Dieter Wieprecht übernimmt 1972 die Leitung des Jugendsingkreises
Singen seit 50 Jahren
1972 hat Dieter Wieprecht – damals Abiturient – in Göttingen die Leitung eines neu gegründeten Jugendsingkreises übernommen. Der mittlerweile pensionierte Lehrer steht dem Chor bis heute vor.
„Du singst doch im Göttinger Knabenchor, willst Du nicht bei uns in Maria Frieden einen Jugendsingkreis aufbauen?“, fragte Pfarrer Winfried Fitzner vor einem halben Jahrhundert den damals 18-Jährigen Dieter Wieprecht. Ein paar junge Sängerinnen waren da bereits aktiv, gestalteten, von Hannelore Haberdank an der Gitarre begleitet, Jugendgottesdienste. Die Mädchen gehörten kurz darauf zu den 15 Teenagern, die sich auf eine Notiz im Pfarrbrief hin trafen. Bald sang der Kreis vierstimmig in der Kirche.
„Wir haben von da an unsere Freizeit miteinander verbracht“, erinnert sich Gründungsmitglied Christa Goldmann. Die Jugendlichen fuhren zusammen fort. Freundschaften für ein ganzes Leben entstanden. Mit Jüngeren, die dazu kamen, wurde gebastelt. Einige Ältere brachten sich als Gruppenleiter bei den Pfadfindern ein. Der Kreis wuchs auf 50 Personen. Die Singenden traten bereits damals bei Stadtteilfesten auf oder gaben Weihnachtskonzerte außerhalb der Kirche.
Die jungen Leute wurden erwachsen, fingen an zu arbeiten. Wieprecht unterrichtete an Göttingens katholischer Bonifatiusschule Mathematik und Musik. Paare fanden sich und Familien wurden gegründet. Auch der Chorleiter wurde zweimal Vater. In den 80er-Jahren gab es gemeinsame Urlaube mit den Kindern. Einigen Mitgliedern wurden die wöchentlichen Proben dann allerdings aufgrund wachsender privater und beruflicher Verpflichtungen zu viel. Andere zogen fort.
Anfang der 90er-Jahre war die Mitgliederzahl auf kritische 24 Personen gesunken. Als Diemut Tamke vom Kirchenchor der benachbarten evangelischen Gemeinde St. Martin vom Weggang ihrer Chorleiterin berichtete, kam die Idee einer Fusion auf. So bildete sich im Januar 1994 der Ökumenische Singkreis. Die Musiker traten nun in beiden Kirchen auf. Gemeinsam wurde gereist. 2016 war der Chor in Rom, sang ganz vorne im Petersdom bei einer Messe.
„Auch musikalisch haben wir eine weite Strecke zurückgelegt“, betont der Chorleiter, der Ende der 80er-Jahre die kirchenmusikalische C-, dann Anfang der 90er Jahre die B-Ausbildung absolvierte.
Hatten zunächst „Neue Geistliche Lieder“ sowie Gospels das Repertoire geprägt, wurden die Stücke mit den Jahren anspruchsvoller. Der Chor sang unter anderem Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium, Joseph Haynds Schöpfung oder Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem.
„In den vergangenen zwei Jahren hat uns die Pandemie zu schaffen gemacht“, erzählt Wieprecht. Nach dem ersten Lockdown im März 2020 trafen sie sich erst im Herbst 2021 wieder. Kaum hatten sie sich etwas eingesungen, folgte im November 2021 der nächste Lockdown. In diesem Jahr haben sie sich von März an alle paar Wochen getroffen.
„Im Jubiläumsjahr sind die meisten der aktuell 43 Mitglieder zwischen 60 und 70 Jahren alt“, berichtet Kassenwart Uwe Albrecht. Ein Viertel der Singenden ist seit mehr als 40 Jahren dabei. Manche Mitglieder fanden nach der Familien- und Berufszeit wieder zurück. Vereinzelt stoßen auch Neue dazu. So konnte der Chor in den vergangenen 15 Jahren trotz einzelner Todesfälle seine Mitgliederzahl konstant halten.
Der Ökumenische Singkreis feiert sein Jubiläum am Samstag, 8. Oktober, um 17 Uhr mit einem Gottesdienst und einem Konzert in der Kirche Maria Frieden, Sandersbeek 1.
Michael Caspar