Zentralkomitee der deutschen Katholiken wählt neuen Präsidenten
Laienvertretung im Umbruch
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken durchlebt spannende Zeiten. Es wählt einen Nachfolger für Präsident Thomas Sternberg, zieht im Januar nach Berlin, braucht profilierte neue Mitglieder – und muss auch noch den Synodalen Weg voranbringen.
Von Joachim Heinz
Üblicherweise hält das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) seine Herbstvollversammlungen am Sitz seines Generalsekretariates ab. In der Vergangenheit war dies Bonn. Das ändert sich ab Beginn des kommenden Jahres. Dann zieht das höchste repräsentative Gremium der katholischen Laien in Deutschland nach Berlin. Eine erste Annäherung an die neuen Verhältnisse bietet die Vollversammlung am 19. und 20. November, für die sich die rund 230 Teilnehmer in die Hauptstadt aufmachen.
Die Zeichen stehen auf Wandel, nicht nur was den künftigen Sitz des ZdK anbelangt. Bereits am ersten Tag der Zusammenkunft wird die Vollversammlung ein neues Präsidium wählen. Neben dem bisherigen Präsidenten Thomas Sternberg haben auch drei seiner vier Vize angekündigt, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen. Für die Nachfolge von Sternberg kandidieren die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp und der Theologe und Unternehmensberater Ulrich Hemel. Anders als Sternberg und dessen Vorgänger kommen beide nicht unmittelbar aus dem politischen Betrieb. Eventuell eine Hypothek für den Start in Berlin, wo das ZdK näher an die Entscheidungsträger in Bundestag und Regierung rücken will. Vielleicht aber auch eine Chance, weil Stetter-Karp wie auch Hemel frei und ohne Ballast aus der eigenen beruflichen Karriere in Berlin auftreten können.
Innerkirchlich sind beide bestens vernetzt. Das kann für den Synodalen Weg, den von den deutschen Bischöfen und dem ZdK gestarteten Reformdialog, von Nutzen sein. Ebenso wie für die Aufgabe, einer zunehmend kirchenfernen Öffentlichkeit zu erklären, wer die Katholiken sind und für was sie stehen.
Die öffentlichen Debatten werden nicht einfacher
Das wird auch auf der politischen Bühne in Berlin vonnöten sein. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik könnte mit Olaf Scholz (SPD) ein konfessionsloser Politiker Bundeskanzler werden. Das wird es für die Kirchen nicht einfacher machen, ihre Standpunkte in die öffentlichen Debatten einzubringen: von der Neuregelung der Suizidbeihilfe über ein sich wandelndes Familienbild bis hin zu der Sonderstellung der Kirchen etwa beim Arbeitsrecht.
Früher konnte das ZdK darauf bauen, Bundesminister oder einflussreiche Landespolitiker in den eigenen Reihen zu haben. Doch deren Zahl hat sich in den vergangenen Jahren merklich verringert. Zudem fehlt es an jüngeren Mitgliedern, die innerhalb und außerhalb der Kirche über ein gewisses Profil verfügen. Das hängt wohl damit zusammen, dass die Gremienarbeit zäh ist und die Strahlkraft der Katholikentage als Aushängeschild der ZdK-Arbeit zu verblassen droht.
An offenen Baustellen herrscht also kein Mangel, wenn das ZdK sein neues Berliner Kapitel beginnt. Ein paar frische Ideen könnten ihm guttun.