Anstoss 28/19

Trinken, Trinken

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Trinken und nochmals trinken. Dazu lädt das Morgenmagazin ein. Viel zu trinken sei die Überlebensstrategie an heißen Tagen wie diesen.


Stimmt, denke ich, und nehme einen großen Schluck aus der Wasserflasche, die inzwischen immer auf meinem Schreibtisch steht.
Passend dazu finde ich im Internet noch ein paar „clevere Trinktipps“. Zwei bis drei Liter soll ein Erwachsener am Tag trinken. Dabei kommt es darauf an, nicht nur genug zu trinken, sondern auch regelmäßig. Richtig sind Tee oder Wasser, das man mit Zitrone oder Minze aus dem Garten aufpeppen kann. Clever ist auch, auf Alkohol und eiskalte Getränke zu verzichten. Und wer den Tag mit einem Glas Wasser beginnt, tut sich auf jeden Fall etwas Gutes.
Ein Gedanke begleitet mich bis unter die Dusche. Mehr als einmal vergleicht Jesus den Glauben mit lebendigem Wasser. Am Jakobsbrunnen sagt er zu der samaritischen Frau: „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ (Johannes 4,12) In diesem Licht denke ich noch einmal über die „cleveren Trinktipps“ nach.
Genug und regelmäßig soll man trinken. Der Mensch ist kein Kamel, das bis zu zehn Monaten ohne Wasser auskommt. Der Glaube trocknet aus, wenn wir nicht regelmäßig vom lebendigen Wasser trinken. An heißen Tagen kommt es darauf an, das Richtige zu trinken. Auch der Glaube braucht die richtige Unterstützung. Kalendersprüche sind zu wenig, geht mir durch den Kopf.
Man sagt: „Alkohol macht Birne hohl.“ Auch im Leben aus dem Glauben gibt es Gemeinplätze und hohle Phrasen, an denen man sich berauschen kann. Aber den Durst nach Leben und Wahrheit löschen sie nicht.
Zu viel ist ungesund. Auch das lässt sich auf den Glauben übertragen. Qualität geht vor Quantität. Ein einziges Wort aus dem Evangelium oder ein einziges, ehrliches Gebet reichen mitunter für Tage.

Trinken ist nicht nur an heißen Tagen die Überlebensstrategie. Wenn wir den Mund nicht mehr aufbekommen, um Zeugnis zu geben von der Hoffnung in uns, kann man nur sagen: Trinken und nochmals trinken. (1 Petrus 3,15).
 
Pfarrer Marko Dutzschke, Cottbus

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