Altenhilfe-Begegnungstag der Caritas in Geraer Seniorenheim
So pflegen, wie man selbst gepflegt werden möchte
Rund 150 Mitarbeiter aus Altenpflegeheimen und Sozialstationen der Caritas im Bistum Dresden-Meißen haben sich am 25. April beim Altenhilfe-Begegnungstag im Geraer Seniorenheim Edith Stein getroffen.
Eine Altenpflegerin zeigt Gästen das Seniorenheim Edith Stein, das wenige Tage zuvor das 25-jährige Bestehen gefeiert hatte. | Foto: Dorothee Wanzek |
Deutschlandweit fehlen 25 000 Fachkräfte in der Pflege, ging am 25. April durch die Medien. An den Caritas-Einrichtungen im Bistum Dresden-Meißen geht diese Entwicklung nicht spurlos vorbei. „Pflegekräftemangel betrifft auch uns in steigendem Maße,“ bestätigt Antoinette Steinhäuser, Referentin für ambulante Altenhilfe beim Bistums-Caritasverband.
Ein großer Teil der Beschäftigten bei der Caritas sei derzeit im Alter zwischen 45 und 50 Jahren. Um genügend jüngere Menschen für Pflegeberufe zu gewinnen, müsse Pflege attraktiver werden. Dabei gehe es nicht allein um die Bezahlung. „Wer alte Menschen pflegt, bekommt oft viel zurück von den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen. Auch das müsste nach außen getragen werden, wenn in der Öffentlichkeit über Pflegeberufe gesprochen wird“, findet Antoinette Steinhäuser. Einiges hänge zudem davon ab, wie Einrichtungen ihre Arbeit organisieren. Wichtig sei, dass sie für die Beschäftigten mit dem Familienleben vereinbar sei und dass ihnen zwischen den Pflegehandlungen auch mal Zeit bleibe für ein vertrauensvolles Gespräch mit einem Patienten.
Im Vergleich zu anderen Trägern stehe der Caritasverband gegenwärtig noch gut da, sagt die Altenhilfe-Referentin. Dazu trage die vergleichsweise gute Entlohnung bei und das gute Miteinander, um das man sich in den Arbeitsteams der Caritas-Häuser bemühe. „Wir sorgen uns umeinander und stehen – gerade wenn jemand persönliche Sorgen hat – füreinander ein.“ Auch hinter dem Altenhilfe-Begegnungstag, zu dem der Diözesancaritasverband alle zwei Jahre einlädt, stehe das Anliegen, den Beschäftigten Wertschätzung zu zeigen und sie durch ein schönes Gemeinschafts-Erlebnis für ihren Arbeitsalltag zu stärken.
Die Mitarbeiterinnen des Wurzener Altenpflegeheims St. Hedwig, die sich an diesem Tag freinehmen konnten, freuen sich auch über die Gelegenheit, Einblicke in eine andere Einrichtung zu bekommen. Bei geführten Rundgängen durch das Geraer Seniorenheim Edith Stein und die zugehörige Tagespflege haben sie dazu reichlich Gelegenheit. Als erstes fällt ihnen dabei die fantasievolle Dekoration ins Auge, auf die in der Geraer Einrichtung in allen Pflegebereichen große Mühe verwendet wird.
Wertschätzung ist noch wichtiger als Bezahlung
„Wichtiger als die Bezahlung ist mir, in einer Einrichtung arbeiten zu dürfen, in der gut mit den Menschen umgegangen wird“, betont eine junge Pflegerin aus Wurzen. In den beiden Häusern, in denen sie zuvor Erfahrungen sammelte, lief die Arbeit „wie am Fließband“. Aufgrund des großen Drucks und der vielen Überstunden sei sie gesundheitlich und psychisch schon nach wenigen Monaten an ihre Grenzen gekommen. Im St.-Hedwigs-Heim schätzt sie besonders, wie „ehrenvoll“ Sterbende und ihre Angehörigen behandelt werden. Sie erlebt hier „ein Team, in dem sich alle gegenseitig tragen.“ Es stünden ausreichend Hilfsmittel zur Verfügung, zum Beispiel zum Tragen schwerer Patienten. Auch hier fände sie es schön, noch mehr Zeit für jeden einzelnen Patienten zu haben, doch „wenn jemand uns wirklich braucht, dann nehmen wir uns die Zeit für ihn.“ „Wir haben den Anspruch, jeden Bewohner so zu behandeln, wie wir selbst einmal behandelt werden möchten, wenn wir alt werden“, erklärt Franziska Unger vom Sozialen Dienst der Einrichtung.
Selbst in scheinbaren Belanglosigkeiten komme das zum Ausdruck, wenn zum Beispiel einer alten Frau, der das im bisherigen Leben immer wichtig war, sonntags eine Kette umgelegt wird und auf ihren Tisch eine festliche Tischdecke kommt. „Vielleicht werden wir künftig von unseren hohen Ansprüchen Abstriche machen müssen“, vermuten einige Kolleginnen. Im wachsenden Konkurrenzkampf um Personal seien die womöglich nicht zu halten.
„Unsere Einrichtungen haben etwas, was andere nicht haben“, betonte auch Bischof Heinrich Timmerevers, der mit den Altenpflegekräften einen Gottesdienst feierte. „Sie leisten nicht nur eine wichtige Arbeit, sondern stellen sich in den Dienst des Menschen“.
Rund 1250 Pflegekräfte arbeiten in 22 stationären und 16 ambulanten katholischen Altenhilfe-Einrichtungen im Bistum. Sie werden von etwa 250 Ehrenamtlichen unterstützt. Insgesamt pflegen und betreuen sie zirka 1550 alte und kranke Menschen.
Von Dorothee Wanzek