KLB begrüßt Özdemir-Vorstoß

Mehr Fairness an der Ladentheke

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Cem Özdemir will Ramschpreise auf Lebensmittel bekämpfen. Die Katholische Landvolkbewegung unterstützt die Idee des Bundeslandwirtschaftsministers – und erklärt, wie sie sozial gerecht funktionieren kann.

Wie teuer dürfen Lebensmittel sein?
Wie teuer dürfen Lebensmittel sein?

Von Kerstin Ostendorf

Kurt Kreiten ist gespannt, ob Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir seine Forderungen umsetzen kann. Der hatte gefordert, dass es Ramschpreise auf Lebensmittel nicht mehr geben dürfe, weil sie Bauernhöfe in den Ruin trieben, Tierwohl verhinderten und das Klima belasteten. „Ich halte das für einen sehr guten Vorschlag, aber Herr Özdemir legt die Latte für sich sehr hoch. Er wird sich in seiner Amtszeit an diesen Aussagen messen lassen müssen“, sagt Kreiten, der Bundesvorsitzende der Katholischen Landvolkbewegung (KLB). 

Gerade Fleischprodukte würden oft unterhalb der Haltungs- und Produktionskosten angeboten. „Das lehnen wir absolut ab. Das gibt auch dem Verbraucher das Gefühl: Dieses Lebensmittel ist Ramsch, das hat keinen Wert. Wir müssen am Markt einen fairen Preis durchsetzen“, sagt Kreiten, dessen Verband mittelständische Landwirte vertritt. Gerade Bauernfamilien könnten dem Preisdruck auf Dauer nicht standhalten. „Der Verzehr von Billigfleisch schadet dem Tierwohl und sorgt dafür, dass riesige Agrarfabriken und Produktionsstätten entstehen“, sagt Kreiten. 

Auch Sozialverbände wie der VdK oder der Paritätische Wohlfahrtsverband begrüßten den Vorstoß Özdemirs, mahnten aber zugleich, die Preise sozial gerecht zu erhöhen und Regelsätze für die Sozialhilfe entsprechend anzuheben. „Man kann Ökologisches und Soziales nicht trennen. Es geht nur ökosozial, sonst verliert man die Unterstützung der Bevölkerung“, sagte Ulrich Schneider, der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. VdK-Präsidentin Verena Bentele schlägt vor, die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse zu senken, um auch Menschen mit geringem Einkommen zu entlasten.

Der KLB-Bundesvorsitzende Kreiten fordert, eine faire Preiserhöhung für die Erzeuger dürfe nicht eins zu eins an der Ladentheke an die Verbraucher weitergegeben werden. Da sei auch der Handel in der Pflicht, denn vor allem dort liege die Gewinnspanne. „Edeka, Aldi und Co. dürfen sich nicht nur öffentlichkeitswirksam für ihren Einsatz für Tierwohl und regionale Produkte loben, sondern müssen das auch weiterhin in konkrete Taten umsetzen“, sagt er. 

Jeder kann seine Ernährung überprüfen und verändern

Ebenso wichtig sei es, ein neues Bewusstsein für Lebensmittel und Ernährung in der Bevölkerung zu etablieren. „In Deutschland werden immer noch viele Fleischprodukte konsumiert, die wesentlich teurer sind als Obst, Gemüse und andere vegetarische Lebensmittel“, sagt Kreiten. Schaue man sich die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung an, dann gebe es auch durchaus gesundheitliche Gründe, das eigene Ernährungsverhalten zu verändern. „Wir wollen niemandem vorschreiben, wie er sich zu ernähren hat. Aber jeder sollte sich intensiv damit befassen“, sagt Kreiten. 

Dafür seien etwa Weiterbildungen zu Gesundheitsprävention und Ernährungswissen wichtig. „Wir müssen stärker auf diese Themen setzen“, sagt der Bundesvorsitzende der KLB. Kantinen, Großküchen und Mensen könnten etwa zu Vorbildküchen werden. „Das haben wir bisher viel zu wenig getan.“