Katholische Medienmacher
Reden als einzige Chance
Foto: Radio PSR/Eric-Kemmnitz.com
Der Morgenmoderator nennt ihn scherzhaft „die Stimme Gottes in Sachsen“, dabei hat Daniel Heinze kein kirchliches Amt, noch nicht mal ein Diplom in Theologie. Doch als katholischer Kirchenredakteur, unter anderem für Radio PSR, ist er für viele Menschen der Repräsentant von Kirche schlechthin. Denn den Privatsender aus Leipzig hören fast eine Million Menschen am Tag.
Eigentlich sollte er während seines Studiums der Germanistik und Medienwissenschaften nur ein halbes Jahr aushelfen, bis der Sender „jemanden Richtiges“ gefunden hat, erzählt Heinze. In diesem Sommer ist er seit 25 Jahren Kirchenredakteur und „die Suche dauert noch an, offensichtlich“, sagt er und lacht.
Zusammen mit seiner evangelischen Kollegin Friederike Ursprung macht er die Sendung „Augenblick mal“, 90 Sekunden lange Gedankenanstöße am Morgen von montags bis freitags und das Kirchenmagazin am Sonntagabend. In der Sendung „Familiensache“ stellt die Kirchenredaktion samstags Initiativen und Unterstützungsangebote für Familien vor. Das Soziale, wie Angebote der Caritas, der Schulen und Kindergärten, ist in Sachsen „der Anknüpfungspunkt für ganz vieles“, sagt er. Doch er und seine Kollegin haben in den Jahren auch gelernt, ihre Hörerinnen und Hörer mit religiösen und biblischen Themen zu begleiten, die den meisten wenig geläufig sind. Im Sendegebiet von Radio PSR sind drei Prozent der Menschen katholisch.
Er redet gern und viel. Seine Stimme klingt sympathisch. Seine Radiobeiträge sind spannend und witzig, dabei lacht er über sich selbst, spitzt die Dinge zu und redet über Kirchliches und Biblisches in der heutigen Alltagssprache: Die Spende der Witwe, die Silbermünzen im Markusevangelium können „mehr wert sein als ein fetter Scheck mit richtig hoher Summe“. Das versteht jeder – auch außerhalb des kirchlichen Dunstkreises. Heinze glaubt nicht, „dass die Menschen, die in Sachsen leben und mit Kirche nichts zu tun haben, morgens aufwachen und sagen: ‚In mir brennt eine tiefe Sehnsucht nach Kirche‘“. Aber er und sein Team sind überzeugt, dass „die Frohe Botschaft Inhalte hat, die anschlussfähig für Menschen sind, die mit dem Christentum keine Berührung haben“. Dabei geht es ihm nicht darum, die Leute religiös zu alphabetisieren: „Es geht uns darum zu zeigen: Die Christen, die sehen das so und so und so.“
Im Gespräch mit Hörerinnen und Hörern bekommt er eher positive Rückmeldungen. Es wird geschätzt, „wenn man selber von seinem Glauben und seinen Zweifeln redet, wenn die Leute mitkriegen: Der will uns nicht vereinnahmen, aber der weiß, wo er steht“, sagt Heinze.
Wenn man ihn fragt, ob er manchmal an seiner Mission zweifelt, erhält man ein klares: „Aber völlig! Das sage ich frei raus.“ Zuletzt hat ihn ein Besuch im Vatikan desillusioniert: „Das fand ich schon sehr ernüchternd zu sehen, wie viel da an Reformbedarf wahrgenommen, aber verschleppt wird. Und wie viel es da um Hierarchien statt um Machen und Tun geht.“ Seitdem nimmt er seinen Beruf als „großen Schatz“ wahr. Denn seine Aufgabe sei ja nicht, „die internen Dilemmata der Kirche zu erklären. Das interessiert hier nämlich keinen“. Sondern: „Ich habe den Auftrag, die Frohe Botschaft zu verkünden. Und ich gebe ehrlich zu, dass es manchmal ein Fluchtpunkt ist, über Glaubensinhalte zu reden, hinter denen ich auch stehe.“
Kirche als ein Raum, in dem Dialog möglich ist
Heinze redet viel, aber vor allem hört er zu: Was wollen die Leute? Er sieht die Aufgabe der Kirche in Sachsen nicht darin, religiöse Lehren zu verkünden. Die Stimmung in dem Bundesland ist polarisiert. Diskussionen um den Klimawandel oder um Zuwanderung werden emotional geführt. Zwischen den sich voneinander entfernenden gesellschaftlichen Gruppen „muss Kirche der Raum sein, in dem Dialog möglich ist“, sagt Heinze.
Er leistet seinen Beitrag dazu, wenn er das SachsenSofa moderiert, eine Aktion der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, bei der umstrittene Themen diskutiert werden. „Ich sehe Reden als die einzige Chance, um Menschen und Positionen wieder einander näher zu bringen“, sagt Heinze.