Mainzer Diözesanversammlung hat getagt
Sorgen wegen vieler Kirchenaustritte
Einmal im Jahr tagt im Bistum Mainz die Diözesanversammlung. Diesmal entspannt ohne große Corona-Regeln. Und doch treibt bereits der nächste Krisenwinter manches Mitglied um. Von Anja Weiffen
Fast wie vor Corona wirkt die zweitägige Sitzung der Diözesanversammlung im Ketteler-Saal des Erbacher Hofs in Mainz. Mit Tischgruppen und Kaffeepause. Ohne das Hinterlassen sämtlicher Kontaktdaten. Vereinzelte Masken-Träger und die etwas dezimierte Teilnehmerzahl erinnern daran: Die Pandemie ist nicht vorbei. Weihbischof und Generalvikar Udo Markus Bentz gehört zu den Teilnehmenden, die aus Krankheitsgründen nicht anwesend sein können. Erstmals in ihrer Funktion als Bevollmächtigte des Generalvikars ist Stephanie Rieth dabei und übernimmt den Bericht des Generalvikars. Damit spricht erstmals eine Frau als Mitglied der Bistumsleitung bei einer Diözesanversammlung im Bistum Mainz.
Kohlgraf: „Müssen die Gottesfrage wachhalten“
Die erste Etappe auf der Tagungsordnung holt einen Stimmungstest ein. Mithilfe einer Online-Umfrage geht es um die Frage: „Was bereitet mir derzeit in der Kirche im Bistum Mainz die größte Sorge?“ Auf einer Leinwand erscheint eine „Wortwolke“ mit den Begriffen, die von den Teilnehmenden eingegeben werden: Überforderung, mangelnde Innovation, Vertrauensverlust, Glaubensverlust erweisen sich als Spitzenreiter. Es folgen Kirchenaustritte und Mitgliederschwund. Um Letztere geht es dann zunehmend in der Diskussion. Kathrin Huth aus dem Pastoralraum Mainbogen etwa fragt sich, was sie von den vielen Kirchenaustritten denken soll. „Wer sind die Menschen, die austreten?“ Dr. Markus Vogel aus Bodenheim stellt fest, dass es viele gibt, die schon immer der Kirche fern standen. „Jetzt verlassen aber auch Menschen aus den eigenen Reihen die Kirche.“ Ähnliches nimmt auch Bischof Peter Kohlgraf wahr: „Menschen verlassen die Kirche, die ich zur Mitte der Kirche gezählt habe.“ Zudem verweist er auf die verschiedenen Lebenswelten von Menschen, denn manche fragten gar nicht nach Gott. Dennoch: „Wir müssen die Gottesfrage wachhalten, auch für die, die sich diese Frage gar nicht stellen“, sagt er. Menschheitsgeschichtlich sei das nichts Neues und weist auf die Situation des Volkes Israel im Exil. Pfarrer Bardo Maria Haus, seit 50 Jahren Priester, erinnert sich, dass früher über Kirchenaustritte nicht geredet wurde. Die Frage heute sei: „Wie gehen wir als Kirche kons-
truktiv und offensiv damit um?“ Austritte dürften nicht nur unter dem Aspekt der Kirchensteuer gesehen werden. Auf die Frage von Hans Dötsch aus Kostheim – „Wie geht die Bistumsleitung mit den Kirchenaustritten um?“ – antwortet Bischof Kohlgraf: „Es gibt Studien, die sagen, egal, was wir machen, wir werden diesen Trend nicht aufhalten.“ Wir verlören allerdings nicht „die bösen Heiden“, sondern Menschen, die mit dem Christentum etwas anfangen können. Kohlgraf: „Wir schlagen die Tür nicht zu.“
Kalte Kirchen: „Wir sehen keine Alternative“
Auch die Sorge, dass in diesem Winter aufgrund kalter Gotteshäuser die Zahl ausbleibender Gottesdienstteilnehmer ansteigt, wird im Plenum geäußert. Stephanie Rieth, die die Energiesparmaßnahmen erläutert, verteidigt die hart anmutende Dienstanweisung dazu. „Ja, es ist eine Zumutung. Aber wir sehen keine Alternative.“ Mehrkosten, die entstünden, wenn Maßnahmen nicht eingehalten werden, könnten nicht ausgeglichen werden. Sie empfiehlt, mit der Herausforderung kreativ umzugehen, und appelliert: „Ziehen Sie mit uns an einem Strang!“
ZUR SACHE
Frauen im Bistum Mainz
Vertreterinnen der Frauenkommission stellten erstmals bei einer Diözesanversammlung ihre Arbeit vor. Die Kommission hatte sich am 15. September 2021 konstituiert. Die Frauen erläuterten ihre ersten vier Themenfelder, die sie gerade bearbeiten: Vernetzung, Sprache, Verkündigung und Schutzraum. Neu auf der Agenda seien „Sternenkinder“ und ihre Eltern, auch über eine Gleichstellungsbeauftragte wollen sie sprechen. Zugleich ermutigten die Mitglieder der Frauenkommission andere Frauen, sich an den Pastoralraumkonferenzen zu beteiligen. Bei der Diözesanversammlung bekamen sie Applaus und Zuspruch. Bischof Peter Kohlgraf betonte, er „erlebe die Frauenkommission als großen Gewinn“. Dies seien erste Schritte von Synodalidät im Bistum. (wei)
Von Anja Weiffen