Weißer Ring zur Missbrauchsentschädigung
Kirche soll vorangehen
Wie können Opfer sexuellen Missbrauchs von der Kirche entschädigt werden? Einschätzungen von Jörg Ziercke, Bundesvorsitzender des Weißen Rings.
Der Vorsitzende der Opferhilfsorganisation Weißer Ring, Jörg Ziercke, sieht die katholische Kirche in einer Vorbildrolle bei der Entschädigung von Missbrauchsopfern. Mit ihren Vorschlägen für etwaige Zahlungen eröffne sie "die einmalige Chance" voranzugehen "und damit den Druck zu erhöhen, dass auch andere Bereiche der Gesellschaft sich um solche Lösungen zu kümmern haben", sagte er den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Auf eine gesellschaftlich einheitliche Lösung solle sie nicht warten. «Die hohen moralischen Ansprüche, die die katholische Kirche vertritt, verbieten jeglichen Vergleich mit anderen Institutionen», so Ziercke.
Derzeit diskutieren die katholischen Bischöfe in Deutschland ein neues Verfahren für Entschädigungszahlungen an Betroffene von sexuellem Missbrauch durch Geistliche. Eine Arbeitsgruppe schlug im September zwei Modelle vor: eine Pauschale von rund 300.000 Euro pro Opfer oder ein abgestuftes Verfahren, bei dem je nach Schwere des Falls zwischen 40.000 und 400.000 Euro gezahlt werden könnte. Unklar ist bislang die Finanzierung.
"Eine Entschädigung von 400.000 Euro wäre angemessener", sagte Ziercke und begründete seine Einschätzung mit einem Vergleich: Nach dem neuen Sozialen Entschädigungsrecht erhielten Opfer mit einem Entschädigungsgrad von 30 bis 40 eine monatliche Rente in Höhe von 400 Euro. Dieser unterste Grad werde in Fällen sexuellen Missbrauchs an Kindern überschritten. Eine Summe von 300.000 Euro reiche rechnerisch für einen Zeitraum von 62,5 Jahren. "Da es aber um Kindesmissbrauch geht, also um einen Entschädigungseintritt in jungen Jahren, ist der Betrag sogar eher zu niedrig angesetzt", erklärte Ziercke.
kna
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