Innensanierung der Görlitzer Kathedrale

Tradition und Moderne

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Görlitzer beweisen Mut: Bei der Innensanierung der Kathedrale wurde der Kirchenraum nicht nur vom Staub der Vergangenheit gereinigt. Die traditionelle Ausgestaltung wurde mit modernen künstlerischen Akzenten verbunden.

Erstrahlt in neuem Glanz: der Altarraum der Kathedrale.    Fotos: Matthias Holluba

 

Da staunten die Kollegen von Thomas Backhaus nicht schlecht: Backhaus, Leiter der Bauabteilung des Görlitzer Ordinariates, erzählte ihnen, man wolle bei der Innensanierung der Görlitzer Kathedrale nicht nur die traditionelle Ausgestaltung wiederherstellen. Man plane vielmehr die Verbindung der traditionellen mit modernen Elementen. So wolle man zur Gestaltung des Kirchenraumes etwas Neues beigetragen. Die Reaktion der Kollegen, die für bedeutende Kirchen in anderen deutschen Bistümern zuständig sind, lautete: „Das haben wir uns noch nicht getraut.“

Zu den modernen Gestaltungselementen gehört ein QR-Code im Fußboden und im Gewölbe.

Die künstlerische Ausgestaltung lag in den Händen von Helge Warme. Er bringt reiche Erfahrung mit, hat er das doch schon bei rund 25 Kapellen und Kirchen getan. „Aber eine Kathedrale ist so etwas wie ein Ritterschlag.“ Von ihm stammen die Ideen für die modernen Akzente: Grundgedanke ist das Patronat der Kathedrale St. Jakobus und dass Görlitz gleich an zwei sich in der Stadt kreuzenden Jakobuspilgerwegen liegt: dem Weg, der als Via Regia von Kiew kommend in Ost-West-Richtung zum Jakobusgrab nach Santiago de Compostela führt und dem von Gnesen (Gniezno) ausgehenden Weg, der in Nord-Süd-Richtung über Prag verläuft. Beide Wege finden sich jetzt in gemalter Form im Gewölbe der Kathedrale. Der Kreuzungspunkt liegt direkt in der Vierung über dem Zelebrationsaltar. Im Kreuzungspunkt befindet sich ein QR-Code wie er heute vielfach genutzt wird, etwa bei elektonischen Fahrkarten oder als Corona-Impfzertifikat. „Jede Generation hat ihre Sprache. Der QR-Code gehört zu unserer Generation. Und so bleibt unsere Zeit in diesem Kirchenraum präsent“, sagt Helge Warme. „Vielleicht werden in 500 Jahren die Menschen darüber staunen, wie wir heute über die Hieroglyphen.“ Der Code befindet sich noch einmal im Fußboden der beiden Seitenschiffe. Dort ist er mit einem Smartphone lesbar: „Komm und folge mir nach“ heißt die Botschaft auf deutsch und englisch. Den Weggedanken hat Helge Warme auch beim Kreuzweg aufgegriffen. Die alten Kreuzwegbilder wurden erhalten. Standen sie früher eher für sich, sind sie nun durch einen symbolischen Weg verbunden.  
Ausdrücklich dankte Helge Warme den Restauratoren: Restauratoren seien ja von berufswegen eher für den Erhalt des Althergebrachten. Im Fall der Görlitzer Kathedrale sei die Umsetzung modernen Elemente in einem guten Miteinander geschehen.

Im Zuge der Sanierung wurde die Taufkapelle neu geschaffen.

 

Von Matthias Holluba