Nach Erdbeben in Haiti

Sorge vor Tropensturm

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Ein schweres Erdbeben hat den Inselstaat Haiti in einer schweren innenpolitischen Krise zusätzlich getroffen. Nun droht ein Tropensturm, die Lage zu verschlimmern. Hilfsorganisationen sind besorgt. 

Nichts als Verwüstung: Nach dem Erdbeben auf Haiti suchen Helfer in den Trümmern nach Überlebenden.
Nichts als Verwüstung: Nach dem Erdbeben auf Haiti suchen Helfer in den Trümmern nach Überlebenden. 

Inmitten der Katastrophe gibt es auch eine gute Nachricht: Die humanitäre Soforthilfe für Haiti scheint nach einem ersten Überblick schnell und gut zu funktionieren. Der Nachbarstaat Dominikanische Republik reagierte schnell und schickte mehr als 30 Tonnen Lebensmittel, Medikamente und Hilfsmittel per Flugzeug. Und auch kirchliche Hilfsorganisationen sind sofort aktiv geworden.

Die schnell anlaufende Unterstützung ist kein Zufall: "Aufgrund unserer Hilfen nach dem Erdbeben 2010 können wir vor allem in dem mit am stärksten betroffenen Departement Nippes auf funktionierende Strukturen zurückgreifen", sagt Claudio Moser, Referatsleiter Lateinamerika/Europa von Caritas international. "Zudem haben wir in Haiti in den vergangenen Jahren Projekte zur Katastrophenvorsorge auf den Weg gebracht", ergänzt er und hofft, "dass die von uns aufgebauten Katastrophenschutz-Maßnahmen jetzt geholfen haben, Menschenleben zu retten".

Die Zahl der Todesopfer nach dem schweren Erdbeben in Haiti ist laut offiziellen Angaben auf inzwischen rund 1.300 gestiegen. Das teilte die Katastrophenschutzbehörde des Karibikstaates am Sonntag (Ortszeit) mit. Mindestens 5700 Menschen wurden verletzt. Experten vor Ort rechnen damit, dass sich die Zahl der Opfer noch weiter erhöhen wird. Ein Erdbeben der Stärke 7,2 am Samstag brachte Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser und Kirchen zum Einsturz, Teile der Infrastruktur sind dahin. Übergangspräsident Ariel Henry rief den Notstand aus.

Auch deutsche kirchliche Hilfsorganisationen reagierten schnell und unbürokratisch. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat stellt 100.000 Euro Soforthilfe für die Opfer des Erdbebens in Haiti bereit. Die Diakonie Katastrophenhilfe plante für Montag den Start der Soforthilfe für die Betroffenen des schweren Erdbebens. Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, stellt für die Erdbebenopfer in Haiti 50.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. Benötigt werden jetzt vor allem Nahrung und Trinkwasser, Zelte und medizinische Erstversorgung.

"Das Erdbeben hat das ärmste Land der westlichen Hemisphäre mit verheerender Wucht getroffen", beklagt Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz. "Eine Region, die sich kaum von den Auswirkungen des Hurrikans Matthew im Jahr 2016 erholt hat", so Heinz. Haiti sei jetzt mehr denn je auf schnelle, gut koordinierte Hilfe der internationalen Gemeinschaft angewiesen. Mit großer Sorge blickt der Adveniat-Chef auf den für die nächsten 24 Stunden angekündigten Tropensturm "Grace": "Wird die betroffene Region jetzt noch von dem Sturm heimgesucht und in dessen Folge überschwemmt, droht eine weitere Katastrophe."

"Wir sind schockiert über das immense Ausmaß des Erdbebens und werden alles tun, um den Menschen in Haiti in dieser schweren Zeit beizustehen", sagt Dagmar Pruin, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe. Da die Arbeit in dem Inselstaat ein Schwerpunkt des Hilfswerks in der Region ist, konnten Helferinnen und Helfer direkt nach dem Beben mobilisiert werden. "Über unsere langjährigen Partner können wir sofort mit den ersten Verteilungen beginnen. Dafür stellen wir in einem ersten Schritt 200.000 Euro bereit. Die Menschen brauchen nun vor allem sauberes Trinkwasser und ein Dach über dem Kopf", sagt Pruin. "Damit wir auch langfristig beim Wiederaufbau der zerstörten Häuser und Geschäfte helfen können, sind wir dringend auf Spenden angewiesen."

Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, kündigt angesichts des herannahenden Tropensturms "Grace" an: "Neben Wasserfiltern und Hygiene-Artikeln werden wir deshalb auch Material für provisorische Unterkünfte verteilen, damit die Menschen sich vor den zu erwartenden schweren Regenfällen schützen können", sagt Keßler. "Während das genaue Ausmaß der Erdbeben-Schäden noch unklar ist, geht es in den nächsten Stunden vor allem darum, die Menschen vor der nächsten Katastrophe zu schützen."

kna