Anstoss 44/19

Nur für Babys?

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„Du wirst getauft? Ist das nicht nur für Babys?“ So ungefähr klang die verwunderte Reaktion, die ein  Neunjähriger unserer Gemeinde von seinem besten Freund bekam, als er stolz berichtete, dass er an diesem Sonntag getauft würde.


Der Hintergrund war einfach: der Freund kannte es nur so, dass Babys getauft werden, mehr oder weniger schnell nach der Geburt.
Im Religionsunterricht hatten wir schon vor einem Jahr über die Taufe gesprochen, weil ich wusste, dass da ein Taufwunsch „mitlief“. Die damaligen Erstklässler hatten sogar Taufkleider für größere Kinder anprobieren können. Jedenfalls standen die Eltern des Jungen so unterschiedlich zum Glauben, dass sie vor neun Jahren vereinbart hatten zu warten, bis er mit entscheiden kann, ob er getauft werden möchte. Jetzt war es soweit. Es war ein schönes Fest, insgesamt für drei Kinder, die ihren Weg jetzt in der Erstkommuniongruppe weitergehen. Aber auch für die Kinder, die als Baby getauft wurden, war es „voll spannend“, die Taufe mit zu erleben. Sie können sich ja nicht erinnern, wie es bei ihnen war. Aber nur für Babys? Ganz bestimmt nicht! Sicher werden bei uns mehrheitlich Babys getauft. Aber als Getaufte zu leben, ist eine ordentliche Herausforderung und im besten Sinne eine Zumutung.

Am Kommunionkindertag vor der Taufe hatte die Gruppe auch überlegt, was das heißen könnte, in der Taufe zu Priester/in, König/in und Prophet/in in Christus zu werden: einen „heißen Draht“ zu Gott haben, so dass andere durch uns etwas von Gott spüren können; mit königlicher Würde ausgerüstet sein, dass wir uns für andere stark machen können und uns nicht wegducken müssen, wenn andere uns klein machen wollen; einen Blick dafür bekommen, wo es hinführt, wenn wir uns so oder anders verhalten... Gott traut uns da ganz schön was zu! Dass das mehr ist als ein Kinderspiel, merken auch alle, die sich jetzt in Gemeinden einbringen, die keinen eigenen Pfarrer mehr haben. Doch im Grunde braucht es nicht mehr, als diese Taufberufung zu leben. Unsere drei Täuflinge machen sich vertrauensvoll und unbefangen auf einen Weg, der wirklich nicht nur für Babys ist – aber für alle, die (noch) wachsen wollen.
 
Angela Degenhardt, Sangerhausen
 

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