Karnevalsgottesdienst im Eichsfeld

„Lustig und schlau – Helau!“

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Angesichts der Fünften Jahreszeit fand in Leinefelde ein Karnevalsgottesdienst statt. Dazu kamen kostümierte Faschingsbegeisterte aus zehn Eichsfelder Vereinen in die St.-Bonifatius-Kirche.


Vertreter verschiedener Eichsfelder Karnevalsvereine zusammen mit Kaplan Lukas Hennecke (Bildmitte).           Foto: Gregor Mühlhaus

Für Kaplan Lukas Hennecke war es eine Premiere. Seine erste Karnevalistenmesse sollte eine rundum gelungene Veranstaltung werden. So zog der Geistliche in rosa Gewand und Narrenkappe auf dem Kopf am 25. Januar in die Leinefelder Bonifatiuskirche ein und begrüßte die knapp 100 kostümierten Karnevalsbegeisterten aus zehn Vereinen auf das Herzlichste. Gekommen waren unter anderem Abordnungen aus den Orten Leinefelde, Gernrode, Beuren, Struth, Dingelstädt, Birkungen, Breitenbach und Kirchohmfeld.

Im Gegensatz zur gewohnten Liturgie gab es als Kyrie eine Rakete in sich steigernden Geschwindigkeitsstufen. Dabei waren die Jecken eingeladen zu trampeln, zu klatschen und zu pfeifen. „Liebe Narren, liebe Schwester und Brüder im Herrn. Schön, dass ihr gekommen seid, von nah und fern“, begann der junge Kaplan seine Predigt in Reimform, die er beibehielt. Wie es bei Büttenreden üblich ist, folgte seinen Reimversen ein kräftiges „Helau“ der Gottesdienstbesucher.

Fasching im Angesicht vieler Probleme

Hennecke verlor auch kritische Worte zu brennenden Themen der Zeit. Er forderte Frieden zu schließen, erwähnte den russischen Kriegstreiber und fand: „Was du nicht willst, was man dir tu´, das füg´ auch keinem anderen zu“. Karneval feiern sei nicht immer einfach. Inflation, Streit  und Konfrontationen seien an der Tagesordnung. Die Faschingsfreunde im Eichsfeld jedoch ließen sich zur fünften Jahreszeit, wie der Karneval auch genannt wird, nicht beirren, fand Hennecke und sagte: „Eichsfelder Narren sind eben lustig und schlau“. Darauf folgte wieder ein donnerndes „Helau“. Der Geistliche übte auch Selbstkritik, bei der Karnevalistenmesse natürlich immer mit einem zwinkernden Auge.

Nach der Predigt legte Tanzmariechen Samira Nimser vom „Leinefelder Carneval Club“ einen rasanten Funkentanz hin. Mit Drehfiguren, Überschlägen und artistischen Einlagen hatte sie die Gottesdienstbesucher schnell auf ihrer Seite.

Schließlich wurde es zu den Fürbitten wieder ernst. „Herr, wir brauchen wieder gute Nachrichten in der Welt“, so die Einleitung. Gedacht wurde dabei auch der Schwerkranken, die der närrischen Zeit gerne beiwohnen würden, dies aber nicht können. Trotzdem stand die gute Laune am Abend im Vordergrund. So hatten viele ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen, als der Kommuniongang von der Stimmungsmelodie „Wenn das so weiter geht, bis morgen früh...“ untermalt wurde.

Karnevals-Orden für den Kaplan

Zum Schluss gab es vom Präsidenten des Verbandes „Thüringer Karneval“, Christoph Matthes, noch den Jahresorden für den Kaplan, der mit seinen Ministranten anschließend Bonbons in die Menge warf.

Der langjährige Präsident des „Gernröder Karneval Vereins“, Rolf Berend, meinte: „Das Jahr 2023 wird in die Karnevalsgeschichte eingehen, weil trotz langer Abstinenz Jung und Alt wieder feiert. Nach Corona hatten viele einen Bruch befürchtet. Das hat sich nicht bewahrheitet. Man sieht es hier“.

Von Gregor Mühlhaus