Marsch für den Schutz menschlichen Lebens
Koalition für das Leben
Der 16. „Marsch für das Leben“ in Berlin führte zum Brandenburger Tor. Foto: Milan Rötschke |
„Ein Jumbojet mit 274 Insassen ist in den frühen Morgenstunden über einem Vorort von Berlin abgestürzt. Keiner der Insassen hat überlebt. Über die Zahl der Todesopfer am Absturz-Ort liegen noch keine Zahlen vor.“ Eine solche Nachricht würde Bestürzung hervorrufen. Kerzen würden an der Absturzstelle oder anderen Orten entzündet, Blumen in Massen abgelegt, Trauer, vielleicht sogar Staatstrauer verkündet. Was wäre, wenn jeden Tag ein solcher Jumbo abstürzen würde, täglich einer über Deutschland? In den Vorjahren ebenso wie in denen danach? Würde sich die Gesellschaft daran gewöhnen? Sie gewöhnt sich! Es ist selbstverständlich geworden, dass pro Jahr über 100 000 ungeborene Menschen (das entspricht zweimal der Einwohnerzahl der Bischofsstadt Görlitz) im Mutterleib getötet werden, ganz legal. Zur Zahlung werden alle Beitragszahler der Kranken-, neuerdings Gesundheitskassen herangezogen. Hinzu kommen die Toten an den „Absturz-Orten“. Die Dunkelziffer ist nicht drin in dieser Rechnung. Damit dieses Sterben endlich aufhört, protestiert eine Minderheit der Gesellschaft einmal im Jahr in Berlin. Beim diesjährigen 16. „Marsch des Lebens“ am 19. September, nahmen etwa 3000 Pro-Lebens-Demonstranten teil. Fast 1000 Polizisten sorgten dafür, dass der Marsch ohne Zwischenfälle, ohne Zusammenstöße mit dem Block der Gegen-Demonstranten, vom sogenannten „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“, abgelaufen ist.
Ökumenisch Zeichen für das Leben setzen
Viele junge Leute sind unter den Lebensschützern zu sehen, die ökumenisch unterwegs sind. Mitten im Zug der Protestierenden ist Bischof Wolfgang Ipolt. Ihm ist es wichtig, ein Zeichen für das Leben zu setzen, von dessen Anfang bis zum Ende. Er sagt: „In unserer pluralen Gesellschaft gibt es wenige Anliegen, die sich Menschen verschiedener Konfession und Religionen wie auch Nichtchristen zu eigen machen. Der Marsch für das Leben ist ein solches Ereignis, bei dem in ökumenischer Gemeinsamkeit evangelische und katholische Christen und auch Nichtchristen ein Zeichen für das Leben setzen.“ Inzwischen geht es dabei nicht mehr nur um den Schutz des ungeborenen Lebens, sondern auch um den Schutz alter und pflegebedürftiger Menschen. „Der Marsch für das Leben macht sich auch stark gegen die Möglichkeit eines assistierten Suizids, die in unserem Land derzeit stark diskutiert und für die eine gesetzliche Regelung angestrebt wird. Ich habe als Bischof daran teilgenommen, weil in diesem Marsch eine gute ,Koalition für das Leben‘ sichtbar wird.“ Durch seine Anwesenheit möchte Bischof Ipolt „das Anliegen und die Menschen, die aus dem ganzen Land nach Berlin kommen, unterstützen und in ihrem Engagement bestärken“.
