Empfang der Kirchen für Landespolitiker Sachsen-Anhalts

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Die Erziehung zu Freiheit und Eigenverantwortung als Bildungsziel war Thema des Empfangs der Kirchen für die Landespolitiker. Bischof Feige dankte für die Zusage von mehr Mitteln für die Schulen in freier Trägerschaft.

Der Empfang der Kirchen für die politisch Verantwortlichen in Sachsen-Anhalt fand im Magdeburger Norbertusgymnasium statt. | Foto: Susanne Sperling
 
Bischof Gerhard Feige hat die stärkere Landesförderung der Schulen freier Träger in Sachsen-Anhalt gewürdigt. Es sei „ein ganz wichtiger und notwendiger erster Schritt zu einer stabilen, angemessenen und einvernehmlichen Behandlung“ dieser Schulen durch den Staat, sagte Feige beim Ökumenischen Jahresempfang der Kirchen für Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kultur am 22. Mai in Magdeburg. Das Ergebnis der langen Verhandlungen sei „auch ein deutlicher und guter Nachweis, dass in unserem Land Politik und Sachentscheidung auf der Grundlage unserer freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung funktionieren“, so der Bischof. Feige dankte allen Verantwortlichen in Politik, Elternschaft und Schule für ihr Engagement im Mühen um eine gute Lösung.
Die von CDU, SPD und Grünen gebildete Landesregierung hat für dieses Jahr eine zusätzliche Förderung der Freien Schulen in Höhe von 4,6 Millionen Euro beschlossen. Für das kommende Jahr sind 11,6 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die Reform soll mit der geplanten Novelle des Schulgesetzes im Sommer in Kraft treten. Die Freien Schulen kritisieren, dass die bisherige staatliche Finanzhilfe ihre laufenden Betriebskosten nur zu gut der Hälfte decken. In Sachsen-Anhalt gibt es 105 allgemeinbildende Schulen in freier Trägerschaft, davon 40 evangelische und acht katholische. Das sind zwölf Prozent aller Schulen im Land.
 
Freie Schulen in Sachsen-Anhalt unverzichtbar
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) betonte bei dem Empfang, die Schulen freier Träger leisteten eine unverzichtbaren Beitrag zur Vielfalt und Leistungsfähigkeit des Bildungssystems in Sachsen-Anhalt. Der Ministerpräsident lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat und zeigte sich dankbar, dass es den jährlichen Empfang der Kirchen als eine Form des regelmäßigen Gesprächskontaktes gibt. „Der Dialog, das gemeinsame Nachdenken über wichtige Fragen und das Ringen für eine gute Zukunft gehört zur politischen Kultur unseres Landes. Das Verhältnis der Kirchen zu Landtag und Landesregierung ist ein wichtiger Teil dieser Kultur“, betonte der Ministerpräsident.
Der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff hob in seinem Festvortrag „Zu Liebhabern der Freiheit erziehen … Bildung als Befähigung zur Eigenverantwortung“ hervor, wie wichtig es aus christlicher Sicht ist und sein muss, zur Freiheit zu ermutigen und zu erziehen. Freiheit bedeute aber nicht, „Beliebigkeit oder das Recht, auf Kosten anderer zu leben“. Als Erziehungsziele nannte er unter anderem einen „souveränen Umgang mit Konsum“ und eine „selbstbestimmte Nutzung von Medien“.
Die besondere Chance und Aufgabe des christlichen Glaubens liege darin, „dass er auch angesichts übergroßer Herausforderungen und Zukunftsprobleme Hoffnung vermittelt“, sagte Schockenhoff. Zugleich betont der Moraltheologe, dass eine solche Hoffnung „nicht als problemvergessener Optimismus, sondern als Mut verstanden werden muss, sich den tatsächlichen Problemen rechtzeitig und dauerhaft zu stellen“. In diesem Zusammenhang plädierte der Theologe für ein Bildungskonzept in „Verbindung von Wissen und Gewissen, von sachlich-funktionaler Ausbildung und menschlich-personaler Bildung“. Eine reine Wissensvermittlung ohne emotionale Prägung bliebe erfolglos. Darüber hinaus forderte er: „Bildung muss Spaß machen!“ Bildung fungiere als Trainingseinheit für die Freiheit, die er als großartigen Muskel umschrieb, der immer wieder trainiert werde müsse.
 
Freiheit zu leben, ist nicht unbedingt einfach
Gastgeber Bischof Feige dankte Schockenhoff für seine differenzierten und anregenden Ausführungen. „Beiden Begriffen – dem der Freiheit und dem der Bildung – liegt eine längere geschichtliche Entwicklung zugrunde. Sie hat dahin geführt, dass das Lebensgefühl heutiger Menschen durch die Freiheit geprägt ist. In Freiheit zu leben – seinem Gewissen folgen, politische und individuelle Rechte wahrnehmen und seine Meinung sagen zu können –, ist aber nicht unbedingt einfach; viele sind davon überfordert. Dauernd – sowohl in Fragen der Lebensgestaltung als auch im Umgang mit Konsumgütern – entscheiden zu müssen, kann belastend sein. Freiheit“, so der Bischof weiter, „fordert mich heraus und strengt an, ist Gabe und Aufgabe zugleich. Insofern gehört zur Bildung aus der Sicht des christlichen Glaubens immer beides: die individuelle und die soziale Dimension.“
Der Empfang fand im Norbertusgymnasium statt, dessen Träger die Edith-Stein-Schulstiftung des Bistums ist. Eingeladen hatten neben dem Bistum die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland und die Evangelische Landeskirche Anhalts, außerdem das Erzbistum Berlin und die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig, zu denen kleinere Gebiete in Sachsen-Anhalt gehören.
Der Veranstaltungsort war nach Bistumsangaben bewusst gewählt, gleichsam als Resonanzraum nach den vielen Monaten gemeinsamen Ringens um die Behandlung der Schulen in freier Trägerschaft.  (kna/pbm/tdh)

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