Ansätze zu einer christlich geprägten Problemlösung
Packen wir's an!

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Mut zur Ehrlichkeit
Ja zu Ehrlichkeit
Der erste Schritt, um die Probleme der Welt zu lösen, ist: sie ehrlich zu betrachten. Die Erderhitzung kann nur bremsen, wer den Fakt anerkennt, dass sie menschengemacht ist und unsere Existenz bedroht. Die Wohnungsknappheit vor allem in Ballungsräumen wird nur bekämpfen, wer versteht, welch existenzielles Drama sie vor allem für Familien, Alleinerziehende und Geringverdiener darstellt. Und die Freiheit Europas werden wir nur verteidigen können, wenn wir uns eingestehen, wie weit der imperialistische Wahn von Russlands Diktator Wladimir Putin reicht – und dass die Zeit, in der wir es uns unter dem Schutz der USA bequem gemacht haben, vorbei ist.
Das Ja zur Ehrlichkeit schmerzt. Es zerstört Illusionen und macht Angst. Aber wer dieses Ja einmal akzeptiert hat, lernt, damit umzugehen. Und merkt, wie die Ehrlichkeit hilft, zu tun, was nötig ist.
Ja zu Engagement
Viele Menschen fühlen sich in unserer Dauerkrisenzeit hilflos, ohnmächtig, ausgeliefert. Dagegen kann man etwas tun. Wer sich ehrenamtlich engagiert, spürt: Ich kann etwas bewirken, mit meinen Talenten, in meinem Ort. Natürlich kann ich allein nicht die Welt retten, aber das muss ich auch nicht. Es reicht schon, wenn ich helfe, so gut ich kann – in der Kirchengemeinde, in der Nachbarschaft, in einem Verein. Es reicht, wenn ich tröste, wo jemand einsam, traurig, verzweifelt ist. Es reicht, wenn ich christlich denke und handle.
Das Ja zum Engagement verbindet Menschen miteinander. Es macht sie zum Teil einer Gemeinschaft, die durch Krisenzeiten trägt. Wer viel gibt, bekommt, wenn’s ernst wird, meistens auch viel zurück.

Ja zu Zumutungen
Alle haben die Zumutungen der Corona-Zeit noch in Erinnerung: Die Menschen mussten Masken tragen, durften sich nicht mehr mit anderen treffen, sollten sich impfen lassen. Heute wirkt die Pandemie wie ein Trainingslager für die größeren Krisen, die danach gekommen sind und noch kommen werden. Putin hat nicht nur die Ukraine überfallen lassen, er bedroht ganz Europa. Seit US-Präsident Donald Trump infrage stellt, ob sein Land die Europäer noch beschützen wird, müssen sie selbst verteidigungsfähig werden. Das wird Fragen aufwerfen, die unser friedensgewöhntes Land ungern hören wird: Brauchen wir die Wehrpflicht wieder? Würde ich meine Kinder in den Krieg ziehen lassen, falls Putin die Nato angreift? Und was wäre ich selbst bereit, im Ernstfall für unsere Verteidigung zu tun?
Auch die Erderhitzung bringt Zumutungen mit sich. Vor allem für alle Menschen, die direkt von Hitzewellen und Dürren, Stürmen und Überflutungen betroffen sind. Aber auch für alle anderen, denn der klimafreundliche Umbau der Gesellschaft wird viel Geld kosten. Je länger er hinausgezögert wird, desto teurer wird er. Von den Schäden, die durch weiteres Abwarten noch größer werden, ganz zu schweigen.
Ja zu Zumutungen zu sagen, das soll keineswegs heißen, jeder Mensch habe unkritisch jeder Politikeridee zuzustimmen. Die Erfahrung der Pandemie aber hat gezeigt, dass es allen hilft, wenn viele nicht nur ihre Sorgen sehen, sondern auch die der anderen; wenn sie anerkennen, dass die Zeiten schwierig sind und es gerade keine perfekte Lösung gibt.
Ja zu Verzicht
Zum Verzicht aufzurufen, kommt nicht gut an in einer Gesellschaft, die sich seit Jahrzehnten an wachsenden Wohlstand gewöhnt hat. Und doch spüren viele, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Als Gläubige haben wir es leichter, Verzicht als Chance zu sehen.
Bei der Erderhitzung zum Beispiel ist jeder einzelne Mensch natürlich nur ein winziger Teil des Problems wie der Lösung. Aber die Verantwortung für diesen Teil, die hat er eben auch. Er kann auf Urlaubsflüge, unnötige Autofahrten und Fleisch verzichten – oder nicht. Wer verzichtet, hat einen Vorteil. Er kann seinen Kindern und Enkeln besser in die Augen schauen, wenn sie ihn später mal fragen: „Du, sag mal, im Jahr 2025, als du alles wusstest über die Klimakrise und ihre Folgen für uns, was hast du damals eigentlich dagegen gemacht?“
Ja zu Kompromissbereitschaft
Die meisten Probleme unserer Zeit sind kompliziert. Da hilft es, die eigene Position infrage zu stellen; in Diskussionen das Verbindende statt das Trennende zu suchen; zu überlegen, wie sich kontroverse Ideen zusammenführen ließen. Manche Menschen verteufeln den Kompromiss. Sie wollen ihre Meinung durchsetzen, um jeden Preis. Autoritäre Herrscher wie Trump predigen Kompromisslosigkeit: „America first!“ Am Ende aber werden die, die Ja zu Kompromissen sagen, die besseren Ergebnisse erzielen. Und sie werden Verbündete haben, auf die sie sich verlassen können.

Ja zu Mut
Klar, all die Krisen können entmutigen. Aber Mut ist wichtig, um sie anzugehen. Woher er kommen soll? Hier sind ein paar Ideen: Jeder Mensch kann Eltern oder Großeltern fragen, was ihnen geholfen hat, als die Zeiten früher mal schwer gewesen sind. Jeder kann mit Freundinnen, Kollegen und Bekannten sprechen – über Sorgen und Ängste, aber auch über Hoffnungen, Sehnsüchte, Träume. Jeder kann sich an Situationen erinnern, in denen er selbst mutig gewesen ist. Und er kann sich fragen: Wie ist mir das damals gelungen? Und was könnte ich heute daraus lernen?
Natürlich zaubert der Mut des Einzelnen die Probleme nicht weg. Aber wenn viele Menschen mutig sind, kann das helfen, etwas zum Besseren zu verändern. Packen wir’s an!