Anstoß 40/20

Paten

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Unter seinem Spitznamen „Der Pate von Berlin“ kommt dieser Tage die Autobiographie eines der mächtigsten Chefs des organisierten Verbrechens auf den Markt.


Verbrechen und Machtkämpfe der arabischstämmigen Clans haben in den vergangenen Jahren die Polizei in Atem gehalten. Jetzt packt das arabisch-libanesische Familienoberhaupt Mahmoud Al-Zein aus. Er spricht über seine Regeln, das Gesetz der Familie, brutale Konkurrenz und Gewalt auf der Straße. Sein Clan soll möglicherweise bis zu 15 000 Mitglieder deutschlandweit haben. Sein Wort, sagt Mahmoud Al-Zein, zählt. Auch bei anderen Clans. Jugoslawen, Türken, Kurden, Russen – man kennt und respektiert sich.
„Der Pate von Berlin“ will ungeschönt die krasse Alltagsrealität arabischer Clans offenlegen. Er will auch vor dem Preis der Macht warnen, den er selbst gezahlt habe. Lange saß er im Knast, wegen Drogenhandel, Körperverletzung, räuberischen Diebstahls. Nun will er sich dafür einsetzen, dass die junge Generation aus seinen Fehlern lernt.
Das klingt doch nach einem Ruf zur Umkehr, oder nicht? Meint der Patriarch, sein vielleicht, also hoffentlich (!) geläutertes Machtwort hätte dieses Mal positiven Einfluss auf die Clans? Für mich als Neuköllnerin ist der Gedanke fast zu schön, um wahr zu sein…!
Umkehr – spät, aber nicht zu spät! So ermutigt der Prophet Sacharja das Volk Gottes (vgl. Sacharja 12,9-13,1). Israel hat seinen eigenen und vor allem freien Willen. Bislang waren Sacharjas mahnende Worte auf taube Ohren gestoßen. Wenn sie zu Gott zurückkehren, steht Hilfe von oben bereit. „An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit.“
Umkehr lässt sich nicht mit guten oder scharfen Worten erzwingen. Von der heiligen Monika heißt es, dass sie 33 Jahre lang für die Bekehrung ihres Sohnes gebetet hat. Dann hat es im Herzen des Sohnes geruckt – und er konnte sein Leben komplett zum Guten drehen. Aus ihrem Sohn ist der heilige Augustinus geworden. Gottes Geist wirkt zuweilen spät – aber nicht zu spät.

Paten sind wichtige Bezugspersonen auf dem Glaubens- und Lebensweg. Die heilige Monika aus Nordafrika könnte als Patin das arabisch-libanesische Familienoberhaupt vielleicht dazu inspirieren, ein besseres Leben zu führen.
 
Lissy Eichert, Berlin