Austauschgäste im Bistum Mainz unterwegs

Keine Plastiktüten in Ruanda

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Spargel interessiert die Austauschgäste besonders: Zehn junge Erwachsene aus Ruanda haben Gleichaltrige der Katholischen jungen Gemeinde im Bistum besucht. Auf dem Mainzer Markt kommt das Gespräch aber auch auf Plastik. Von Christian Burger.

Projektleiterin Clara Löw im Gespräch mit Teilnehmern des Austauschs aus Ruanda
Projektleiterin Clara Löw im Gespräch mit Teilnehmern des Austauschs aus Ruanda
Foto: Christian Burger

In der Gruppe herrscht reges Interesse am Markttreiben. Vor der Statue des heiligen Bonifatius auf dem Mainzer Domplatz erklären Mitglieder der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) und Kaplan David Schroth den Gästen aus Ruanda den Wochenmarkt. Dabei stellen die Gäste neugierig Fragen zu angepriesenen Produkten wie etwa Spargel, der typisch für die Region ist. Oder sie fragen, warum die Standschirme verschiedene Farben haben.

Eins der Grundmotive des Austauschs ist es, „sein eigenes Land mit allen Gegebenheiten und Traditionen zeigen zu können“, beschreibt es Clara Löw, eine der beiden Projektleiterinnen. 16 Tage lang begleiten die KjGler ihre Gäste aus Ruanda durch Deutschland, um ihnen vielfältige Eindrücke zu vermitteln. Auch durch einen Aufenthalt in der Hauptstadt Berlin. Letztes Jahr im August besuchten Mitglieder der KjG des Diözesanverbands Mainz das afrikanische Land. 

Bildung, Kinderrechte und Umweltschutz

Inhaltlich geht es um die großen Themen Kinderrechte, Bildung und Umweltschutz. Dazu haben beim Besuch der Austauschgäs-te aus Ruanda in Deutschland die jungen Leute zusammen eine Kindertagesstätte, eine Grundschule sowie Uwe Keckeritz, den entwicklungspolitischen Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen in Berlin besucht. Auch ein Treffen mit Bischof Peter Kohlgraf steht nach dem Besuch auf dem Wochenmarkt an.

Auf dem Markt kommt die Gruppe auch auf Plastik zu sprechen, das zurzeit in den Medien im Fokus steht. Ruanda gilt als Vorreiter im Kampf gegen Plastikmüll. „Plastik zerstört unseren Planeten“, sagt Alain Ndamyaberaishimwe und erinnert sich: „Es gab sehr viele Plastiktüten in Ruanda, und die Umweltzerstörung war deutlich sichtbar.“ Auch Clara Löw weiß noch, wie sie am Flughafen in Ruandas Hauptstadt Kigali ankamen und nicht sicher waren, ob man ihnen die Shampoo-Flaschen aus Plastik abnehmen würde. Allerdings hat Ruandas Regierung bisher nur Plastiktüten verboten. Auf den Marktplätzen und in Supermärkten kommen seitdem Papiertüten zum Einsatz. Andere Gebrauchsgegenstände aus Plastik sind weiterhin erhältlich. 

Bauern in Ruanda brauchen saubere Felder

Vorreitergeschmack hat die „Gemeinschaftsarbeit“ in Ruanda, an der sich alle Einwohner des Landes beteiligen. An jedem letzten Samstag im Monat packen alle gemeinsam da an, wo für die Dorf- oder Stadtgemeinschaft Bedarf besteht, erklärt Alain Ndamyaberaishimwe. Dabei gehört auch das Aufsammeln von Plastik auf den Feldern zu einer wichtigen Aufgabe. „Denn Plastik kompostiert nicht, deshalb müssen wir es beseitigen“, bekräftigt Cynthia Musanganire. Immerhin sind 80 Prozent der Einwohner Ruandas Bauern und auf saubere Felder angewiesen.

Projektleiterin Clara Löw im Gespräch mit Teilnehmern des Austauschs aus Ruanda
Am Gemüsestand: die Gäste aus Ruanda zusammen mit Kaplan David Schroth, geistlicher Leiter des Austauschs
Foto: Christian Burger

Ein großes Ziel internationaler Begegnungen ist es, Vorurteile abzubauen. Dabei ist es unabdingbar, sich intensiv mit dem unbekannten kulturellen Kontext auseinanderzusetzen. „Manchmal stehen inhaltliche Fragen im Raum, zum Beispiel zum Thema Abtreibung, auf die es nicht immer klare Antworten und verschiedene Sichtweisen gibt“, merkt Johannes Münch, Lehramtsstudent aus Mainz an. „Diese zwischenmenschlichen Momente, bei denen man inhaltlich etwas mitnehmen kann, sind meine Highlights“, ergänzt er. 

Die Gäste aus Ruanda möchten hier ihr Wissen durch neue Erfahrungen erweitern und es später an andere weitergeben. Cynthia Musanganire erklärt: „Wir kommen aus unterschiedlichen Orten in Ruanda und halten dort später Seminare und Diskussionsrunden ab, um von unseren Erlebnissen hier zu berichten.“ Für Medizin- und Gesundheitswissenschaftsstudent Jerome Ndayisenga ist es dabei wichtig, „die guten Errungenschaften in beiden Kulturen zu sehen.“ 

www.kjg-mainz.de, Stichpunkt „Themen & Projekte“, „Internationale Jugendbegegnung“

 

Zur Sache: Austausch vom Bund unterstützt

Auf der KjG Diözesankonferenz 2017 stimmten die Mitglieder dem Vorhaben zu, eine internationale Jugendbegegnung zu organisieren. Als Projektpartner fiel die Wahl auf den katholischen Jugendverband Xavéri Rwanda. Beide Organisationen sind Mitglied im internationalen Dachverband katholischer Jugendverbände Fimcap. 

Der ehrenamtlich durchgeführte Austausch wird größtenteils durch Zuschüsse des Services „Engagement Global“ im Auftrag für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. Das zentrale Thema des Austauschs ist Bildung. Physikstudent Fiston Iradukunda merkt an: „Es ist wichtig, dass wir uns über die Bildungssysteme austauschen, denn das bringt uns alle weiter.“ Dabei beschäftigen sich die Teilnehmer vor allem mit der Frage, wie non-formale Bildungsarbeit in beiden Ländern stattfindet und wie sich beispielsweise Jugendverbandsarbeit als außerschulischer Bildungsort versteht. (cb)