Auferstehung betrachtet im Schatten der Corona-Pandemie
Kreuzwegstation "Auferstehung"
Der Kreuzweg ist die katholische Andachtsform für die Liturgie der Fastenzeit. Die beiden Theologen Martin W. Ramb und Holger Zaborowski haben Autorinnen und Autoren gebeten, eine Station des Leidens Jesu im Schatten des Corona-Heute zu deuten. Lesen Sie, was der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz über die Auferstehung schreibt.
Auferstehung - von Johannes zu Eltz
"Ein Bild, das mir nicht aus dem Kopf geht: Covid-19 überleben! Ein Patient im Krankenhausflur, am Stock, mitgenommen von der wochenlangen Intensivbehandlung, aber am Leben, auf eigenen Füßen, selber atmend, strebt mit einem Lächeln dem Ausgang zu. Rechts und links ein Spalier von Ärztinnen, Pflegern und Reinigungskräften, die wie wild winken und jubeln. Pflege, die geholfen, Arbeit, die sich gelohnt hat. Hoffnung, die in Erfüllung ging. Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen. Das stimmt leider. Aber der Tod kann nicht einfach machen, was er will. Er kriegt nicht immer seinen Willen. Manchmal gelingt der Aufstand gegen den Tod. Eine Auferstehung mitten im Leben. Eine Auferstehung. Im ersten Gotteslob von 1975 stand unter den Ostergesängen das aufsässige Lied „Das könnte den Herren der Welt ja so passen ...“. Der Schweizer Dichterpfarrer Kurt Marti hatte den Text gemacht, der damals berühmte Peter Janssens die Melodie. Darunter im Kleingedruckten eine ellenlange Erklärung, einzigartig im Gesangbuch, um nur ja deutlich zu machen, was mit dem Lied nicht gemeint sei: ein politisches Messiasbild zur Begründung von revolutionären Umtrieben. Alt-konservativer Jung-Katholik, der ich in jenen Jahren war, fand ich das Lied trotzdem unmöglich: zu weltlich, zu frech, zu wenig geistlich und innerlich. Heute denke ich: Stimmt eigentlich alles. Die „Herren, die mit dem Tod uns regieren“, gibt es wirklich. Sie haben Covid-19 nicht wissentlich zur Welt gebracht, das ist Verschwörungstheorie. Aber all die gegelte Geldgier, die Gleichgültigkeit gegenüber dem Elend im Süden, das himmelschreiende Unrecht an den Tieren: das sind Glieder an der Lieferkette des Todes. Wir werden mit den Seuchen im global village wahrscheinlich nicht fertig werden. Trotzdem müssen wir sie eindämmen, kleinkriegen und niederringen, so gut wir nur können. Wozu das gut ist, weiß jeder Mensch. Warum das gut gehen wird, weiß unser Glaube."
Johannes zu Eltz ist Pfarrer der Dompfarrei St. Bartholomäus und katholischer Stadtdekan in Frankfurt.
Zum Buch: "Auf dem Weg zum Kreuz. Meditationen in Zeiten der Corona-Pandemie", herausgegeben von Martin W. Ramb und Holger Zaborowski, EOS-Verlag, 102 Seiten, 14,95 Euro; mit Beiträgen u.a. von Gotthard Fuchs, Susanne Nordhofen, Julia Knop, Schwester Maura Zátonyi, Johannes zu Eltz und Klaus Mertes