Stefan Spangenberg ist von Ingelheim nach Jerusalem gepilgert
Neun Länder in 283 Tagen
Er hat sein Ziel erreicht: Jerusalem. Im Mai vergangenen Jahres lief Stefan Spangenberg los – von Ingelheim, zu Fuß (wir berichteten). Wieder zuhause angekommen, erzählt er, wen er am Damaskustor in Jerusalem getroffen hat. Von Elisabeth Friedgen.
„So richtig habe ich es noch nicht begriffen, dass ich das wirklich geschafft habe“, sagt Stefan Spangenberg. Von den 5523 Kilometern, die er von Ingelheim größtenteils zu Fuß nach Jerusalem zurücklegte, berichten noch die ausgetretenen Wanderschuhe, die in einer Ecke seiner Ingelheimer Wohnung stehen.
In der Türkei feiert er seinen 60. Geburtstag
Vor einigen Tagen ist Spangenberg wieder in seinem „alten“ Leben gelandet, von Freunden und Familie euphorisch am Frankfurter Flughafen begrüßt. Der Abschluss eines Abenteuers, das am 6. Mai 2018 begann. Da ist er nach monatelanger Vorbereitung seiner Route losgelaufen. Zunächst nach Frankreich, dann in die Schweiz.
Im Juli erreicht er Italien. Der Pilgerstempel vom 21. Juli erinnert an den Tag, als er in Rom eingetroffen ist. Per Fähre setzt Stefan Spangenberg nach Alba-nien über, weiter geht es über Mazedonien und Griechenland nach Zypern, dann in die Türkei. Dort feiert er Anfang November seinen 60. Geburtstag und später das Weihnachtsfest in der deutschsprachigen Gemeinde Antalyas, St. Nikolaus.
Nicht selten an Autobahnen entlang
Ein Gefühl, das Stefan Spangenberg mit dem Ende der Pilgerreise gern hinter sich gelassen hat: „Morgens nicht wissen, wo ich abends übernachten werde.“
Bis Italien gebe es eine „gute Pilger-Infrastruktur“. Danach wurde nicht nur die Suche nach Unterkünften, sondern auch der Weg selbst oft zur Herausforderung. So lief Spangenberg nicht selten an Autobahnen entlang oder musste Umwege laufen, um mit dem Monowalker, seinem Wandergepäckwagen, voranzukommen. Sicher fühlte er sich dennoch in jedem Moment seiner Reise: „Ich bin nicht beklaut worden, habe überall offene und hilfsbereite Menschen getroffen.“ Wie etwa das israelische Pärchen, das er im Juni am Großen Sankt Bernhard Pass in der Schweiz kennenlernt und das ihn im Februar in seinem Kibbuz in Jerusalem beherbergt. Ende Januar kommt er in Israel an. Im Schnitt ist der Jerusalempilger täglich 35 Kilometer gelaufen, die jahrelange Erfahrung im Wandern und Marathonlaufen sind da von Vorteil.
Pilgern bedeutet auch oft Einsamkeit. Davor hatte Stefan Spangenberg Respekt, als er los-lief. „Heute kann ich sagen: Mit mir selbst allein sein, das ist mir gut gelungen. Ich hatte Hörbücher dabei, aber die habe ich gar nicht genutzt.“
Vor allem die Schönheit der Natur hat ihn beeindruckt – sei es in den Schweizer Alpen, in Mazedonien („Da muss ich unbedingt nochmal hin!“) oder in Israel. „Manchmal konnte ich gar nicht genug Fotos machen.“ Für eine reich bebilderte Erinnerung reicht es allemal. Rund 29 000 Bilder hat er nun auf seiner Festplatte.
An seinem 283. Pilgertag erreicht Stefan Spangenberg Jerusalem, an seinem 290. Pilgertag begrüßt ihn der Wormser Dompropst Tobias Schäfer, sein ehemaliger Ingelheimer Heimatpfarrer und extra aus Deutschland eingeflogen, am Damaskustor. Das hatte er versprochen – sollte Spangenberg die Tour wirklich packen. „Da habe ich mich schon sehr geehrt gefühlt, dass er wirklich gekommen ist.“
Gute Kondition durchs Pilgern aufgebaut
Nun ist Spangenberg wieder zurück – und hat neue Pläne: „Ich habe durch das Pilgern eine gute Kondition aufgebaut und werde mich für den Mainzer Gutenberg Marathon im Mai anmelden.“ Außerdem will er die Bilder sortieren, vielleicht ein Buch über seine Pilgerreise schreiben. Und irgendwann geht es auch wieder los in seinen Wanderschuhen. Es gibt noch so manche Pilgerroute, die Stefan Spangenberg reizt.
Zur Sache: Pilgerreise hilft Menschen mit MS
Im Internet sind die detaillierten Reiseberichte zu lesen, die Stefan Spangenberg wöchentlich eingestellt hat: www.first-cs.de/blog
Dort hat er auch zu Spenden für den sozialen Zweck seiner Pilgerreise aufgerufen, der Unterstützung der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) in Rheinland-Pfalz. Insgesamt 8000 Euro sind dafür zusammengekommen. Die DMSG bietet Menschen, die an MS erkrankt sind, Beratung und sozialmedizinische Nachsorge an. (ef)