Klimapilgertour führt durch das Bistum Hildesheim
Mehr als ein Zeichen
Unter dem Motto „Geht doch!“ sind seit dem 9. September Klimapilger zu Fuß auf dem Weg von Bonn ins polnische Katowice. Auf ihrer rund 1700 Kilometer langen Strecke erreichen sie am 30. September auch das Bistum Hildesheim. Mitorganisator ist hier Dr. Dirk Preuß, Umweltbeauftragter des Bistums.
Was bringt das Klimapilgern für das Klima?
Wenn die Pilgerinnen und Pilger durch die Orte ziehen, Aktionstage stattfinden und die Medien berichten, wird das Thema Klimagerechtigkeit hoffentlich von vielen Menschen wahrgenommen. Die Klimapilger fordern die Politik zu weitreichenderem Handeln auf, zugleich werden wir als einzelne und als Kirchen zum Nachdenken angeregt, was wir gegen den Klimawandel tun können. Wenn dies auf allen Ebenen zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit den natürlichen Ressourcen führen würde, wäre schon viel gewonnen.
Ist das ganze nicht eher eine Alibi-Aktion?
Der Pilgerweg für Klimagerechtigkeit gibt doch viel weniger ein Alibi als dass er den Finger in die Wunde legt. Voraussichtlich verfehlt Deutschland die selbstgesteckten Klimaziele für 2020 deutlich. Das heißt, wir verfehlen sie, Sie verfehlen sie, ich verfehle sie. Wir leben weiterhin auf Kosten vor allem der Armen und auf Kosten der kommenden Generationen, die unter dem Klimawandel besonders zu leiden haben.
Was heißt das konkret?
Für mich persönlich geht es um eine Änderung des Lebensstils: Wie kann ich gut leben, ohne dies auf Kosten anderer Menschen und eines funktionierenden Ökosystems zu tun? Darüber lässt sich beim Pilgern nun einmal besser nachdenken als – um ein Klischee zu bedienen – bei der Fahrt mit dem SUV zum Supermarkt um die Ecke.
Ist der Pilgerweg für Klimagerechtigkeit mehr als nur ein Zeichen, ist er mehr als nur Symbolpolitik?
Es ist vor allem ein Appell – erstens für Gerechtigkeit und Solidarität: Die Armen nicht mit den Folgen und Kosten des Klimawandels alleine zu lassen, aber genauso, für einen sozialverträglichen Strukturwandel in den Braunkohlerevieren einzutreten. Und zweitens, den Klimawandel zu stoppen, wenigstens deutlich zu verlangsamen.
Müsste die Kirche nicht selbst auf diesem Gebiet noch viel aktiver werden?
Mit Sicherheit gibt es da noch viel Potenzial. Einige Gemeinden und Einrichtungen haben schon viel umgesetzt im Energiemanagement, in der nachhaltigen Beschaffung, in der Bildungsarbeit. Bei anderen geht das Thema zwischen vielen anderen unter.
Das Pariser Klimaabkommen wird in etlichen Ländern – auch welchen, die es sogar mit unterschrieben haben – nicht oder kaum beachtet. Warum dann Klimapilgern hier bei uns? Ist das nicht ein Tropfen auf den heißen Stein?
Viele Tropfen ergeben ein Meer. Nicht zufällig führt der Weg zur Weltklimakonferenz nach Katowice, wo es um ein konzertiertes Handeln aller Nationen gehen wird. Wenn alle nur halbherzig agieren, ist es bald zu spät. Daher müssen wir in Deutschland, das immerhin für rund 2 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich ist, mit gutem Beispiel vorangehen. Und zwar jetzt.
Interview: Edmund Deppe
Klimapilgern
Der Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit wird unterstützt von einem Bündnis aus 40 Organisationen, Initiativen und Unternehmen, darunter Misereor, die Sternsinger und die Deutsche Bischofskonferenz.
Die Tagesetappen im Bistum Hildesheim:
- 30.9. Ankunft in Hameln,
- 1.10. Hameln – Springe,
- 2.10. Springe – Jeinsen,
- 3.10. Jeinsen – Hannover,
- 4.10. Hannover,
- 5.10. Hannover – Sehnde,
- 6.10. Sehnde – Dungelbeck,
- 7.10. Dungelbeck – Braunschweig,
- 8.10. Braunschweig,
- 9.10. Braunschweig – Königslutter am Elm,
- 10.10. Königslutter am Elm – Schöningen,
- 11.10. weiter zur Huysburg.
Mehr Infos zu den Etappen unter: www.klimapilgern.de