Anstoss 44/2018

„Sag leise Servus!“

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Abschiede gehören zu unserem Leben. Ich blicke nach draußen und sehe die Bäume sich wiegen.


Hier zeigt es die Natur an, es ist Herbst, die Sommerzeit ist dahin, wenn das Laub langsam, unaufhaltsam von den Bäumen fällt und am Boden liegt, verwelkt, vermodert, entsorgt wird. Und ich ersehne und genieße die letzten warmen Sonnenstrahlen mit Wehmut im Herzen.
Abschiede gehören zu unserem Leben, auch im zwischenmenschlichen Bereich kennen wir es, leichte und schwere Abschiede, gewollte und ungewollte Abschiede. Dazu passend die Festtage Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag, Volkstrauertag, Ewigkeitssonntag, der Besuch bei den Gräbern und ihre Segnung. Vereint stehen wir an den Gräbern unserer Lieben, ein starkes Zeichen, wir sind und bleiben, trotz Tod und Abschied vereint, diese Zusammengehörigkeit hört niemals auf. Das ist mein Glaubensbekenntnis, das ist mein Glaube, meine Hoffnung, meine Liebe. Ich weiß, es ist zwar ein Abschied im Tod, aber ein Abschied, bis wir uns wiedersehen.
Jede Sprache kennt die kleinen Abschiedsworte und den Abschiedsgruß: Auf Wiedersehen! Ade! Bonsoir! Goodbye! Arrivederci! Ciao! Bei mir, in meiner norddeutschen Heimat sage ich ganz einfach „Tschüss!“ wenn ich gehe und mich verabschiede. Ein „Tschüß! bis zum Wiedersehen und den nächsten „Moin!“
Auch die Musik und der Schlager besingen das Abschiedsgefühl und  besingen so die Stadt Rom beim Abschied, wenn es heißt „Arrivederci Roma“ oder „Bonsoir, Bonsoir, Paris“ oder das bekannte Abschiedslied „Amazing Grace“ oder immer wieder bewegend:„It‘s time to say goodbye.“ Der kleine und doch so große, längst verstorbene österreichische Schauspieler Hans Moser besingt das von Peter Kreuder komponierte Lied „Sag zum Abschied leise Servus!“ Das kleine Wort Servus ist hier besungen, ein letzter Gruß, wenn man Abschied nehmen muss. Und dann heißt es: „Es gibt keine Musik ewig und kein Glück für ewig, so ist es halt im Leben.“ All dies ist nicht resignierend, sondern eher tröstlich und liebevoll gemeint. Diese Worte wollen Kraft und Mut schenken, wenn es heißt: „Sag zum Abschied leise Servus, nicht Lebwohl und nicht Adieu, diese Worte tun nur weh. „Doch das kleine Wort Servus ist ein lieber Gruß, wenn man Abschied nehmen muss.“

Pater Josef kleine Bornhorst, Dominikanerkloster Leipzig

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