Bericht von Caritas international
Morde und Entführungen: Humanitäre Hilfe immer gefährlicher
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Freiburg (KNA) Hilfe in Kriegs- und Krisenregionen wird nach den Erfahrungen von Caritas international immer gefährlicher. „Seit den 1990ern hat sich die jährliche Zahl der während ihrer Arbeit entführten, verletzten oder getöteten Helferinnen und Helfer verdreifacht“, sagte Caritas-international-Chef Oliver Müller am Donnerstag in Freiburg. „Humanitäre Hilfe ist in weiten Teilen der Welt lebensgefährlich geworden.“
Als Ursache für die wachsende Gewalt gegen humanitäre Helfer sieht Caritas international die steigende Zahl von Konflikten und Kriegen. 2022 starben 238.000 Menschen in Kriegen, ein Höchststand für das 21. Jahrhundert, die meisten demnach in Äthiopien und in der Ukraine; in beiden Staaten wurden auch Caritas-Mitarbeitende getötet.
„Wo uns das Caritas-Logo früher einen gewissen Schutz bot, ist das heute in vielen Kriegsregionen immer weniger der Fall“, sagte Müller. „Selbst Krankenhäuser werden mittlerweile gezielt unter Beschuss genommen – wie zum Beispiel in Syrien.“ Humanitäre Helfer würden heute zunehmend zur Zielscheibe, weil Kriegsparteien sie zu Vertretern westlicher Ideologien erklärten. „Dabei ist die politische Neutralität oberstes Prinzip der humanitären Hilfe“, sagte Müller.
Caritas international bietet auch psychologische Hilfen für Mitarbeitende in Krisengebieten an. Beispielsweise entstanden in der Ukraine Nachsorge-Angebote für Helfende. Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa sagte, die Helfer seien das Rückgrat aller Aktivitäten. „Es ist unsere Verantwortung, sie so gut wie es in unserer Macht steht vor Gefahren zu schützen.“
Die Hilfsorganisation stellte am Donnerstag ihren Jahresbericht vor. 2022 war demnach ein bedrückendes Krisenjahr – mit dramatisch gestiegenen Zahlen von Hungernden und Hilfsbedürftigen.