Frisch sanierter Kirchenraum und neue Kirchenfenster in Altdöbern
Lohnt sich das noch?
Thomas Backhaus erläutert der Gemeinde von Altdöbern das Konzept der von ihm entworfenen neuen Kirchenfenster. Fotos: Matthias Holluba |
„Lohnt sich das noch?“ – Mit dieser Frage wurde Thomas Backhaus öfter konfrontiert, wenn er von dem Vorhaben erzählte, dass der Gottesdienstraum der kleinen Gemeinde in Altdöbern neue Kirchenfenster erhalten soll. Seine Antwort: „Ja, es lohnt sich. Es lohnt sich, hier in diese kleine Diaspora-Gemeinde zu investieren, weil jeder Einzelne zählt.“ Und so können sich die Katholiken von Altdöbern nun über zwölf neue Kirchenfenster freuen, die die bisherigen billigen Butzenfenster aus Pressglas ersetzen. Ordinariatsrat Backhaus, der die Bauabteilung des Bistums leitet, war kürzlich zu ihnen gekommen, um nach dem Sonntagsgottesdienst das theologische Konzept der Fenster zu erläutern, die er entworfen hat.
Eines der zwölf neuen Kirchenfenster. |
Das Thema Diaspora hat Backhaus bei der Fenstergestaltung aufgegriffen: Ein Bibelvers („Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, Matthäus 18,20) und ein Kirchenlied („Mir nach, spricht Christus, unser Held“, Gotteslob 461) waren Ausgangspunkt für die Idee zur Fenstergestaltung. Gleichbleibendes Element auf allen Fenstern ist das Kreuz. Wer den Kirchenraum betritt, dessen Blick fällt auf ein Fenster mit einem bloßen Kreuz. „Das Kreuz ist Angebot und Aufforderung zur Christus-Nachfolge.“ In den folgenden Fenstern befinden sich rund um das Kreuz farbige Quadrate in der Tradition mittelalterlicher Glasmalerei: auf einer Seite des Kirchenraums sind die Quadrate rot als Symbol für das Blut Christi, auf der anderen Seite blau als Symbol dafür, dass Christus in diese Welt gekommen ist. Die Quadrate stellen zugleich die einzelnen Christen dar, die sich Richtung Altar von Fenster zu Fenster immer mehr dem Zentrum des Kreuzes annähern. Am Ende bilden sie selbst ein Kreuz als Symbol für die zerstreuten Diaspora-Christen, die in diesem Raum Eucharistie feiern.
Hergestellt wurden die Fenster in der Berliner Glaswerkstatt Andreas Walter. Es war der Wunsch des Großräschener Pfarrers Thomas Francis Olickal, zu dessen Pfarrei Altdöbern seit zehn Jahren als Filiale gehört, die Fenster mit bescheidenen Mitteln zu gestalten. So belaufen sich die Kosten für die neuen Kirchenfenster und weitere am Gebäude erneuerte normale Fenster auf knapp 16 000 Euro. Die gesamte Innensanierung der Filialkirche einschließlich Sakristei, Gemeinde- und Nebenräumen hat rund 60 000 Euro gekostet.
Die Kirche befindet sich im Untergeschoss eines Gebäudes, das an ein DDR-Eigenheim erinnert. Errichtet in den 1970er Jahren, vor allem in Eigenleistung der Gemeinde. Eine Baugenehmigung für eine Kirche gab es damals nicht. So entstand ein Gebäude, das in der oberen Etage das Pfarrhaus beherbergte und im Untergeschoss einen „Gemeinschaftsraum für liturgische Bedürfnisse“, womit man das Reizwort Kirche umging. Auch wenn die Gemeinde inzwischen kleiner geworden ist, finden hier nach wie vor regelmäßige Gottesdienste statt.
Im Namen der Gemeinde dankte Pfarrer Olickal Thomas Backhaus für alle Unterstützung bei diesem und anderen Bauprojekten der Pfarrei. Mit Blick auf die Konzeption der Kirchenfenster fügte er hinzu: „Sie sind ein wunderbarer Theologe.“
Von Matthias Holluba