Das ist etwa die Größe eines Menschen im dritten Monat, voll programmiert auf und für das Leben. Foto: Raphael Schmidt |
Eine Mutter von drei Kindern aus der Pfarrei Wittichenau ist zum dritten Mal beim inzwischen 16. „Marsch für das Leben“ dabei. Sie sagt: „Ich bin stolz auf meinen Bischof, dass er wieder dabei war.“ Die Gummibärchen, die verteilt wurden, fand sie eindrucksvoll. „Die Größe entspricht ungefähr einem sechs Wochen alten, sich entwickelnden Menschen. Ich möchte ein Zeichen setzen gegen den Zeitgeist und darauf hinweisen: Das, was täglich geschieht, ist ein einseitiger Krieg, bei dem es nur Angreifer und Opfer gibt, keine Gegenangriffe. Der dritte Weltkrieg hat
Mensch steht über Gott! | ||
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Mit welchem Recht? ist eine mehr philosophische als juristische Frage. Wer legt fest, was Recht ist? Worauf gründen Recht und Gesetze? Gibt es eine höhere Instanz, vor der der Mensch sich verantworten muss? Im Grundgesetz (GG) steht es – noch – „vor Gott...“ Mit welchem Recht töten Mütter ihre ungeborenen Kinder und lässt der Gesetzgeber das zu? – mehr noch: lädt die Kosten der Gesellschaft, den „Krankenkassen“ auf? Als ob ein Tumor beseitigt werden muss. Ein neuer Mensch hat Rechte (zu haben). „Die Würde des Menschen“ (GG.) wo beginnt sie, wo hört sie auf? Die stummen Schreie der hilflosen Wesen, die bei lebendigem Leib im Mutterleib zerstückelt, danach wie Müll entsorgt werden, bleiben ungehört. Schreddern von Küken ist dagegen Tages-Thema. Wer gibt „Mensch“ (der aus Nichts nicht mal einen Einzeller herstellen könnte) das Recht, sich als Gott aufzuspielen? Ärzte sollen heilen, nicht töten! Diese Menschenverachtende Tötungs-Maschinerie muss stoppen: Sofort! Ansonsten kommen danach die Alten an die Reihe und dann die Behinderten.
Schwangere, Frauen in Not, müssen darauf vertrauen können, dass ihnen und ihren Kindern umfassend geholfen wird – für das Leben! |
längst begonnen, denn Abtreibungen gibt es flächendeckend auf der ganzen Welt“. Sie empfiehlt: „Jeder an seiner Stelle sollte etwas tun, um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten!“ Die Mutter von drei Kindern, die den Wert des Lebens noch mehr schätzen lernte, als eines ihrer Kinder starb, weist auf den Verein „KALEB“ hin. Es ist die erste Lebensrechtbewegung in den neuen Bundesländern, die im Jahr 1990 von aktiven Christen in Leipzig gegründet wurde.Die Buchstaben stehen für: „Kooperative Arbeit Leben ehrfürchtig bewahren“. Schwangere nicht allein lassen und „diesen Müttern umfänglich zu helfen, ihnen das Gefühl zu geben nicht allein zu sein, dafür will nicht nur dieser Verein sorgen. Ich wünsche mir aber mehr Angebote, mehr Hilfen für Mütter, auch von den Kirchen“, sagt die Mutter. Ein Familienvater aus der Pfarrei Heiliger Wenzel Görlitz ist zum zehnten Mal bei diesem Marsch dabei gewesen. Er sagt: „Es ist für mich ein total wichtiges Thema, denn es passieren schlimme Dinge. In der Öffentlichkeit wird totgeschwiegen oder verzerrt dargestellt. 273 getötete Kinder pro Tag, das entspricht 13 Schulklassen. Solche Massentötung ist dieser Kultur-Nation zutiefst unwürdig. Das Bewusstsein für dieses himmelschreiende Unrecht muss geschärft werden. Diese Kinder strampeln, wollen sich wehren, werden kaltblütig umgebracht. Der Mutterbauch ist zum Schutz des wachsenden kleinen Menschen konzipiert worden, nicht dafür, auf diese feige Art und Weise das zu vernichten, was wachsen soll“, sagt er. „Es gibt sogar Vorschläge, Kinder bis zur Geburt abzutreiben – warum dann nicht nach Belieben auch danach – Kranke, Alte, Behinderte. Gab es das nicht schon? Das lässt tief blicken in eine Gesellschaft, die sich offensichtlich immer mehr von der Normalität, die in Gottes Schöpfung grundgelegt ist, entfernt.“ Alternativen zu Abtreibungen gäbe es genug: Babyklappe; Kind zur Adoption freigeben; Patenschaften, auch kinderloser Paare ... „Wenn die Mutter ihr Kind geboren hat, gibt sie es selten weg“, sagt er, der auch mehr Engagement von Seiten der Kirchen anmahnt. „Überalterung in der Gesellschaft, Fachkräftemangel, Jugend, die nicht nachwächst, sollten Alarmsignale sein.“
Von Raphael Schmidt