„Kneipengottesdienst“ in Worbis

Schulter an Schulter

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Evangelische und katholische Christen kamen in Worbis zu einem „Kneipengottesdienst“ vor Hartmanns Bierstube zusammen. Es sollte deutlich werden: Gottes Liebe gilt allen Menschen.

Pfarrer Peter-Michael Schmudde von der Evangelischen Kirche und Kaplan Guido Funke hatten zusammen mit vielen Engagierten zum „Kneipengottesdienst“ eingeladen.    Foto: Gregor Mühlhaus

 

Ein Gottesdienst im Freien ist auf den ersten Blick erst einmal nichts Ungewöhnliches, was aber kürzlich in Worbis stattfand, war nicht nur für die, die mitgemacht haben, etwas ganz Neues. Der Ökumenische „Kneipengottesdienst“ vor Hartmanns Bierstube, war ein voller Erfolg. Die Idee zu der außergewöhnlichen Sache hatten der evangelische Pfarrer Peter-Michael Schmudde und der Gastwirt Jürgen Hartmann. Mit ins Boot holten die beiden Kaplan Guido Funke von der Pfarrei Sankt Antonius.

Geschichte vom Gastmahl bei Lukas
Zu den Menschen gehen, ihnen das Wort Gottes verkünden, war die Absicht der Initiatoren. Gekommen waren 300 Menschen, die sich in der eigens gesperrten Straße auf ihren Sitzbänken niederließen. Die Pfarrer und viele andere zeigten bei einem Anspiel der Geschichte vom großen Mahl des reichen Mannes aus dem Lukas-Evangelium, was sie können. Der Hausherr – verkörpert von Kaplan Funke – wartete am reichlich gedeckten Tisch, bis er hörte, dass all seine Gäste, die er eingeladen hatte, absagten. Die Boten des Reichen hatten an den Pforten geklopft und jeder hatte Entschuldigungen für sein Fernbleiben. Dann entschloss sich der Reiche jeden einzuladen, egal ob arm oder reich. Der großzügige Herr gab den Befehl: „Geht raus auf die Landstraßen. Holt alle Leute ab, alle von den Hecken und Zäunen und führt sie zu mir“.
Immer wieder gelang es den Mitwirkenden, die Geschichte lebendig darzustellen. Bemerkenswert wohltuend war die szenische Lesung in Versform. Die Lehre aus der Geschichte vom  großen Abendmahl des reichen Mannes war sicher nicht jedem gleich klar, aber die Geistlichen beschrieben sie: „Das Fest ist das Geschenk der Erlösung und des ewigen Lebens. Wir können Jesu Einladung annehmen oder sie ausschlagen.Jesus lädt die Menschen ein, mit ihnen im Himmel zu sein.“ Für das Anspiel bekamen die Mitwirkenden dann großen Applaus.

Zwischendurch einen Schluck Bier
Für geistliche und volkstümliche Musik sorgten zwischendurch immer wieder die „Eichsfeld-Musikanten“, zwei Alphornbläser, das Eichsfelder Saxofonquartett und die beiden Gesangssolistinnen. Dass ein Dudelsackspieler sakrale Töne zum Besten gab, verlieh der Mahlfeier ihre ganz besondere Note. Die, die gekommen waren, schienen ihre volle Aufmerksamkeit der außergewöhnlichen Veranstaltung zu widmen. Katholische und evangelische Christen hielten Schulter an Schulter über eine Stunde Gottesdienst und ließen sich von dem, was geboten wurde und von den Worten der Geistlichen beeindrucken. Dass es sogar erlaubt war, zwischendurch einen Schluck aus der Bierflasche zu nehmen, tat dem speziellen, aber christlichen Charakter der Feier keinen Abbruch. Zum Schluss sprachen alle das „Vaterunser“ gemeinsam, bevor Peter-Michael Schmudde den Segen gab. Dann setzten sich die Geistlichen an den mit Weintrauben und Brot gedeckten Tisch und stießen mit Wein an. Für alle Protagonisten, die mitgemacht hatten, war es eine Ehre, dass sie unentgeltlich agierten. Gesammelt wurde im Klingelkörbchen für den „Ambulanten Hospiz-und Palliativen Beratungsdienst Eichsfeld“. Immerhin kamen mehr als 800 Euro zusammen. Pfarrer Schmudde, Kaplan Funke und die anderen waren sich einig: „So etwas können wir gerne noch einmal wiederholen“.

Von Gregor Mühlhaus