Elisabeth Preuschoff wird 75

Sekretärin dreier Kardinäle

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Sie erlebte die Geschichte des Bistums Berlins hautnah mit: Elisabeth Preuschoff war Sekretärin der Kardinäle Bengsch, Meisner und Sterzinsky. Unzählige Erinnerungen schlummern in ihr. Am 30. Juni wird sie 75 Jahre alt.

Erinnerungen an eine ereignisreiche Zeit: Elisabeth Preuschoff zeigt Fotos von ihrer Arbeit als Bischofssekretärin. | Foto: Cornelia Klaebe

Elisabeth Preuschoff hat viel zu erzählen. Ihr Leben verläuft mit der Berliner Geschichte, vom 2. Weltkrieg bis heute. Mit einem halben Jahr war die 1943 Geborene nach einem Bombenangriff verschüttet, sie erlebte den 17. Juni 1953 als knapp Zehnjährige mit anderen Kindern direkt am Brandenburger Tor. Nur am 9. November 1989 war sie zwar nach Ost-Berlin gereist, bekam aber in der Komischen Oper nichts vom Mauerfall mit. Davon erfuhr sie erst durch ihren Mann Dieter, als sie über den Bahnhof Friedrichstraße wieder in den Westen ausgereist war. Was Elisabeth Preuschoff aber für das katholische Berlin unverwechselbar und einzigartig macht: Sie war die Sekretärin dreier Kardinäle.

 
Mit 20 ins Bauamt des Ordinariats
„Naja“, sagt sie dazu, „das stimmt schon. Aber bei Kardinal Bengsch war ich ja nur das letzte Jahr.“ Und bis sie zu ihm kam, dauerte es doch etliche Jahre. Das letzte Jahr ihrer Schulzeit hatte Elisabeth Preuschoff in einem Internat „so weit weg wie möglich“ verbracht: In Trier. Nach Beendigung der Wirtschaftsschule fing sie – zurück in Berlin – eine Lehre bei einem aus Trier stammenden Rechtsanwalt am Kurfürstendamm an. Der war charakterlich sehr schwierig, und sie war „der einzige Lehrling, der geblieben ist“. Mit ihrem Abschluss konnte sie dann anderswo leicht eine Anstellung finden, und zwar in einem „Institut öffentlichen Rechts“ – im Bauamt des bischöflichen Ordinariats in West-Berlin in der Wundtstraße. Damals war sie 20 Jahre alt.
Wenn die Charlottenburgerin erzählt, werden alte Zeiten lebendig: Wie nach dem frühen Tod ihres Vaters Prälat Raymund Greve sich als guter Chef erwies. „Sie können immer zu mir kommen“, sagte er seiner jungen Angestellten. Wie ein Onkel ihr eines Tages von ihrem Zukünftigen erzählte und sie dann antwortete: „Ach ja? Wie heißt denn mein Zukünftiger?“ Er hieß Dieter. Dieter rief einige Zeit später bei Elisabeth im Ordinariat an, um sie kennenzulernen. Man verabredete sich, verpasste sich, fand sich doch noch. Im Kino sahen sie einen James-Bond-Film zusammen. Und – ja, Dieter wurde tatsächlich Elisabeths Mann, 1967 heirateten sie standesamtlich, 1968 kirchlich.
Tochter Tanja wurde in der Kapelle des Bischöflichen Ordinariats getauft und bekam damit „Hausrecht“. Sie durfte kommen, wann immer sie wollte und machte davon gern Gebrauch. Mutter Elisabeth wechselte nach dem Tod von Prälat Greve in die Personalabteilung und machte Vertretung beim Generalvikar. Dort war sie gemeinsam mit den Bischofssekretären auch für den Bischof zuständig. „Dadurch kam ich mit Bengsch zusammen.“
Ein persönliches Gespräch war es, das Elisabeth Preuschoff sehr bewegte: Bengsch hatte erfahren, dass er Krebs hatte, ein „Todeskandidat“ war. Nachdem Kardinal Bengsch verstorben und Meisner Bischof geworden war,  sprach Generalvikar Tobei mit Meisner, „ob er eine Frau im Sekretariat akzeptiert“. Meisner habe geantwortet, er habe „nichts gegen Frauen“. Und so war Elisabeth Preuschoff dann nach dem Weggang des Westsekretärs sogar „allein im West-Sekretariat“.
Sowohl von Meisner als auch von seinem Nachfolger Georg Sterzinsky wurde die Sekretärin eingeladen, an der Kardinalskreierung in Rom teilzunehmen, also der „Kardinalsfamilie“ anzugehören. „Da konnte ich meine Chefs in privater Atmosphäre kennenlernen“, erinnert sich die Rentnerin. Das wiederum half ihr, oft schon im Voraus zu ahnen, was diese brauchten – insbesondere bis zum Mauerfall eine unschätzbare Hilfe, denn nur an zwei Tagen jede Woche war der Bischof im Westteil, dazwischen war Kommunikation schwierig.
 
„Brückenkopf“ von Ost nach West und zurück
Mindestens Kardinal Meisner wusste genau, was er an seiner Sekretärin hatte: „Sie bedeuten für meinen bischöflichen Dienst im Westteil des Bistums außerordentlich viel, so dass Sie gleichsam der Brückenkopf für mich vom Ost- in den Westteil und wieder zurück sind. Ich weiß meine Probleme und Aufgaben bei Ihnen in besten Händen“, schrieb ihr der Kardinal zu ihrem 25-jährigen Dienstjubiläum im März 1988. Auch nach Meisners Weggang blieb die Verbundenheit: Als 1993 Ehemann Dieter starb, lud der Kardinal Elisabeth Preuschoff nach Köln ein. Von da an besuchte sie ihn jedes Jahr.
Über zehn Jahre nach der Wende zog das Ordinariat 2002 in die Nähe der St. Hedwigs-Kathedrale in die Niederwallstraße um. Das Kardinalsbüro war dann im Bernhard-Lichtenberg-Haus, in der heutigen Dompropstei. Bis heute hängen im Vorraum die Porträts aller Bischöfe von Berlin – „meine Ahnengalerie“ nennt sie Elisabeth Preuschoff. 2007 ging sie in Rente und fing an, zwei Stockwerke unter ihrem bisherigen Büro im Kathedralforum mitzuarbeiten. Mittlerweile ist sie „55 Jahre im Dienst der Kirche“. Ansonsten ist sie Oma mit Leib und Seele, pflegt Freundschaften und reist gern. Mit den anderen Angehörigen von Meisners Kardinalsfamilie trifft sie sich bis heute. „Und wenn ich mal in Rente bin“, sagt sie augenzwinkernd, „dann habe ich Zeit für alles, was ich jetzt nicht schaffe.“
 
Von Cornelia Klaebe

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