Segen im Alltag
"Schönen Tag noch"
In Zeiten voller Konflikte und Hass ist es die Aufgabe von uns Christen, mehr Liebe in die Welt zu bringen. So richtig gelingt uns das oft nicht. Dabei können schon kleine Dinge etwas bewirken – zum Beispiel ein ehrlich gemeinter Gruß an der Supermarktkasse.
„Was für ein Idiot“: Oft regen wir uns über unsere Mitmenschen auf – wenn sie sich an der Supermarktkasse vordrängeln oder im Internet nervige Kommentare ablassen. Und wenn uns jemand an der Kreuzung die Vorfahrt nimmt, brüllen wir ihm ein Schimpfwort hinterher.
Mag sein, dass in solchen Momenten tief in uns drin unser Gewissen rebelliert. Weil wir wissen, dass unser Handeln gerade nicht besonders christlich war – und Christsein doch eigentlich Nächstenliebe bedeutet. Aber das vergessen wir halt manchmal ganz gern.
Was können wir dagegen tun? Mehr Segen in unserem Alltag verbreiten, sagt die christliche Autorin Andrea Schwarz. Indem wir anderen Menschen etwas Gutes zusagen – auch wenn sie uns nerven oder wir uns über sie aufregen. Gutes zusagen – das ist die wörtliche Übersetzung des Wortes „segnen“. „Es bedeutet, dass ich von mir absehe und den anderen in mein Blickfeld nehme“, erklärt Schwarz. Wie soll das konkret funktionieren? Zum Beispiel, indem wir nicht sofort rumfluchen, wenn uns jemand die Vorfahrt nimmt. Denn vielleicht hat der andere das nicht absichtlich getan. „Ich denke dann: Vielleicht hat er gerade eine schlechte Nachricht bekommen oder er hat Sorgen“, sagt Schwarz.
Natürlich ist es schwierig, schlechte Gedanken komplett aus unserem Leben zu verbannen. Oft überkommt uns der Drang, Dampf abzulassen. Und das darf auch mal sein. Segnen heißt nicht, von heute auf morgen komplett streitfrei leben zu müssen. „Aber ich gehe dadurch mit einer anderen Haltung durch den Tag“, sagt Schwarz.
Was, wenn wir versuchen, schlecht in gut zu verwandeln?
Mit einer christlichen Haltung durch den Tag zu gehen, ist nicht leicht. Wir müssen sie uns antrainieren: Indem wir offen für die Argumente und Fehler der anderen sind und versuchen, uns in ihre Lage hineinzuversetzen. Indem wir bei einem Streit nicht nur aus moralischer Überlegenheit den ersten Schritt zur Versöhnung gehen, sondern aus Überzeugung. Aber auch indem wir jemandem einfach mal so ein Kompliment machen oder ihm etwas Gutes wünschen. „Zum Beispiel, wenn ich der Kassiererin im Supermarkt sage: Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag mit wenig Stress“, sagt Schwarz. „Das hat für mich etwas mit segnen, mit Gutes zusagen zu tun.“
Wenn wir uns diese Haltung antrainieren wollen, werden wir uns oft dabei ertappen, wie negative Gedanken in uns hochkommen. So merken wir, wie oft wir schlecht über andere denken. Aber was, wenn wir versuchen, den schlechten Gedanken in einen guten zu verwandeln? Zum Beispiel, indem wir jemandem ein Kompliment machen, anstatt insgeheim die Augen über ihn zu verdrehen. Vielleicht freut sich derjenige so sehr darüber, dass er sich vornimmt, es morgen mal genauso zu machen.
Sandra Röseler