die kurzfristig ausgesprochene Einladung zum Gespräch mit dem Papst in jedem Fall ein Gewinn. Anders als seinem Vorgänger Reinhard Marx fehlt ihm bisher ein privilegierter Zugang zum Kirchenoberhaupt und zur Kurie. Weder hat er den Kardinalstitel, noch ist er Mitglied eines vatikanischen Entscheidungsgremiums.

Marx spielt da nach wie vor in einer anderen Liga und hat dies auch unlängst in seinem öffentlichen Briefwechsel mit Franziskus eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wenn es nun Bätzing gelungen ist, gegen einen vielstimmigen Chor skeptischer Stimmen aus der Weltkirche die Grundanliegen des deutschen Synodalen Wegs dem Papst persönlich zu erklären und sie zu verteidigen, ist allein das schon bemerkenswert.

Und in der Kölner Kirchenkrise schadet es sicher nicht, wenn der Papst zusätzlich zu dem Bericht der Visitatoren auch aus dem Mund des Bischofskonferenz-Vorsitzenden erfährt, wie schwierig die Lage und wie dringend erforderlich eine Lösung ist, die zur Befriedung beiträgt.

kna/Ludwig Ring-Eifel