Tägliche Dankbarkeitslisten

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Zwei Tage Kreuzfest unter dem Motto „Hoffnungszeichen“. Es war ein buntes, ein fröhliches Fest. Die Besucher bekamen im Limburger Bischofsgarten, am Dom und in der Stadtkirche viel Abwechslung und Informatives geboten. Von Barbara Faustmann.


Farbenprächtig und temperamentvoll ging es beim Literarischen Konzert zu.
Foto: Jochen Reichwein

„Dieser Bischofsgarten hier sieht aus wie ein Rosengarten“, sagt Samuel Koch. Da hat er recht. Der Garten ist die perfekte Kulisse. Dort findet das Kreuzfest unter dem Motto „Hoffnungszeichen“ statt. Aber nicht nur dort. Ein buntes Programm wird den Besuchern geboten. Sei es am und im Dom, in der Altstadt und in der Stadtkirche. Ausverkauft ist die Lesung mit Samuel Koch, Autor und Schauspieler, der seit seinem Unfall 2010 in einer Fernsehshow vom Hals abwärts gelähmt ist. 

Ein Lied für die Oma und Klänge der Hoffnung

Samuel Harfst (links) im Gespräch mit Samuel Koch auf der Bühne im Bischofsgarten.
Samuel Harfst (links) im Gespräch mit Samuel Koch auf der Bühne im Bischofsgarten.
Foto: Bistum Limburg

„Soll ich das Gebimsel jetzt abwarten?“, fragt er sich und seine Zuhörer, als die Domglocken läuten. „Egal, ich fange jetzt mal an“, beschließt er. Musikalisch begleitet wird Koch von seinem Freund, dem Liedermacher Samuel Harfst. Der startet mit dem Song „Mit dir kommt der Sommer“. Unverkrampft plaudern die beiden Männer über Gott und die Welt, über ihre Lebenssituationen, über Schicksal und über Hoffnung. Koch liest Passagen aus seinen Büchern, und Harst singt eine Vertonung aus dem Psalm 91 „Denn er hat seinen Engeln befohlen“... „Dieses Stück habe ich meiner Oma gewidmet“, erklärt der Musiker. Samuel Koch erstellt täglich Dankbarkeitslis-ten. „Ich bin dankbar für Vogelgezwitscher, für Freunde, warme Socken, Pfefferminztee“, die Aufzählung will gar kein Ende nehmen. Am Ende allerdings ist klar, Koch macht Hoffnung. „Ich schaue nicht auf das, was nicht geht, sondern auf das, was geht.“

Er tippte Gebetsanliegen auf der Schreibmaschine, Christopher Campbell (links) vor dem Dom.
Er tippte Gebetsanliegen auf der Schreibmaschine, Christopher Campbell (links) vor dem Dom.
Foto: Heike Kaiser

Weiter geht der Abend mit „Klängen der Hoffnung“. Auf der Bühne wird es mit dem literarischen Konzert farbenfroh. Der Pianist und Komponist Matthias Frey erobert mit internationalen Solisten die Bühne. Zum Einsatz kommen ungewöhnliche Instrumente, darunter eine Pferdekopfgeige aus der Mongolei. Texte von Hölderlin, Rosa Luxemburg oder John Lennon werden musikalisch vorgetragen. Bischof Bätzing hat mit einem Psalm ebenfalls einen Auftritt.

Der Schriftsteller Patrick Roth liest am Sonntagmittag im Bischofsgarten Passagen aus seinem Buch „Das Gottesquartett. Erzählungen eines Ausgewanderten“. Er schildert die Erfahrung biblischer Figuren wie Abraham, Samuel, Simon und Paulus aus heutiger Sicht. 

Mit dem Kreuz auf dem Weg der Pandemie

Wer es ruhiger mag, ist in der Stadtkirche gut aufgehoben. Eine Stunde Meditation unter dem Motto „Auf dem Weg zum Kreuz“ in Zeiten der Pandemie lässt die Menschen innehalten. Auf einer großen Leinwand werden Bilder zur Krise gezeigt. Zu sehen sind überarbeitete Pflegende, Ärzte, Zelte und Schwerkranke. 

Auf dem Domplatz steht Chris-topher Campbell von der Katholischen Erwachsenenbildung in Montabaur vor einer alten Olympia-Schreibmaschine. Er kann sich nicht über Langeweile beklagen. Gebete tippt er ohne Unterlass. „Ich habe insgesamt in den zwei Tagen wohl an die 100 Gebetsanliegen der Menschen geschrieben und sie ihnen mit auf den Weg gegeben“, resümiert der Mann in Jeans und blütenweißem Hemd seinen Einsatz vor dem Dom. An der Mauer hat sich ein Trupp Spielmannsleute eingefunden. Es gibt Getränke und Eis von einem Wagen, den ein Italiener dort geparkt hat. 

Ein stilles Gebet vor der Kreuzreliquie

Drinnen im Dom ist es still. „Silentium“ heißt das Wort auf dem Schild über der Eingangstür. Die kostbare Kreuzreliquie auf dem Altar lädt zum Gebet, untermalt von gregorianischen Klängen und Elektromusik. Den ganz großen Auftritt haben am späten Samstagabend die sanften Riesen, die „Dundus“. Die beleuchteten Riesenpuppen mischen sich unter das noch immer zahlreich anwesende Volk. 

Das diesjährige Kreuzfest war anders, es war besonders, und es hat die Menschen angesprochen und berührt.