Das Miteinander in den Dörfern fördert die Caritas Südniedersachsen in einem Modellprojekt
Modellprojekt verbindet Generationen
Das Miteinander in den Dörfern fördert die Caritas Südniedersachsen in einem Modellprojekt zur „Verbesserung der sozialen Daseinsvorsorge“. 16 Ortschaften in Gieboldehausen und rund um Duderstadt werden dabei von fünf Freiwilligen betreut.
Statt nur Seniorennachmittage anzubieten, mal ein Dorffrühstück organisieren – die Idee kommt im Untereichsfeld derzeit gut an. „Was früher die Kneipe oder der Laden gewesen ist, das ist heute das Dorffrühstück: ein Ort zum Austausch“, sagt Sandra Holzapfel, Projektkoordinatorin bei der Caritas. Gemeinsam mit fünf jungen Erwachsenen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten, baut sie ein Netzwerk an Aktionen und Hilfen für das Leben im Dorf auf. „Essen und Trinken funktioniert dabei gut“, gibt Holzapfel schmunzelnd zu.
Das Projekt hat allerdings einen ernsten Hintergrund. Durch den demografischen Wandel mit weniger Menschen und steigendem Durchschnittsalter stellt sich vielerorts die Frage, ob und wie ältere Menschen noch am Dorfleben teilhaben können. „Ziel des Projekts ist es, die Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen in den beteiligten Dörfern langfristig zu verbessern“, sagt Holzapfel.
Neue Bank und Busfahrplan in Großdruck
Dafür soll die Arbeit der Dorffreiwilligen in alle Generationen wirken. So hat Sevda Boran, die in ihrem sozialen Jahr Hilkerode und Breitenberg betreut, auch Kontakte zur Kindertagesstätte aufgebaut. „Ich helfe jede Woche einen Tag und habe auch Senioren zum Besuch in die Kita begleitet“, berichtet die 19-Jährige. Der Austausch zwischen verschiedenen Generationen fördere das Verständnis untereinander. „Wir müssen das ganze Dorf in den Blick nehmen und über Generationen hinweg die Verbindungen wieder schaffen“, erklärt Holzapfel.
Je nach Dorf waren die Freiwilligen in den vergangenen Monaten etwa in Kindergruppen oder Gruppen für die Betreuung pflegebedürftiger Senioren unterwegs. Alle Freiwilligen bieten regelmäßig Sprechstunden an. Gemeinsam mit den Seniorenbeauftragten der Dörfer haben sie auch Hausbesuche unternommen. „Wer alleinstehend oder erst vor Kurzem zugezogen ist, den besuchen wir“, erzählt Luca Raabe, der für Immingerode, Tiftlingerode und Gerblingerode zuständig ist.
Auch die Infrastruktur soll verbessert werden
Zur dörflichen Infrastruktur versuchen die Freiwilligen ebenfalls beizutragen. In Westerode wollen sie auf dem Weg zum Friedhof eine Bank aufstellen und der Busfahrplan soll im Projektgebiet älteren Menschen in Großdruck überreicht werden. „Läden und Praxen verlagern sich aus den Dörfern weg“, beobachtet Holzapfel. Arztbesuche und Einkäufe müssten aber dennoch erledigt werden, wenn nötig würden nun die Freiwilligen jemanden begleiten. „Wir möchten aber, dass die Menschen sich in den Dörfern wieder mehr untereinander helfen“, hofft Holzapfel.
Johannes Broermann