Umfrage unter Berliner Christen verschiedener Konfessionen

Kirche, wie geht es dir?

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Eine Umfrage unter Christen verschiedener Konfessionen haben das Netzwerk „Gemeinsam für Berlin” und der Verein „Initiative Kirche 4.0” durchgeführt. Bei einem „EINS-Forum” haben sie die Ergebnisse vorgestellt.

Die Teilnehmer diskutierten über einzelne, besonders markante Umfrage-Ergebnisse.    Fotos:  Cornelia Klaebe

 

Wie zufrieden bist du mit der Arbeit deiner Gemeinde vor Ort? Wie hat sich dein Gottesdienstbesuch in der Corona-Zeit geändert? Und wie zufrieden bist du derzeit mit den Angeboten deiner Gemeinde für verschiedene Zielgruppen? Die Antworten auf diese und weitere Fragen aus der Umfrage „Berliner Kirche, wie geht es dir?“ wurden jetzt beim EINS-Forum des Vereins „Gemeinsam für Berlin“ vorgestellt.
„Wir brauchen Feedback (deutsch: Rückmeldungen), damit wir lernen, uns verändern und relevant bleiben.“ Andrea Meyerhoff, zweite Vorsitzende des ökumenischen Netzwerks „Gemeinsam für Berlin“, hat ein Mammutprojekt hinter sich. Aber von dessen Wichtigkeit ist sie überzeugt: „Wenn Gemeinde nicht für die Menschen da ist, dann verliert sie an Bedeutung. Und genau diese Menschen müssen wir fragen: Was kann Gemeinde besser machen, damit sie euer Zuhause bleibt?“ Aus dieser Überzeugung heraus startete das Netzwerk die Umfrage: „Berliner Kirche, wie geht es dir?“
Die Ergebnisse der Umfrage, an der 305 Teilnehmer aus über 90 Berliner Gemeinden verschiedenster Konfessionen teilgenommen haben, stellte Andrea Meyerhoff im Wechsel mit Heiko Kienbaum vor. Kienbaum ist im Vorstand des Vereins „Institut für Kirche 4.0“, dessen Initiative „kirchenfeedback.de“ es sich auf die Fahnen geschrieben hat, durch regelmäßiges und konstruktives Feedback dazu beizutragen, „dass in Kirchen und Gemeinden weise und fundierte Entscheidungen getroffen werden“. Kienbaum stellt klar, dass die Umfrage nach wissenschaftlichen Kriterien ausgewertet wurde, sodass deren Ergebnisse so repräsentativ wie möglich seien.

Litt durch Corona die Kirchenverbundenheit?
Ein Schwerpunkt der Umfrage ist die Veränderung durch die Corona-Pandemie. Über ein Drittel der Befragten gab an, während dieser Zeit seltener zum Gottesdienst zu gehen als vorher. Überraschend: Acht Prozent gehen häufiger. Generell fühlt sich ein Drittel der Befragten weniger mit ihrer Gemeinde verbunden als vor Corona – 17 Prozent nehmen die Verbundenheit dagegen intensiver wahr. Besonders stark nachgelassen hat es bei den Unter-30-Jährigen: Von ihnen erlebt fast die Hälfte die Verbundenheit weniger intensiv.
Die Umfrage ist so ausführlich und detailliert, dass an dem Abend vor allem unerwartete und herausragende Erkenntnisse vorgestellt werden. Durch das verwendete Computerprogramm ist es möglich, sich die Antworten von bestimmten Teilgruppen anzeigen zu lassen. So ergibt sich, dass der Gottesdienstbesuch bei Menschen, die innerhalb ihrer Gemeinde einer Kleingruppe angehören, deutlich weniger zurückgegangen ist als bei denjenigen, die sich in keiner Kleingruppe organisiert haben. Fast die Hälfte der Frauen unter 30 finden ihre Gottesbeziehung weniger intensiv als vor Corona. Weiter interessieren sich Menschen, die in der Gemeindeleitung tätig sind, sehr für Workshops zum Thema Leitung (75 Prozent, aber deutlich weniger für Kurse zur Kirchengeschichte und Soziologie Berlins (40 Prozent).

Andrea Meyerhoff und Heiko Kienbaum wollen, dass die Berliner Kirchen sich verändern und relevant bleiben.

 

Vieles hängt an guter Kommunikation
Herausfinden wollten die Initiatoren auch, was Menschen bewegt, die aktuell nicht mehr an Gottesdiensten und Veranstaltungen der Gemeinde teilnehmen. Von denen, die sich nicht mehr zugehörig fühlten, gaben 59 Prozent als Grund an, dass ihre Gemeinde „intern“ nicht das lebe, was sie nach außen kommuniziere. An zweiter Stelle der Begründungen stand mit 55 Prozent, dass sie sich von ihrer Gemeinde nicht wertgeschätzt und verstanden fühlen.
Darin liegt auch eine der Haupterkenntnisse der Umfrage: „Beziehungen innerhalb der Gemeinde sind das entscheidende Thema in Berlin“, sagt Meyerhoff. „Es geht immer wieder um Kommunikation.“ Weitere Erkenntnisse, die sie und Kienbaum vortragen: dass die unterschiedlichen Lebensverhältnisse und -entwürfe noch nicht genug berücksichtigt werden. Ein Lichtblick: „Zwei Drittel aller jungen Leute wollen in Zukunft gern in ihrer Gemeinde mitarbeiten.“

Informationen für Gemeinden, die eine Umfrage starten wollen: www.kirchenfeedback.de

Zur Sache: Gemeinsam für Berlin
Gemeinsam für Berlin ist ein ökumenisches Netzwerk aus christlichen Initiativen, Gemeinden und Gruppierungen. „Eigentlich gehört jeder dazu, der seinen Glauben nicht an der Kirchentür enden lässt“, heißt es auf der Internetseite. Es soll dazu ermutigt werden, den Menschen in Berlin zu dienen. Bekannt wurde das Netzwerk unter anderem durch den jährlich stattfindenden Gebetstag „EINS“ (das nächste Mal am 15. Januar 2022 von 15-18 Uhr im Berliner Dom), der in evangelikal-charismatischer Form vor allem durch viel Lobpreis geprägt ist, sowie besonders durch das Lobpreis-Event „EINKLANG“ im Oktober 2019. Mehr: www.gfberlin.de
 
Von Cornelia Klaebe