Kämpfe im Kaukasus
Kirchenvertreter fordern Friedensdialog
Angesichts der Gefechte um die Region Berg-Karabach rufen Vereinte Nationen, Hilfsorganisationen sowie Kirchenvertreter Armenien und Aserbaidschan zu einem Waffenstillstand auf. Auch die Rolle der Türkei beurteilen sie kritisch.
Die Vereinten Nationen haben ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan in der Region Berg-Karabch gefordert. Beide Seiten müssten internationales Recht achten und alles dafür tun, um Zivilisten und Infrastruktur zu schützen, betonte UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet in Genf. Zuvor hatte bereits UNO-Generalsekretär Antonio Guterres an die beiden Staatschefs Ilham Aliyev und Nikol Pashinyan appelliert, einen Waffenstillstand zu beschließen und wieder in Verhandlungen zu treten.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) forderte die deutsche Bundesregierung zum Handeln auf. Es dürfe nicht sein, dass Deutschland einer türkischen Aggression tatenlos zusehe, weil damit Geflüchtete auf dem Weg nach Europa zurückgehalten würden, so GfbV-Nahostexperte Kamal Sido.
Bereits zuvor hatten sich auch hochrangige Kirchenvertreter geäußert. Der Moskauer orthodoxe Patriarch Kyrill I. hob die Rolle der spirituellen Führungspersönlichkeiten der beiden Länder, Katholikos-Patriarch Karekin II. und Scheich-ul-Islam Allahshukur Paschazade, für die Konfliktlösung hervor. Sie müssten alle Anstrengungen unternehmen, um den Frieden wiederherzustellen.
Der Weltkirchenrat in Genf übte dagegen Kritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Er sei "enttäuscht" über die aggressiv einseitige Haltung" der Regierung in Ankara, erklärte der geschäftsführende Weltkirchenrats-Generalsekretär Ioan Sauca. Als Mitglied der sogenannten Minsk-Gruppe solle die Türkei eine neutrale Rolle einnehmen "und nicht die eines Konfliktbeteiligten". Die 13 Mitgliedstaaten der 1992 ins Leben gerufenen Vermittlergruppe zwischen Armenien und Aserbaidschan, darunter auch Deutschland, forderte der rumänisch-orthodoxe Priester zu "dringenden Friedensanstrengungen in der Kaukasus-Region" auf.
Der in Jerewan residierende armenisch-katholische Erzbischof Raphael Francois Minassian nahm die EU in die Pflicht. "Wir erwarten die Stimme Europas", so der Bischof.
Die schwersten Kämpfe um die Region seit 2016 waren am Sonntag wieder aufgeflammt; beide Länder geben sich gegenseitig die Schuld. Die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region im Kaukasus liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet, wird aber von Armenien besetzt. Armenien hat ein Verteidigungsbündnis mit Russland; die Türkei ist ein Verbündeter Aserbaidschans.
kna