Sehenswerte Orte
(Un-)bekannte Ausflugsziele im Bistum
Im Bistum Hildesheim laden viele schöne und manchmal auch eher unbekannte Orte dazu ein, sie einmal zu besuchen. Diese Sehenswürdigkeiten und kleinen Schätze wollen entdeckt werden. Hier haben wir – die KiZ-Redaktion und die regionalen Pressestellen – eine kleine Auswahl zusammengestellt und wünschen Ihnen bei Ihren Ausflügen in unserem schönen Bistum Hildesheim viel Spaß.
Der Bibelgarten in Velber
Velber. Da liegt sie. Im Fenstersims. Einfach so. Die „Lutherbibel für dich“. Denn was wäre ein Bibelgarten, wenn es nicht auch ein Exemplar der Heiligen Schrift geben würde. Hier bei der Kapelle in Velber liegt sie einfach aus. Zum Fahnden nach den 120 Pflanzen, von denen in der Bibel zu lesen ist.
Seit 2008 gibt es diese kleine Idyll im Ort, der direkt an die Landeshauptstadt Hannover angrenzt. Schon die gotische Kapelle allein ist ein Kleinod. Errichtet wurde sie im 13. Jahrhundert von den Edelherren von Velber, 1841 umgebaut. Von außen unscheinbar-zurückhaltend im Stil findet sich im Inneren ein dreiflügliger Altar aus dem Jahr 1610. Das Triptychon zeigt die Kreuzigung Christi – und Bildnisse der Familienmitglieder des Stifters.
Durch ein Tor betritt man den Bibelgarten, der eigentlich immer geöffnet ist. Gut 80 Pflanzen erschließen sich den Besuchern, alle mit einem Hinweisschild samt Bibelvers versehen. Von bekannten Küchenkräutern wie Thymian, Salbei und Dill über die „Blumen auf dem Felde“, wie Mohn, Lavendel und Lilien bis hin zu Mandel- und Judasbaum. Und da das Heilige Land nicht nur Grün, sondern auch viel Sand kennt, gibt es auch ein kleines Stück Wüste: mit Ilex und Distelgewächsen (siehe Foto). „Die Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott“, heißt es dazu im Buch Jesaja (40,3).
Übrigens: Die Bibel liegt gleich neben einem Briefkasten. Dieses Postfach soll gefüllt werden: mit Gedanken, Notizen und Anregungen, die Besuchern beim Betrachten der Pflanzen oder einfach beim Genießen der Ruhe in den Sinn kommen.
Der Bibelgarten findet sich im Kapellenbrink 1 in Velber (30926 Seelze). Die Kapelle liegt entlang des Radweges Grüner Ring. Der Bibelgarten ist täglich geöffnet. Führungen für Gruppen sind nach telefonischer Anmeldung möglich. Kontakt unter Telefon: 0511/482344 oder E–Mail: KG.Johannes.Hannover-Davenstedt@evlka.de
Rüdiger Wala
Barockgarten im Schatten des Welterbes
Hildesheim. Der Dom, St.Michaelis – wer einmal in Hildesheim war, hat die beiden zum Welterbe der UNESCO gehörenden Gotteshäuser mit einiger Wahrscheinlichkeit schon besucht. Quasi im Schatten dieser bedeutenden Bauwerke liegt der Magdalenengarten, der – nur wenige Meter von den Welterbestätten und der Hildesheimer Innenstadt entfernt – zum Durchatmen einlädt. Seit dem 13. Jahrhundert wurde das Gelände von den Schwestern des nahegelegenen Magdalenenklosters als Obst- und Gemüsegarten genutzt, Anfang des 18. Jahrhundert wurde es zu einem barocken Schmuckgarten umgestaltet. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Umnutzung in der Nachkriegszeit wurde der Garten 2003 nach den alten Plänen wieder hergestellt. Der Hauptteil des Gartens besteht aus acht Quadraten, von denen vier ein Rosarium mit über 1500 Rosen bilden.
