Jugendsynode in Rom ist beendet
Papst bittet um Verzeihung
Der Heilige Geist habe gearbeitet, sagt Papst Franziskus zum Abschluss der Jugendsynode. Ein Fazit.
Mit einem Bekenntnis zu mehr Öffnung für Laien ist im Vatikan die Bischofssynode zum Thema Jugend zu Ende gegangen. Um glaubwürdig zu sein, brauche es eine Kirchenreform, erklärten die rund 270 teilnehmenden Bischöfe aus aller Welt in ihrem Schlussdokument vom Samstagabend. Das prophetische Bild einer synodalen Kirche sei 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil noch immer nicht umgesetzt, heißt es in dem 55 Seiten umfassenden Papier.
Die Bischöfe stellen fest, dass ein großer Teil der Jugendlichen die Kirche nicht mehr als ernstzunehmende Gesprächspartnerin betrachte. Als einen Grund für den Glaubwürdigkeitsverlust machen sie Missbrauchs- und Finanzskandale aus. Selbstkritisch bemängeln sie auch die Unfähigkeit kirchlicher Amtsträger, auf Jugendliche einzugehen, fehlende Verständlichkeit der Lehre sowie Autoritätsdenken und Beharren auf Leitungskompetenz.
An der am 3. Oktober begonnenen Versammlung nahmen auch 36 junge Katholiken unter 30 Jahren als sogenannte Auditoren teil. Ihnen dankte Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri ausdrücklich für Frische und Unternehmungsgeist.
Papst Franziskus wertete die Synode als ein charismatisches Ereignis. "Es war der Heilige Geist, der hier gearbeitet hat", sagte er in seinem Schlusswort. Er ging auch auf die derzeitige Krise der Kirche ein. Sie sei eine "heilige Mutter" mit sündigen Kindern. "Wir sind alle schmutzig. Aber die Mutter nicht. Und deshalb ist jetzt der Moment, die Mutter zu verteidigen." Es sei eine schwierige Zeit, "weil der Ankläger durch uns die Mutter angreift", so Franziskus.
Deutsche Teilnehmer werten Synode als Erfolg
Die deutschen Teilnehmer werteten die Synode als Erfolg. "Das ist kein Schlusspunkt, sondern wir gehen diesen Weg mit den jungen Menschen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Samstagabend bei einer Pressekonferenz. Das Abschlussdokument verstehe er als Appell "gegen Machtstrukturen und Klerikalismus, gegen Missbrauch und kirchliche Arroganz".
Der Vorsitzende der Jugendkommission der Bischofskonferenz, Bischof Stefan Oster (Passau), charakterisierte die zurückliegenden Wochen als Erfahrung einer synodalen Kirche. Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Thomas Andonie, sagte, für die Kirche sei die Art, bei einer Synode jungen Menschen ausgiebig zuzuhören, "fast revolutionär".
Bei einer Messe im Petersdom am Sonntag bat Franziskus die Jugendlichen um Entschuldigung dafür, dass die Kirche ihnen oft nicht zugehört habe. Zugleich mahnte er, stärker auf junge Menschen zuzugehen. "Ich möchte den jungen Menschen im Namen von uns Erwachsenen sagen: Verzeiht uns, wenn wir euch oft kein Gehör geschenkt haben; wenn wir, statt euch unser Herz zu öffnen, eure Ohren vollgeredet haben." Die katholische Botschaft dürfe sich weder auf "lehrmäßige Formulierungen" konzentrieren, die das Herz nicht berührten, noch "moralistisch" werden und sich auf soziales Handeln beschränken.
Bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz warb der Papst für eine basisnähere Entscheidungsfindung in der Kirche. Das Bischofstreffen unter Einbeziehung von Nichtklerikern und Jugendlichen sei vorbildhaft für einen "synodalen Stil".
Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals warben die teilnehmenden Bischöfe um neues Vertrauen. In einem Brief an junge Katholiken weltweit schrieben sie: "Möge unsere Schwachheit euch nicht entmutigen, und mögen unsere Schwächen und Sünden kein Hindernis für euer Vertrauen sein." Zugleich versprachen die Bischöfe jungen Christen Rückhalt bei ihren Reformwünschen. Die Kirche wolle sie "auf neuen Wegen" begleiten.
Synode ein Lernprozess für die Bischöfe
Die Bewegung "Wir sind Kirche" wertete die Synode als unumgänglichen Lernprozess der Bischöfe. Diese schuldeten der Jugend ein ansprechendes wie herausforderndes Angebot der Botschaft Jesu. Das Gelingen eines Miteinanders werde auch "maßgeblich über die Zukunft der Kirche entscheiden".
Der irakische Patriarch Louis Raphael I. Sako als Vertreter des Synodenpräsidiums nutzte seine Dankesworte zu einer Solidaritätsadresse an den Papst. "Ein arabisches Sprichwort sagt: 'Der fruchtbare Baum wird mit Steinen beworfen.' Gehen Sie mit Mut und Zuversicht weiter", sagte Sako. Das "Schiff Petri" bleibe trotz der Wellen stabil. Die Synodalen antworteten mit Applaus.
kna