Neuzelle hat neues Zisterzienserkloster
„Schön, dass Sie da sind!“
Abt Maximilian Hein zeigt den Gläubigen die Gründungsurkunde des Klosters Neuzelle. | Fotos: Raphael Schmidt |
„Schön dass Sie da sind!“ Mit diesem Satz sprach Elisa Vogginger den allermeisten, wenn nicht gar allen weit über 2000 Wallfahrern aus der Seele. Die aus Hoyerswerda stammende Journalistin moderierte die Wallfahrtsstunde, in der die sechs Gründermönche des neuen Klosters Neuzelle vorgestellt wurden. Sie kommen aus dem Zisterzienserkloster Heiligenkreuz bei Wien, dessen Tochterkloster oder – kirchenrechtlich korrekt – abhängiges Priorat am Wallfahrtssonntag in Neuzelle errichtet wurde. Damit geht eine langwierige und nicht immer einfache Vorbereitungsphase zu Ende, an deren Anfang die Idee des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt stand, Heiligenkreuzer Mönche zur Klostergründung in sein Bistum einzuladen.
Der eigentliche Gründungsakt vollzog sich eher unspektakulär während des Wallfahrtshochamtes. Nach dem Glaubensbekenntnis bat der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Hein Bischof Ipolt um Zustimmung zur Gründung eines Klosters in seinem Bistum, die dieser natürlich gerne gab. Dann befragte Abt Maximilian die sechs Gründermönche nach ihrer Bereitschaft, in Neuzelle das Klosterleben wieder aufleben zu lassen. „Ja, ich bin bereit“, hieß deren Antwort. Daraufhin wurde den Gottesdienstbesuchern die Gründungsurkunde gezeigt und vorgelesen. 750 Jahre nach der Gründung des Klosters Neuzelle und 200 Jahre nach dessen Auflösung ist damit klösterliches Leben an diesen Ort zurückgekehrt.
Großes Medieninteresse: Pressekonferenz zur Klostergründung. |
Mönche bauen im Umfeld ein neues Kloster
Meinung: Realistische Erwartungen |
In Zeiten verschiedener Kirchenkrisen ist ein neues Kloster in der ostdeutschen Diaspora ein Hoffnungszeichen. Hoffnungszeichen sollte man nicht mit Erwartungen überfrachten. Ein einziges Kloster wird die Kirchenkrisen und den Rückgang der Kirchlichkeit nicht stoppen. Aber es kann für Menschen, die in einer persönlichen Glaubens- oder Kirchenkrise stecken, zur Oase werden. Das neue Kloster wird auch keine Bekehrungswelle in Brandenburg auslösen, aber es kann zu einem Ort werden, an dem Einzelne Antworten auf ihre Frage nach dem Lebenssinn finden. Den Mönchen, die aus einem ganz anderen kirchlichen Umfeld kommen, ist zu wünschen, dass sie bald in der Brandenburger Diaspora heimisch werden. Dass sie die Absicht haben, zeigt der geplante Klosterneubau. Gottes Segen auf den Weg! Matthias Holluba |
Als Begründung für diese Entscheidung führen die Mönche an, dass die gegenwärtige schulische, museale und kulturelle Nutzung der historischen Klosteranlage und die damit verbundenen Touristenströme die Möglichkeiten ihrer monastischen Lebensweise mit Räumen der Stille und des Rückzugs einschränke. Diese Erfahrung haben die vier Mönche gemacht, die als Vorhut bereits seit einem Jahr in Neuzelle leben. Die historische Anlage soll aber auch künftig einen herausgehobenen Stellenwert im Leben der Neuzeller Mönche haben, etwa durch das regelmäßige Chorgebet. Außerdem werden sie in der Pfarr- und Wallfahrtsseelsorge tätig sein. Doch auch das neue Kloster soll eine offene Oase sein, die Menschen anzieht. Gastfreundschaft wollen die Mönche groß schreiben, unter anderem durch die Möglichkeit, im „Kloster auf Zeit“ mit ihnen zu leben. Auch dafür sollen entsprechende Räumlichkeiten entstehen.
Das entspricht ganz dem Anliegen von Bischof Ipolt, der die Mönche in eine Region geholt hat, in der im weltweiten Vergleich die wenigsten Menschen an Gott glauben. Er wünschte den Mönchen: „Zeigen Sie mit Ihrem monastischen Leben den Christen und den vielen Menschen, die Gott nicht kennen, dass sich die Suche nach Gott lohnt. Wenn sie selbst Gottsucher bleiben, wird das andere anstecken. Seien Sie frohe Gefährten für die Menschen, die hierher nach Neuzelle kommen und nach Antworten für ihr Leben suchen.“
So manchen haben die Neuzeller Mönche schon angesteckt. Davon zeugten zwei Grußworte. Markus Dröge, Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, hieß die Mönche „willkommen zurück in Neuzelle“. Bei einem Besuch in Heiligenkreuz habe er ihr „eindrückliches, freundliches, offenes, humorvolles geistliches Leben“ kennengelernt. Er freue sich, dass solches Leben jetzt in Neuzelle einziehe. Und Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD), die auch Vorsitzende der Stiftung Stift Neuzelle des Landes Brandenburg ist, nannte die Klostergründung ein „kirchengeschichtliches Ereignis“ und einen „Glücksfall für Region und Land“. Sie wünsche sich, dass Neuzelle zu einem Ort des Austausches über unterschiedliche weltanschauliche Ansichten werde. Sie begrüßte auch den angekündigten Klosterneubau. Das zeige, dass die Mönche hier für lange Zeit planen.
Wie ihre Zukunftsvorstellungen für die nächsten zehn Jahre aussehen, danach fragte Elisa Vogginger auch die Gründermönche in der Wallfahrtsstunde. Natürlich wolle man auch 2028 die Bistumswallfahrt wieder mitfeiern, war eine Antwort. Eine andere war etwas kühner: dass Neuzelle dann vielleicht schon eine eigenständige Abtei sein wird.
Die Deutung dafür: Das Kreuz mit Kleeblattenden zeigt das Kloster Neuzelle seit der Barockzeit durchgehend in den Abtswappen. Die auf der Herzstelle gezeigte Jakobsmuschel, Attribut der Pilgerschaft auf Erden und des Apostels Jakobus des Älteren, Patron der Kathedrale des Bistums Görlitz, ist dem dritten Feld des Wappens des Bischofs von Görlitz, Wolfgang Ipolt, des Initiators der Wiederbesiedelung des Klosters Neuzelle, entnommen. Es ist ein Hinweis auf die Jakobsmuschel im Bistumswappen.
Die Schildform zitiert die gotischen Schilde des Bischofswappens und des Stiftswappens von Heiligenkreuz.
Die Wappenfarben Rot und Gold sind auch die Feldfarben des Bistums- und Bischofswappens und die Wappenfarben des Mutterklosters Abtei Stift Heiligenkreuz. Dieses Stift sowie das Tochterkloster Neuzelle zeigen beide in ihren Wappen einen gotischen Schild, darin in Gold ein rotes Kreuz.
Der Wappenentwurf stammt vom Heraldiker (Fachmann für Wappenkunde) Rudolf Werner Mader zu Herbede. Die Graphik erstellte: Carlos Flores, aus Mexico City.