Selbstgefertigtes Epitaph evangelischer und katholischer Schüler
Reliunterricht mal ganz anders
Ein selbstgefertigtes Epitaph haben evangelische und katholische Schüler aus Zittau an die Städtischen Museen übergeben. In Projekten wie diesem sieht Religionslehrer Adrian Dautz Zukunft für den Religionsunterricht in der Region.
Das Epitaph nach seiner Fertigstellung im Atelier von Claudia Richter. | Fotos: Adrian Dautz, Barbara Dautz |
Die ostsächsische Stadt Zittau ist nicht nur für ihre historischen Fastentücher bekannt, sondern auch für den reichen erhaltenen Bestand an Grabdenkmälern aus dem 16. und 17. Jahrhundert, den „Zittauer Epitaphienschatz“.
In einem ökumenischen Schülerprojekt haben Neunt- und Zehntklässler des Zittauer Christian-Weise-Gymnasiums im vergangenen Schuljahr ihr eigenes Epitaph gestaltet und gebaut. In der Finissage der Ausstellung „Ganz anders – Reformation in der Oberlausitz“ haben sie es am vergangenen Sonntag offiziell dem Museum der Stadt übergeben.
Projekt als Alternative zur Frühaufsteherzeit
Der Anstoß zu dem Projekt kam im letzten Schuljahr aus der jahrgangsübergreifenden Religionsklasse von Schülern der katholischen Religionsgruppe von Adrian Dautz. Zweimal die Woche unterrichtete er sieben Neunt- und Zehntklässler in der Zeit von 6.55 bis 7.40 Uhr. In einem Gespräch über die Zukunft des Religionsunterrichts waren sich alle einig: „Wenn es so weitergeht, stirbt der Religionsunterricht aus, weil sich immer weniger Schüler für so zeitigen Unterricht begeistern lassen.“
Bei einer Führung mit Museumsdirektor Peter Knüvener durch den wieder entdeckten Schatz der Stadt kam die Gruppe mit den Epitaphien in Kontakt und beschäftigten sich näher mit diesen nach der Reformation entstandenen einmaligen Zeitzeugen bürgerlicher Kultur. „Der Stolz der Familien auf ihren Glauben und die Präsentation der Familiengeschichten beeindruckte uns“, erinnert sich Adrian Dautz. Auf der Suche nach heutigem Engagement für den christlichen Glauben und die eigene Identität entstand die Idee, in einem Epitaph zum Ausdruck zu bringen, was sie selbst und andere junge Christen in Zittau bewegt. Dafür ließen sich auch die evangelischen Religionsschüler der neunten Klasse gewinnen, ebenso der Förderverein des Christian-Weise-Gymnasiums, der Holzrestaurator Frieder Eifler und nicht zuletzt Museumspädagogin Daniela Schüler und die Städtischen Museen, die das „Lebendige Epitaph“ als förderwürdiges Projekt zum Reformations-Gedenkjahr erkoren.
Lernen von Fachleuten verschiedener Gebiete
An sechs Samstagen unter Anleitung von Frieder Eifler und an zwei weiteren Projekttagen entwarfen und bauten die katholischen Schüler das Epitaph. „Endlich mal was anderes!“, freuten sie sich. Die praktische Arbeit in der Werkstatt tat ihnen gut, einer hat nicht zuletzt durch das Projekt seinen Berufswunsch gefunden. Die evangelischen Schüler haben in diesem Schuljahr im Atelier von Claudia Richter vier Bildtafeln mit dem Thema „Gemeinsam sind wir auf dem guten Weg“ gestaltet – eine „besondere Erfahrung“, die auch sie nicht missen möchten, berichten sie.
„Ein solches Projekt müsste es wieder geben“, sind sie sich mit den Katholiken einig. Bereits seit mehreren Jahren gibt es am Zittauer Gymnasium immer wieder fächerübergreifende Religionsprojekte, darunter besonders gestaltete Gottesdienste, ein Fastentuchprojekt mit Ethikschülern und eine evangelisch-katholisch ausgearbeitete Kirchenführung unter dem Motto „Schüler führen Schüler.“
„Die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit“
„Nur gemeinsam mit der evangelischen Kirche können wir einen Weg einschlagen, der dem Religionsunterricht eine Zukunft gibt“, ist der katholische Religionslehrer Adrian Dautz überzeugt. Gemeinsamen ökumenisch sensiblen Religionsunterricht der Konfessionen in Projekten zu planen und umzusetzen, sieht er als große Chance. (dw)
Museumsdirektor Peter Knüvener, Adrian Dautz und einige Schüler bei der Übergabe des Epitaphs. |