„Berliner Ermutigung“ für unverkürzte Verkündigung
„Konstruktive Unterstützung geben“
Wollen Erzbischof und Priester ermutigen (v.l.): Johannes Bronisch, Martina Berlin und Klemens Radke. | Foto: Cornelia Klaebe |
„Mit diesem offenen Brief möchten wir ein Zeichen der Ermutigung setzen“, heißt es in einem Schreiben, das kürzlich Erzbischof Heiner Koch und die Priester des Erzbistums erreichte. Der Entschluss zu dieser Aktion fiel bei einer Tasse Kaffee nach der Morgenmesse. „Wir empfinden die Lage der Kirche als krisenhaft und insgesamt als schwierig. Aber Lamentieren und Grübeln nützt nichts, deshalb wollen wir einen konstruktiven Beitrag leisten“, erklärt Johannes Bronisch den Ursprungsgedanken.
Den Glauben unverkürzt verkünden
Gemeinsam mit Martina Berlin und Klemens Radke, wie Bronisch Gemeindemitglieder in St. Matthias in Berlin-Schöneberg, legt er Wert darauf, dass ihr Schreiben eine Initiative von Privatpersonen ist, die sich gedrängt fühlten, ihre Meinung zu sagen. Es gehe darum, den Bischof und die Priester zu ermutigen in ihrer Aufgabe, den katholischen Glauben unverkürzt zu verkünden, sagt er. Denn das müsse man in der gegenwärtigen Lage oftmals gegen Mehrheiten.
„Wir wollten nicht die hundertste Gruppe sein, die den Bischof bedrängt“, ergänzt Martina Berlin. Und ihr Mann Klemens Radke erklärt, als Gremienmitglied seiner Gemeinde bekomme er eine Vielzahl von Briefen und Schreiben aus den verschiedenen kirchlichen Verbänden auf den Tisch: „Die sind aber eher einseitig, und sie vertreten alle eine Meinung, die nicht meine ist.“ Im Brief betonen sie: „Vieles, was bislang, auch von Vertretern der Kirche, zur Missbrauchskrise geäußert wurde, überzeugt uns nicht und scheint uns oftmals sogar irreführend.“ Schlagworte bis hin zum „synodalen Weg“ dienten dazu, Forderungen nach Änderungen der katholischen Lehre, Abschaffung des Zölibats und nach der Diakonen- und Priesterweihe für Frauen zu platzieren. Der Zölibat sei aber nicht Ursache für den Missbrauch, vielmehr sei der Missbrauch ein Verstoß gegen den Zölibat. Sie wenden sich gegen den „Missbrauch des Missbrauchs“ und appellieren: „Bekennen wir uns alle mutig zu einer wahren Erneuerung, die ihr Maß an der Lehre Jesu Christi und der Tradition der Kirche nimmt!“
Normalerweise, betonen die Drei, engagierten sie sich in der eigenen Gemeinde und betrieben keine Kirchenpolitik, sehen ihren Platz eher in der Kirchenbank. „Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht zu Wort melden, wenn es nötig ist“, erklärt Bronisch. Den Rohentwurf ihres Briefes schickten die drei Initiatoren an einige Bekannte. Diese gaben ihn weiter an andere. „Wir waren erstaunt, dass wir innerhalb weniger Tage 40 Erstunterzeichner hatten“, schildert Martina Berlin.
Für die vielen unterstützenden Reaktionen, die sie innerhalb kürzester Zeit nach der Veröffentlichung des Briefs erreichten, sind die Initiatoren dankbar. Jetzt wollen sie zunächst zurück ins Gebet gehen. „Wir freuen uns weiterhin über jede Unterschrift, aber es gibt keine Marke, die wir erreichen wollen“, sagen sie. Eventuell wollen sie die bisher über 400 Unterzeichner zu einem gemeinsamen Gebet einladen.
Volltext des Briefs und Unterschriften: www.berliner-ermutigung.de
Von Cornelia Klaebe