Von dem Aussichtspunkt „Alte Bastion“ aus hat man einen wunderbaren Blick über die Anlage und auf St. Michaelis, St. Andreas und – etwas weiter entfernt – das Westwerk des Domes.
In dem Garten befindet sich auch ein kleiner Weinberg, der vom Hildesheimer Weinkonvent bewirtschaftet wird. Jedes Jahr erhält der Bischof von Hildesheim aus dem Ertrag seinen „Weinzehnt“ in Form von einigen Flaschen Rebensaft.
Der Garten kann über das Gelände des Altenheims St. Magdalenen oder über einen Eingang links der Michaliskirche erreicht werden. Er ist im Sommer täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet und frei zugänglich.
Matthias Bode
Klostergarten Marienau lädt zu Offener Pforte und Lesung ein
Marienau. An der B1 zwischen Hameln und Hildesheim liegt der ziemlich unscheinbare Ort Marienau mit einem echten Kleinod: Etwas versteckt hinter den Häusern der vielbefahrenen Durchgangsstraße versteckt sich die Marienkapelle. Das kleine, vor Jahren renoviertes Gotteshaus erinnert an das einzige Karmelitenkloster im Bistum Hildesheim, das im Mittelalter ein weit bekannter Wallfahrtsort war.
Am Sonntag, 28. Juli, ist zwischen 11 und 19 Uhr eine gute Gelegenheit, die Kirche und ihre Geschichte zu entdecken: Dann öffnet sie zum Tag der offenen Gartenpforte und der rührige Freundeskreis hat ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet: Besucher können den nach historischen Vorbildern vor 18 Jahren neu angelegten Klostergarten besichtigen. Die liebevoll gepflegte Anlage rings um die Kapelle ist mit ihrer Mischung aus bunten Blumen, alten Heilpflanzen und duftenden Kräutern ein echter Hingucker. Um 13, 14 und 15 Uhr werden Führungen durch den Garten angeboten. Und um 17 Uhr nimmt eine musikalisch-szenische Lesung in der Kapelle die Gäste mit in die Zeit der Klostergründung im 14. Jahrhundert. Tanja Flügel und ihre Tochter Salia erinnern an eine spannende Epoche, in der die Grafen von Homburg und die Hildesheimer Bischöfe um ihre Macht kämpften, Städte gründeten und nicht ohne Hintergedanken die weit ins Land klingenden Glocken in die Kirchtürme hängten. Dabei erzählen sie von überraschenden Zusammenhängen zwischen Christentum und Uhrzeit, zwischen Architektur und Steuern. Der Eintritt zur Offenen Pforte, den Führungen und der Lesung ist frei; wer möchte, kann die Arbeit mit einer Spende unterstützen.
Stefan Branahl
Der Jüdische Friedhof
Gifhorn. Verborgen unter hohen Eichen hinter einem abgesperrten Zaun liegt in der Lutherstraße in Gifhorn ein wichtiges Stück Stadtgeschichte: der jüdische Friedhof. Bis 1915 beerdigte die jüdische Gemeinde dort ihre Toten. Auf dem Gelände, das im Besitz des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen ist, sind 32 Gräber erhalten.
Bereits seit Anfang des 18. Jahrhunderts lebten nachweislich Juden in Gifhorn. Besonders Mitglieder der Familie Menke brachten es im 19. Jahr-
hundert zu Wohlstand, bekleideten wichtige Ämter in der Stadt und unterstützten mit Spenden und Stiftungen Bedürftige.
Wegen besserer Aufstiegsmöglichkeiten zogen Ende des 19. Jahrhunderts viele Juden in größere Städte wie Hamburg. Die jüdische Gemeinde in Gifhorn löste sich noch vor 1900 auf. Für die Ewigkeit angelegt, blieb der Friedhof bestehen, auch im Dritten Reich wurde er nicht ernsthaft beschädigt.
Der Friedhof ist nur im Rahmen von Führungen zugänglich. Sie können unter Telefon: 0 53 71 / 8 81 64 oder kultur@stadt-gifhorn.de angefragt werden. Männliche Besucher werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen.
