Ehemaliges Kloster im sächsischen Frankenhausen
Rettung für altes Nonnenkloster
Die Klosterschule (links) und das „Witwenhaus“, in dessen Inneren die Sanierung angelaufen ist. Im Obergeschoss soll die Pilgerherberge entstehen. | Fotos: Michael Kunze |
Von den 1270er-Jahren bis zum Verkauf an Ritter Wilhelm Thumbshirn vor 475 Jahren wurde hier nach den Regeln des Zisterzienserordens gelebt. „Der Naumburger Bischof behielt [aber] stets die Jurisdiktion“, schreibt Thomas Sterba. Eine Ordensmitgliedschaft könne also ausgeschlossen werden.
Während das Gebäude der sogenannten Klosterschule mit alter Holzdecke, Sitznischen an den Fenstern, historischen Bemalungsresten und solchen einer Schwarzküche sowie Stufengiebel dank großen Aufwands des Vereins erstrahlt und zum Tag des offenen Denkmals viele Gäste anzieht, liegt das später errichtete „Witwenhaus“ wie andere Gebäude noch brach. Dabei laufen schon Baumaßnahmen im Innern, die nach dem Hochwasser 2013 dringend wurden, sagt Kretzschmar.
Lutz Kretzschmar, Vorsitzender des Frankenhausener Vereins Sächsischer Heimatschutz |
Auch bis dahin sanierte Teile der einst von Angehörigen des niederen pleißen- und vogtländischen Adels besiedelten Anlage, die wohl nie über eine geschlossene Klausur verfügte, trugen Blessuren davon: Risse im Gewölbe, nasse Mauern. Die Elektrik musste abermals auf Vordermann gebracht werden.
253 000 Euro sind für die Sanierung des „Witwenhaus“-Erdgeschosses, über dem die Herberge eingerichtet wird, eingeplant. „Um die Kosten im Rahmen zu halten, finden regelmäßig Arbeitseinsätze statt“, sagt Kretzschmar. Einige nicht in Vereinsbesitz befindliche Gebäude wie das ebenfalls mit Stufengiebel versehene Priorhaus verfallen indes. Ein Italiener hat sie in den 90er-Jahren gekauft, ohne zu sanieren. Wie es damit weitergeht, sei offen.
Nach dem Krieg zog einst eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft auf das Areal, ohne für den Erhalt zu sorgen. Einige Frankenhausener konnten den Abriss verhindern, so Kretzschmar: „Man wollte hier eine Großküche errichten.“
Seit 1990 flossen mithilfe von Sponsoren, Unterstützung der Stadt, vom Denkmalsschutz und weiterer Kräfte rund 540 000 Euro in die einst von Dietrich von Landsberg gestiftete und von Nonnen aus dem thüringischen Grünberg besiedelte Anlage. Die im Zuge der Reformation erfolgte Auflösung als „Befreiungstat“ zu deuten, hält der evangelische Frankenhausener Historiker Matthias Kluge für ein „Stereotyp“.
Gerade bei Nonnenklöstern liege man damit immer wieder falsch, hätten sich die Frauen doch „häufig vehement dagegen gewehrt, weil sie im Kloster über einen Bildungs- und Autonomiestatus verfügten, den ihnen die patriarchalische Gesellschaft außerhalb verwehrte“.
Die Folgen des Weltkriegs fügten der benachbarten evangelischen Kirche ein katholisches Kapitel hinzu. Denn Vertriebene, die sich um Crimmitschau niederließen, suchten bei beschwerlichen Verkehrsverhältnissen auf dem Lande nach einem Ort, an dem sie die heilige Messe feiern konnten. „Von 1954 bis 2011 fand diese einmal im Monat in der Kirche statt. Das war ein Zeichen der Ökumene, für das wir dankbar sind“, sagt der frühere katholische Pfarrer von Crimmitschau, Michael Gehrke.
Die Geschichte der Kirche ist dabei eine, die sich nicht vollends mit Blick auf ihre Beziehung zum Kloster klären lässt, so Kluge. Einerseits diente der später barockisierte Bau schon der Gemeinde, als das Kloster angesiedelt wurde. Andererseits fehlten Zeugnisse für eine separate Klosterkirche. Ob das Gotteshaus einst dank einer Empore oder anderen baulichen Trennung Gebetsort der Nonnen war, sei offen.
Pilger können jedenfalls hoffen, nach 2020 in Frankenhausen auf historischem Grund rasten zu können. „Vier Doppel- und ein Einzelzimmer“, sagt Lutz Kretzschmar, „soll es geben.“
Reste einer in der Klosterschule freigelegten Schwarzküche. |