Forscherin spricht über Religion um Tatort
"Tatort" spiegelt Relevanz der Kirche
Der „Tatort“ feiert sein 50-jähriges Jubiläum. In all den Jahren ging es nicht nur um Mord und Totschlag, sondern auch um Glaube und Kirche, sagt Claudia Stockinger. Die Germanistin hat über „Religion im Tatort“ geforscht.
In vielen "Tatort"-Fimen der ARD spiegelt sich nach Ansicht der Göttinger Literaturwissenschaftlerin Claudia Stockinger eine nach wie vor hohe Relevanz der Kirche in der Gesellschaft. In rund der Hälfte der Folgen spiele das Thema Religion eine Rolle, sagte sie dieser Zeitung zum 50-Jahr-Jubiläum der Reihe. In fast 15 Prozent der Fälle würden religiöse Rituale gezeigt. Als Beispiel nannte sie Szenen bei kirchlichen Beerdigungen sowie Kreuze um den Hals von Protagonisten und in Amtsstuben.
Die christlichen Konfessionen stehen laut Stockinger im Tatort im Vordergrund, wobei der Katholizismus häufiger vorkomme. "Möglicherweise gilt der Protestantismus als das im Vergleich zum Katholizismus weniger interessante Sujet." Vielleicht liefere der Katholizismus auch die bunteren Bilder. Dagegen seien sogenannte Designerreligionen und Sekten in der Reihe durchgehend negativ besetzt und immer "außerhalb der staatlichen Ordnung angesiedelt". Der Islam spiele erst seit der Jahrtausendwende im Tatort eine Rolle.
In der Krimiserie würden religiöse Themen ernsthaft dargestellt, so die Expertin. Oft werde ausgewogen etwas über den Glauben erklärt. "Auch dass der Tatort Kirchenmitglieder oder verantwortliche Personen in der Kirche vorführt, kann ich nicht bestätigen." Dafür stehe etwa die Folge "Borowski in der Unterwelt" (2005), wo ein katholischer Pfarrer die Schuld eines vermeintlichen Mörders auf sich nehme, um das Beichtgeheimnis zu wahren. Er werde als glaubwürdige Figur dargestellt, "die auch an den Vorurteilen gegen das katholische Priestertum, die im Film angespielt werden, nicht zerbricht".
Stockinger war 2013 für eine Forschungsarbeit über Religion im Tatort mit dem Bad Herrenalber Akademiepreis ausgezeichnet worden.
Das vollständige Interview mit Claudia Stockinger lesen Sie in der aktuellen Ausgabe Ihrer Kirchenzeitung.