Fläminger Kerzenzieherei Buchal in Existenznöten

Licht, das keiner mehr braucht?

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Seit fast 100 Jahren stellt die Kerzenzieherei Buchal im Fläming Kirchenkerzen her. Pandemie und Gemeindefusionen haben die Traditionsfirma jetzt in Existenznöte gestürzt.

Klaus-Peter Klenke und sein Sohn Christian Buchal hoffen auf eine gute Zukunft für die Wiesenburger Kerzenzieherei.    Fotos: Andrea von Fournier

 

„Es ist sozusagen unsere letzte, unsere einzige Hoffnung für diese Saison!“, erklärt Klaus-Peter Klenke (64). Er klingt niedergeschlagen, der Firmenchef von „Buchal-Kerzen“, die seit fast 100 Jahren traditionell handwerklich Kirchenkerzen aller Art herstellen, verzieren und individuelle Lichter für ihre Kunden schaffen. Das Unternehmen ist in Wiesenburg angesiedelt. Selbst in der DDR-Zeit konnte die Staatsführung den Hersteller von Altar- und Osterkerzen nicht kleinkriegen.
Damals trotzten Klaus-Peter Klenkes Großvater, später die Mutter dem System und versuchten den Spagat, „Konsumgüter“ und Kerzen für die Kirchenrituale herzustellen. Nun könnte die Pandemie, das Aus für die inzwischen kleine Firma bedeuten. Schon Weihnachten 2020 fielen Weihnachtsmärkte und Gottesdienste aus. „Was wir dafür produziert hatten, liegt teilweise bis heute in unserem Lager“, erklärt der Firmeninhaber.
Wieder wurde fleißig gearbeitet, um die Märkte und das Weihnachtsfest 2021 vorzubereiten. Und wieder erlebt Klenke das gleiche. In Roßlau, Brandenburg/Havel und Berlin wollte er mit Ständen vertreten sein. Roßlau wurde kurzfristig abgesagt, in Brandenburg musste er nach zwei Tagen einpacken. Nur in Spandau darf er noch an der Kunstausstellung im Goethehaus teilnehmen, ein Strohhalm, wer weiß, wie lange.

Bis heute entsteht das meiste in Handarbeit
Menschen lieben Kerzenlicht, besonders in der dunklen Zeit. Es erleuchtet den Raum, wärmt Herz und Hand, schon seit dem zweiten Jahrhundert im alten Rom. Die Entwicklung des Christentums mit seinen liturgischen Bräuchen sorgte für die Verbreitung und Weiterentwicklung des Wachslichts. Bis ins vergangene Jahrhundert musste man die Lichter ständig „schneuzen“, also den abgebrannten Docht kürzen, um Rußen und Tropfen zu verringern. Seit der Nutzung von Paraffin und Stearin als Grundstoff und der entscheidenden Verbesserung des Dochts verschwanden die unangenehmen Eigenschaften der Kerzen bis zum heute unkomplizierten „Genuss“. Bei „Buchal“ wird klassisch aus Paraffin und Bienenwachs produziert, mehr als dreiviertel Handarbeit stecken in der Kerze. Paraffin ist zurzeit allerdings so teuer, dass man kaum noch Gewinn erzielen kann.

Zu Buchals Spezialitäten gehören Kerzen mt Einkerbung.


Dass gerade die höchste Zeit der Arbeit und des Verkaufs läuft, von der Klaus-Peter Klenke und seine vier Mitstreiter auch die sommerlichen „Durststrecken“ überbrücken müssen, merkt man kaum. Keine Hektik in der Werkhalle, jeder Angestellte arbeitet routiniert an seinem Platz. Der Chef und sein Sohn bedienen die halbautomatische Handzugbank, „Opa“ produziert gerade den Buchstaben „A“. Der Rentner ist seit langem im Betrieb und kommt weiter aus Freude am Gebrauchtwerden. Aus dünnen, rot gefärbten Wachsplatten sticht er die Buchstaben aus. Eine simple Rouladennadel hilft ihm, fertige Lettern aus dem Stempel zu holen, bevor er sie in Reih und Glied auf einem Pergamentblatt ablegt.

Eine große Vielfalt an Formen und Zierat
Außer Buchstaben kann man unendlich viele andere Verzierungen auf den Kerzen von „Buchal“ finden, alle komplett in Handarbeit erstellt mit eigens entworfenen Silikonformen. Manche Lichter sind gedreht, andere kugel- oder pyramiden förmig, wieder andere sind ausgehöhlt. Im entstandenen Einschnitt findet eine ganze Szene Platz: Weihnachtstanne, Reh oder ein Betender, über dem Einschnitt leuchtet der Stern von Betlehem.
Klaus-Peter Klenke brennt für seinen Beruf. Im kommenden Jahr wollte er die Fima an den Junior, Christian Buchal, übergeben. Ob es noch dazu kommt, ob er kürzer treten, Mitarbeiter entlassen muss, weiß er nicht.
Pandemie und die Fusion der Kirchengemeinden sind für ihn unkalkulierbar: Von über 300 Kirchen im Erzbistum sind noch 10 Prozent in seinen Büchern. Dafür hat er einige evangelische Gemeinden gewonnen. Die Nerven liegen blank. Dabei hat „Buchal“ ein Netzwerk und eine gute Internetseite aufgebaut. Und hofft jetzt, dass die Ausstellung in Spandau nicht auch noch von heute auf morgen beendet wird.

Info: www.buchal-Kerzen.de

Von Andrea von Fournier