Leben mit sechs Kindern

Sie ist „die Isa“

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Isabel Nowak
Nachweis

Foto: Christa Kaddar

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Die frischgebackene Kinderdorfmutter Isabel Nowak ist überzeugt, dass sie das Leben mit ihren sechs Kindern hinkriegen wird.

Isabel Nowak hat sich für ein Leben mit sechs Kindern entschieden – als Kinderdorfmutter. Die 38-jährige Sozialpädagogin arbeitet seit fast acht Jahren im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Eltville. Von Christa Kaddar


„Dieser Lebensentwurf hat einen großen Reiz für mich, aber das Leben war auf einmal, von einem Tag zum anderen, ein anderes. Ich hätte es aber nicht angefangen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass ich es hinkriege.“ Die Entscheidung, Kinderdorfmutter zu werden, hat Isabel Nowak nach langer und reiflicher Überlegung getroffen. Die Tragweite kann sie gut abschätzen, weil sie bereits seit fast acht Jahren im Kinderdorf arbeitet. Um bei den Kindern keine Verwirrung zu stiften im Hinblick auf ihre leiblichen Mütter, will sie nicht „Mama“ genannt werden, sondern sie ist einfach „die Isa“.


Kolleginnen unterstützen bei der Arbeit

Am 6. Juni kam ihr erstes Kind, die anderen folgten wenige Tage später. Es sind jetzt drei vierjährige Mädchen und ein sechsjähriger Junge, die sich bisher nicht kannten. Noch zwei Plätze sind in ihrer Familie frei. „Ich hoffe, dass noch zwei Jungen kommen“, sagt sie. Isabel Nowak lebt nun Tag und Nacht mit ihren Kindern und wird von einer Kollegin in Vollzeit und zwei Teilzeit-Kolleginnen unterstützt. „Ich habe ein erfahrenes Team, auf das ich mich verlassen kann.“ 


Impuls durch das Buch einer Dominikanerin


Isabel Nowak wollte Lehrerin werden, studierte in Trier Germanistik und katholische Religion auf Lehramt. „Das Studium hat mir wirklich Spaß gemacht, deshalb habe ich es mit dem ersten  Staatsexamen abgeschlossen. Aber ich habe dann daran gezweifelt, dass Lehrerin der richtige Beruf für mich ist.“ Durch ein Buch der Dominikanerin Jordana Schmidt, die Kinderdorfmutter im Bethanien Kinderdorf in Schwalmtal war, kam sie darauf, einen Bundesfreiwilligendienst im Bethanien Kinder- und Jugenddorf zu machen und entschied sich für Eltville, weil sie von hier aus ihre Familie an verschiedenen Orten im Umkreis innerhalb von einer Stunde erreichen kann. Nach 18 Monaten Bundesfreiwilligendienst begann Isabel Nowak ein duales Studium „Soziale Arbeit“ und fand es sehr hilfreich, 20 Stunden in der Woche im Kinderdorf zu arbeiten und so stets den Bezug zwischen Praxis und Studium zu haben.


Praktische Einblicke im Anwärterjahr


Schon vorher war ihr klar geworden, dass es für Kinder wichtig sein könnte, dass immer jemand „da“ ist und ganz „da“ ist – eben als Kinderdorfmutter. Doch lange Zeit traute sie sich diese Verantwortung selbst nicht zu, bis sie im vergangenen Jahr die Bereitschaft verspürte, ein Anwärterjahr zu absolvieren. „Im Supervisions-Prozess während des Anwärterjahrs habe ich verschiedene Kinderdorffamilien besucht, sowohl in Eltville als auch in Schwalmtal und Bergisch Gladbach. Da konnte ich jeweils drei bis vier Wochen sein“, berichtet die Sozialpädagogin. So bekam sie hilfreiche Einblicke und Impulse und erfuhr, dass sich die Herausforderungen gewandelt haben. „Früher stand die Grundversorgung im Mittelpunkt; es waren eher Armutsgeschichten. Heute kommen viele Kinder mit schweren traumatischen Störungen und klinischen Diagnosen.“


Bezugsperson über die Zeit im Dorf hinaus


Im Idealfall bleiben die Kinder nur so lange in der Kinderdorffamilie, bis die Eltern wieder „auf den Beinen sind“. Der Kontakt zwischen Eltern und Kindern wird so gut gepflegt, wie es möglich ist. Ansonsten bleiben die Jugendlichen bis zu ihrem 18. Lebensjahr im Kinderdorf. „Wobei die Beziehungen weiter bestehen bleiben“, erklärt Isabel Nowak. „Man ist und bleibt auch über das 18. Lebensjahr hinaus Bezugsperson.“

Christa Kaddar