Alte Mauern, neues Leben: St. Elisabeth Remsfeld
Mit Beichtstuhl und Kniekissen
Adobe/Microstocker.Pro/Tietze
Das Ehepaar Christoph und Elisabeth Felber hat das frühere Gotteshaus im Dezember 2020 gekauft. Eröffnung war im Juli 2021. Exakt 70 Jahre nach der Einweihung der Kirche. Das Lokal, das für Veranstaltungen betrieben wird, trägt weiterhin den Namen St. Elisabeth.
Betritt ein Gast durch die Eingangstür – sie stammt noch vom ehemaligen Kirchenbau – den Innenraum, so ist bei den meisten die erste Reaktion ein Staunen. „Viele werden ehrfürchtig“, erklärt Elisabeth Felber. Denn dem Eintretenden fällt vieles in den Blick, was er aus Kirchenräumen kennt: Kirchenbänke, die sich um Tische gruppieren, der frühere Hochaltar, auf dem Kerzen stehen und ein aufgeschlagenes Buch liegt. Eine Marien-Statue findet sich ebenso im ehemaligen Altarraum wie Kniekissen auf den Stufen – einst für die Ministranten. Über dem Hochaltar hängt das Meditationsbild des heiligen Nikolaus von Flüe, das als Hungertuch in der Fastenzeit genutzt wurde.
„Uns war es wichtig, den ursprünglichen Charakter des Kirchenraums zu erhalten“, betont Christoph Felber. Eigentlich müsste man sagen, „ihn wiederzubeleben“. Denn bevor das Ehepaar die profanierte Kirche mit Gemeinderaum sowie das angrenzende Pfarrhaus übernahm, boten sich die Gebäude eher als „Ruine“ dar. Denn vieles war kaputt oder durch den jahrelangen Leerstand heruntergekommen.
Im ehemaligen Kirchenraum wurde die Decke abgeschleift und erneuert. Gleiches galt für die Innen- und auch die Außenwände. Erhalten blieben die alten Kirchenfenster – mit Ausnahme des Rundfensters an der Empore. Das Fenster aus Buntglas wurde von Kindern bei Fußballspielen eingeschlagen. Jetzt ist es ohne Buntglas. „Dadurch leuchtet aber der Kronleuchter im Bereich der Empore in der Dunkelheit nach draußen“, hat Christoph Felber bemerkt.
Der anthrazitfarbene Fußboden blieb ebenso erhalten wie der frühere Hochaltar. „Der Hochaltar stützt die Altarwand“, nennt Christoph Felber den Grund, weshalb der Altartisch nicht entfernt werden kann. Der nach dem Konzil in den 1960er-Jahren zu den Gläubigen hin errichtete Altar unterhalb der Altarstufen wurde entfernt. Im Altarraum rechts oben auf dem Fenstersims stehen zwölf Keramikleuchter. Die Zahl ist mit Bedacht gewählt. „Sie sollen die zwölf Apostel versinnbildlichen“, sagt Elisabeth Felber.
Der Bischof lobt: Eine neue Form von Kirche
In einer Seitenwand des Kirchenschiffs ist noch der ehemalige Beichtstuhl erhalten. So können Gäste, die sowas noch nie gesehen haben, erfahren, was es damit auf sich hat. Denn: Das Ehepaar Felber weiß sich persönlich der Kirche verbunden. So gehört Christoph Felber dem Verwaltungsrat der Pfarrei Christus Epheta in Homberg/Efze an. Das Paar hat sich auch gefreut, dass der Fuldaer Bischof schon einmal bei ihnen zu Besuch war. „Er sagte uns: Was wir hier machen, ist eine neue Form von Kirche“, freut sich das Ehepaar.
In der Mitte des Kirchenschiffs ist ein roter Teppich ausgerollt. Wenn dabei mancher an Hochzeit denkt, so trifft das auf diesen Raum zu. Denn das profanierte Gotteshaus dient als Standesamt für Eheschließungen.
Erinnerung an das Rosenwunder der heiligen Elisabeth
Der erste Gast in der Event-Location war der langjährige evangelische Pfarrer von Remsfeld. Er feierte dort seinen 70. Geburtstag. „Er arbeitete gut mit dem damaligen katholischen Pfarrer Ferdinand Rech zusammen. Sie feierten hier gemeinsame ökumenische Gottesdienste“, erinnert sich Christoph Felber an die bewegende Begegnung. Er verweist auf eine Besucherin, der die Tränen in den Augen standen, als sie die Kirche betrat. „Sie ist in der Kirche getauft und später getraut worden“, so Felber. Solche Erinnerungen äußerten Gäste immer wieder.
Im Garten hinter dem früheren Pfarrhaus, das nun das Ehepaar Felber bewohnt, befindet sich ein Rosenstock. Weihbischof Johannes Kapp brachte ihn 1995 zur Beerdigung von Pfarrer Rech mit. Er sollte an einem Lieblingsort des Priesters aufgestellt werden. Dies war in einer Ecke des Gartens beim Pfarrhaus. Aber irgendwann blühte er nicht mehr richtig. „Der Rosenstock sollte rausgerissen werden“, erinnert sich Christoph Felber. Er setzte ihn daraufhin an eine andere Stelle. Und da blüht er nun.
Und auch der Ahorn, der zuvor nicht wachsen wollte, gedeiht, seit wieder neues Leben in und um die ehemalige Kirche St. Elisabeth eingekehrt ist.
Apropos Elisabeth und Rosenstock: Der gebürtigen Thüringerin Elisabeth Felber ist die Rosenlegende ihrer Namenspatronin wohlvertraut. Demnach brachte Elisabeth Brote von der Wartburg zu den Armen. Diese Episode würde Elisabeth Felber gern als ein Gemälde auf eine der Turmwände aufmalen. „Wir haben noch so viele Ideen“ sagt sie dazu.