Dringender Appell in der Corona-Krise

Lassen Sie sich helfen!

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Auch wenn jetzt nach und nach die Läden öffnen, gilt gerade für die sogenannten Risikogruppen weiter: Abstand halten, zu Hause bleiben. Menschen, die für andere etwa Einkäufe erledigen wollen, gibt es genug. Manchen fällt es schwer, das anzunehmen. Dabei hat es nur Vorteile.

Eine Frau ist unterwegs, um für einen Risikopatienten einzukaufen. Foto: kna/Harald Oppitz
Eine Frau ist unterwegs, um für einen Risikopatienten einzukaufen. Foto: kna/Harald Oppitz

„Also, der junge Mann macht das ganz patent“, sagt Peter Prauß (69). Vor etwa drei Wochen hat sich der Osnabrücker bei der Caritas gemeldet. Prauß, der seit einem Fahrradunfall gehbehindert ist und durch Alter und Diabeteserkrankung zur Corona-Risikogruppe zählt, suchte jemanden, der für ihn einkauft. „Da war er bei uns richtig“, sagt Marie-Ann Marshall von der Caritas. „Wir bringen Helfer und Hilfesuchende zusammen, übrigens in enger Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden vor Ort.“ 

Zurzeit, sagt Marschall, gebe es sehr viel mehr Freiwillige als Hilfesuchende. „Wir erleben eine große Zurückhaltung bei älteren Leuten, Unterstützung anzunehmen. Sie wollen wohl einerseits nicht ihre Selbstständigkeit verlieren und andererseits niemandem zur Last fallen.“ Das mit der Last sieht Jana Bröcker ganz anders. Die 31-Jährige kauft seit einiger Zeit für eine ältere Dame ein, die durch Asthma und die Lungenkrankheit COPD vorbelastet ist. „Ich habe mich bei der Caritas als Helferin eintragen lassen und mich gefreut, als ich angerufen wurde, dass ich gebraucht werde“, sagt sie. „Für mich ist das auch eine Abwechslung, ich bin durch Homeoffice und Kontaktsperre ja auch ziemlich isoliert.“ 

Zum Einkauf gibt es einen Plausch gratis dazu. „Ich denke, das ist ein wichtiger Faktor, dass man sich auf Abstand noch ein bisschen unterhält“, sagt Bröcker und Peter Prauß sieht das genauso. „Wir haben viele Themen, über die wir uns unterhalten können“, sagt er über seinen Einkaufshelfer. „Das ist richtig schön, wenn er kommt.“

Telefonbesuch aus der Pfarrgemeinde

Redebedarf hat auch Marie-Ann Marschall von der Caritas als Grundbedürfnis vieler älterer Menschen ausgemacht. „Es gibt Gemeinden“, sagt sie, „da hat es sich das ganze Pastoralteam zur Aufgabe gemacht, jeden Tag Leute anzurufen. Zum Beispiel diejenigen, die sonst die Krankenkommunion bekommen oder die zum Seniorenkreis gehören.“ Telefonbesuche – so nennt sich eines dieser Projekte.

Andere Gemeinden setzen darauf, ihre Redebereitschaft zu signalisieren. „Rufen Sie uns an, wenn Sie Sorgen haben“, heißt es dann etwa im Gemeindebrief. Aber welcher alte Mensch macht das schon? Schließlich wollen sie nicht stören, schon gar nicht den Pfarrer. Obwohl ein Gespräch natürlich schon schön wäre ...

Marie-Ann Marshall von der Osnabrücker Caritas appelliert deshalb besonders an Ältere, Unterstützung zu suchen, sei es beim Einkauf oder am Telefon. „Man entlastet damit auch die eigenen Kinder“, sagt sie. „Die machen sich nämlich oft Sorgen um ihre Eltern.“ Ans Haus fesseln will sie aber niemanden. „Nur gehen Sie vielleicht besser im Park spazieren als in den Supermarkt.“

Susanne Haverkamp