Martinstag in Worbis

Lichter in der ganzen Stadt

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Zum Martinstag hatte Pfarreiratsvorsitzende Sandra Schmidt die Initiative übernommen, das Fest in Worbis zu gestalten. Mit Playmobil-Figuren stellte sie Szenen aus dem Leben des Heiligen nach. Alle waren eingeladen, die Stadt mit Kerzen in den Fenstern zu erhellen.

Geschichten rund um den heiligen Martin an vielen Plätzen der Stadt.    Foto: Gregor Mühlhaus

 

„Not macht erfinderisch“ dachte sich Sandra Schmidt aus Worbis. Die Pfarreiratsvorsitzende der Pfarrei Sankt Antonius Worbis ist um Ideen nicht verlegen. Wegen der Bestimmungen, die auf Grund der Corona-Situation nicht nur in Worbis gelten, können die Martinsumzüge in diesem Jahr nicht stattfinden. Also ließ die Mutter von vier Kindern ihrer Fantasie freien Lauf und organisierte gleich zwei individuelle Sankt Martins-Touren durch ihre Heimatstadt. Sandra Schmidt stellte aus Kinderzimmerspielbeständen Playmobil-Männchen zusammen und zauberte aus ihnen Figuren, wie sie aus Zeiten des heiligen Martin von Tours bekannt sind. Martin sitzt auf einem Pferd, trägt stolz eine Rüstung, darüber seinen Mantel und hält die Zügel seines Rosses. Ein kleines Männchen kleidete Sandra Schmidt in einen Stofffetzen, so wie ihn der Bettler in der Martinslegende getragen haben muss. Ein anderes Bild zeigt, wie Martin verurteilt wird. „Die Menschen wollen ihn aus der Stadt jagen“, meint Sandra Schmidt und blickt auf das Figurenensemble.
 
Vom Gänsestall zum Kaisertisch
Die Lieblingsszene der Worbiserin ist das Bild, als sich Martin in einem Gänsestall versteckt und wie ein Häufchen Elend kauert. „Diese Legende können die Kinder heutzutage sehr gut nachvollzeihen“ sagt die 47-jährige. „Ich habe auch eine Szene zusammengestellt, die zeigt, wie Martin zu Tisch bei Kaiser Maximilian sitzt. Der Fürst hatte ihn eingeladen“. Letztendlich gibt es noch eine Figurenzusammenstellung, die darstellt, wie der heilige Martin sein Priestergewand noch einmal mit einem Bischof teilt.
Insgesamt zwölf Bilder stellte Schmidt zusammen, fotografierte sie und ließ sie auf A 3 Format drucken. Die Bilder hängen seit ein paar Tagen in den Schaufenstern von diversen Einzelhandelsgeschäften in Worbis. Die erste Martinsszene jedoch kann man im Schaukasten an der Antoniuskirche bewundern, die letze im Glaskasten bei der St. Nikolauskirche. Bedruckt von beiden Fotopapierseiten ziehen die Motive neugierige Blicke von innen und außen an. Zu jedem Foto gibt es außerdem einen bildbeschreibenden Text.
„Die Idee der Aktion ist, dass die Menschen, die vorüber gehen, innehalten sollen. Sie können ihren Kindern von Martin erzählen. Ich habe auch auf jedem zweiten Foto einen QR-Code aufdrucken lassen. Wenn man diesen per Smartphone scannt, starten Videos mit Martinsliedern“, erzählt die Worbiserin und fügt hinzu: „Vielleicht ist dieser Stationsweg eine Möglichkeit, neue Wege zu erschließen und eingefahrene Wege zu verlassen. Und ich meine, St. Martin heißt nicht nur eine Laterne in der Hand halten,  St. Martin heißt auch, sich in diesen Mann und sein Leben hineinzudenken“.
 
Kinder und ihre Eltern ermuntern
Die Christin hatte außerdem über das Internet dazu aufgerufen, vor und am Martinstag im Stadtgebiet möglichst viele Fenster mit Laternen zu schmücken. „Die Kinder sind in diesem Jahr traurig, weil sie nicht gemeinsam durch die Stadt ziehen können, also versuche ich Impulse zu geben und muntere auf, dass die Menschen ihre Wohnungsfenster zu einem kleinen Lichtermeer werden lassen“, meint Schmidt.
Auch Antje Schneeberg aus Worbis findet, dass es überaus schade ist, dass alle in diesem Jahr auf die Martinsumzüge verzichten müssen. Sie sagt jedoch: „Sandra und die Frauen von der ,Kinderkirche‘ haben immer Ideen und setzen sie auch um, so wie jetzt die Laternenaktion und die Martinsstationstour durch Worbis. Meine ganze  Familie wird auf den Beinen sein, wenn es am 11. November auch keinen Umzug gibt“. Initiatorin Sandra Schmidt sagt stolz: „Jeder kann dabei sein und individuell mitmachen, dabei durch die Stadt streifen und das Lichtermeer bewundern“.
 
Von Gregor Mühlhaus