Sabine Moser
Ruhe und Stille im Harsumer Holz
Harsum. Am Rande des Harsumer Holzes in Nachbarschaft zum Friedhof und der Molitorisschule steht eine kleine Marienkapelle. Kaum über die Grenzen der Pfarrgemeinde bekannt ist sie ein Ort der Stille.
Die Sandsteinmadonna stammt aus dem Jahre 1726 und ist eine Stiftung des bischöflichen Amtmannes Johann Heinrich Cordes, der auch als Regent von Harsum bekannt war. Nach seinem Wunsch sollte die überlebensgroße Madonna eigentlich auf dem Thie, dem Gerichtsplatz in der Ortsmitte, aufgestellt werden. Doch beim Transport von Hasede her auf dem alten Mühlenweg, blieb der Wagen mit dem schweren Sandstein-Standbild im sumpfigen Untergrund am Waldrand stecken. Eine alte Sage berichtet, dass selbst die zehn stärksten Pferdegespanne des Stiftsdorfes die Figur nicht mehr fortbewegen konnten. Die Menschen deuteten dieses Ereignis als Zeichen der Gottesmutter, dass sie hier am Waldrand bleiben wollte. Und sie blieb.
1857 ließ der damalige Ortspfarrer aus Anlass des Dogmas „Von der unbefleckten Empfängnis Mariens“ (1854) eine kleine Kapelle über dem Standbild errichten.
Während des 1. und 2. Weltkrieges versammelten sich die Angehörigen der Soldaten vor der Mutter Gottes zum Gebet für ihre Lieben an der Front. In der Kapelle selbst wird seit dem Ende des 1. Weltkrieges auch namentlich der Gefallenen des Ortes gedacht.
Auch heute noch werden an der Marienkapelle regelmäßig Andachten gefeiert.
Ansonsten laden die Bänke auf der kleinen Lichtung Spaziergänger und Radfahrer gleichermaßen zum Ausruhen und Innehalten ein. Und wer will kann im lichten Laubwald direkt hinter der Marienkapelle den Kreuzweg beten oder einfach einmal die Bilder der 14 Stationen des Waldkreuzweges auf sich wirken lassen.
Edmund Deppe
Kapelle im ehemaligen Grenzstreifen
Kirchgandern. Der DDR stand sie im Weg. Für freie Schusslinien im Todesstreifen wurde sie zerstört, aber schon 1991 als Neubau wieder eingeweiht: die Kapelle St. Maria Magdalena.
Seit 1852 hatte der Vorgängerbau auf den gleichen Grundmauern gestanden, nahe der Dreischulzeneiche, wo die Gemarkungen von Reiffenhausen, Rustenfelde und Kirchgandern aufeinandertreffen. Die Menschen aus den umliegenden Dörfern wollten mit der Magdalenen-Kapelle ihre Dankbarkeit zeigen, dass sie keine Opfer der Hungersnot und Cholera-Epidemie in den Jahren zuvor geworden waren.
Heute führen markierte Wanderwege aus allen Himmelsrichtungen hin. Es kreuzen sich dort der Jakobsweg „Via Scandinavica“ aus Norden Richtung Eisenach und der Pilgerweg „Loccum - Volkenroda“.
Von Kirchgandern aus ist die Kapelle über den Kreuzweg ab „Am Kahlenberg“ erreichbar. Dort startet auch ein 7 Kilometer langer Rundweg, der 2013 von der Kolpingjugend angelegt wurde. Der „Weg der Geschichte“ berichtet auf Informationstafeln über persönliche Erlebnisse von Zeitzeugen aus der DDR und hat eine Tafel an der Kapelle.
Gottesdienste werden an der Magdalenen-Kapelle jährlich zum Patronatsfest im Juli und zur Kreuzerhöhung im September gefeiert. Für den
3. Oktober ist zudem erstmals eine Sternwallfahrt aus Anlass von 30 Jahren innerdeutscher Grenzöffnung geplant.
Johannes Broermann