Mangelhafte Bildung in der Corona-Pandemie
Kinder zahlen den höchsten Preis
Die Covid-19-Pandemie wirkt sich verheerend auf die Bildung von Kindern aus armen Verhältnissen aus und vergrößert die Kluft sowohl zwischen Arm und Reich als auch zwischen Mädchen und Jungen.
Das ergab eine weltweite Umfrage der Kinderrechtsorganisation Save the Children unter mehr als 25 000 Kindern und Erwachsenen in 37 Ländern. Demnach hat die weltweit grassierende Krankheit den größten Bildungsnotstand in der Geschichte verursacht.
Ein halbes Jahr, nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO am 11. März eine Pandemie ausrief, zeigt die Befragung „Protect A Generation“: Die am meisten benachteiligten Kinder sind infolge von Covid 19 überproportional von fehlendem Schutz, mangelnder Bildung sowie von schlechter Gesundheits- und Nahrungsmittelversorgung betroffen.
Demnach hatten zwei Drittel der Kinder während der Lockdowns überhaupt keinen Kontakt zu Lehrern; acht von zehn Kindern sagten, seit der Schließung der Schule wenig oder nichts gelernt zu haben. Die häusliche Gewalt verdoppelte sich: Während der Schulschließungen betrug der Anteil gemeldeter Fälle 17 Prozent, verglichen mit 8 Prozent während der Schulzeit.
Der Umfrage zufolge verstärkt die Pandemie die Ungleichheiten entlang der Wohlstands- und Geschlechtergrenzen. 63 Prozent der Mädchen müssen demnach häufiger als früher Arbeiten im Haushalt verrichten, im Vergleich zu 43 Prozent der Jungen. 93 Prozent der Haushalte, die durch die Pandemie mehr als die Hälfte ihres Einkommens verloren haben, berichteten über Schwierigkeiten beim Zugang zu Gesundheitsdiensten und medizinischer Versorgung.
Dringend benötigt: Elternprojekte und Schutzdienste für Kinder
Mit Blick auf Entwicklungen im Bereich der Bildung kehren laut der Studie vermutlich etwa 9,7 Millionen Kinder nicht wieder zur Schule zurück. Wer in den letzten Monaten keinen Zugang zum Schulunterricht hatte, ist ebenso einem größeren Risiko ausgesetzt, Opfer von Kinderarbeit, Kinderheirat und anderen Formen der Ausbeutung zu werden. Zudem berichteten 83 Prozent der befragten Kinder von einem Anstieg negativer Gefühle. Ähnliche Tendenzen hatte bereits eine vergangene Woche veröffentlichte Umfrage des UN-Kinderhilfswerks Unicef gezeigt.
Save the Children fordert Regierungen auf, allen Kindern qualitativ hochwertigen Fernunterricht zu ermöglichen, Nachholkurse anzubieten und auch nach den Schulöffnungen allen Kindern den Zugang zum Lernen zu gewährleisten. Um für zukünftige Pandemien gewappnet zu sein, müssen soziale Sicherheitsnetze und starke Gesundheits- und Ernährungssysteme aufgebaut werden. Dringend benötigt würden auch Mittel für Elternprojekte sowie für Schutzdienste für Kinder, die Opfer von Missbrauch, Gewalt oder Ausbeutung geworden sind, hieß es.
„Wir müssen dafür sorgen, dass nicht die Kinder den höchsten Preis für die Pandemie bezahlen“, sagte die Vorstandsvorsitzende von Save the Children Deutschland, Susanna Krüger. Um eine ganze Generation vor dem Verlust ihrer Zukunft zu schützen, sollten einkommensschwache Länder und fragile Staaten unterstützt werden, in ihre Kinder zu investieren. (kna)