Klauskapelle in Goslar

Nach der letzten Schicht in die Kapelle

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Jahrhunderte lang zogen Bergleute von der Klaus­kapelle in Goslar zum Bergwerk Rammelsberg. Bevor sie in den Stollen zu ihrer gefährlichen Arbeit einfuhren, kehrten sie in der Kapelle ein, um zu beten.


Die Klauskapelle war über vier Jahrhunderte geistliche
Heimat der Goslarer Bergleute.

Die letzte Schicht im Rammelsberg war 1988. „Nach Schichtende zogen die Bergleute in ihre festlichen Bergmannsuniformen gekleidet in Prozession zur Klauskapelle“, erzählt Jens Fricke.  Und Sie kamen nicht mit leeren Händen. Sie brachten zwei Schlitten oder Erztragen mit, gefüllt mit Erzbrocken. Diese Zeugen des Bergbaus und der Verbundenheit der Bergleute zur Klauskapelle fanden ihren Platz rechts und links neben dem Altar.

Ursprünglich diente die kleine romanische Kapelle, die urkundlich erstmals 1186 erwähnt wird, als Gebetsraum für Reisende, Kaufleute und Pilger. Sie war Bestandteil der Goslarer Stadtmauer, direkt neben dem Klaustor. Fricke, der hauptamtlich im Rettungsdienst arbeitet, übernimmt ehrenamtlich Küsterdienste in der kleinen Kirche. Er zeigt auf die zugemauerten Schießscharten auf der Südseite. „Da ging früher der Wehrgang der Stadtmauer entlang.“ Über den Kirchboden, der damals tiefer lag.
 


Die bemalte Holzdecke der Klauskirche
stammt aus der Mitte des 16. Jahr-
hunderts. | Fotos: Edmund Deppe

Als die Kirche der Bergleute in Bergdorp im Konflikt mit dem Braunschweiger Herzog zerstört wurde, erhielten die Bergleute 1537 die romanische, aus Bruchsteinen erbaute Klauskapelle als Ersatz. Das Gebäude nebenan wurde als Hospital eingerichtet. Hier wurden verunglückte Bergleute versorgt, ebenso die Witwen und Waisen verstorbener Bergmänner.

Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts befand sich die Klauskapelle im Besitz des Bergamtes, später der Rechtsnachfolgerin Preussag. 1969 wurde sie dann an die evangelische Frankenberger Gemeinde verkauft. Nach wie vor finden hier Gottesdienste statt.
 


Jens Fricke zeigt die schweren Erzbrocken. Bergleute
haben sie von ihrer letzten Schicht im Rammelsberg mitgebracht.

Das beeindruckende an dieser romanischen Saalkirche ist die mit Mustern bemalte Holzdecke, die nach 1537 entstand. Auch von der ursprünglichen Ausstattung ist noch einiges erhalten wie ein geschnitztes Kreuz aus dem 15. Jahrhundert und rechts vor der Apsis die gotische Holzkanzel. Die Kreuzigungsgruppe im Chorbogen dürfte Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden sein. „Aber hier steht nur eine Nachbildung, das Original steht im Landesmuseum in Hannover“, verrät Fricke.

Doch auch „modernere“ Kunst ist in der Klauskapelle zu finden. Von der Vermalung 1929 ist in der Apsis die Pantokratordarstellung erhalten und vom Dankgottesdienst der Bergleute 1988 zwei Leuchtergruppen: eine vor dem Altar aus Reicherz (mit hohem Metallgehalt) und in einer der Erztragen eine aus Armerz (mit niedrigem Metallgehalt).

Wer sich in der Kapelle, die sich viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahrt, umschaut, kann auch Darstellungen der heiligen Barbara entdecken. „Schließlich ist sie ja die Schutzpatronin der Berg­leute“, sagt Fricke. Aber auch der heilige Nikolaus fehlt nicht. Seine Ikone hängt direkt neben der Kanzel.

Besichtigungstermine können über die evangelische Frankenberger Gemeinde Goslar vereinbart werden. Telefon 0 53 21 / 2 25 66 oder 2 24 64.

Edmund Deppe