Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates im Bistum Erfurt
„Unser Wirken gut begründen“
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Das 25-jährige Bestehen des Bistums Erfurt und die Arbeit des Katholischen Büros standen im Mittelpunkt der Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates. Außerdem fordert er, die Bistumswallfahrt ökologisch zu gestalten. Zudem sollten Gemeinden und Einrichtungen die Umwelt in den Blick nehmen.
Die Vertreter des Katholikenrates im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Von links: Thomas Kretschmer, Sabine Maria Kuchta und Aloys Wolf. Bei der Frühjahrestagung wurden sie gewählt. | Foto: Holger Jakobi |
In wenigen Monaten jährt sich der Errichtung des Bistums Erfurt zum 25. Male. Daran erinnerte Bischof Ulrich Neymeyr bei der Frühjahresvollversammlung des Katholikenrates, der sich am 22. und 23. Februar im Marcel-Callo-Haus in Heiligenstadt traf. Am Jahrestag (8. Juli) wird es zunächst einen Festgottesdienst im Erfurter Mariendom geben. Groß gefeiert wird aber erst im September zur traditionellen Bistumswallfahrt. Bischof Neymeyr wies unter anderem darauf hin, dass die Zahl der Katholiken seit 1994 um zirka 40 000 auf 150 000 zurückgegangen sei. Neu hinzugekommen seien katholische Christen aus Polen, für die ein polnischer Priester gefunden wurde, der Gottesdienste in ihrer Muttersprache anbieten wird. Neymeyr machte zudem auf die Bedeutung der beiden Pastoraltage aufmerksam. Er erste fand bereits am 24. Februar statt. Unter dem Motto „Glaube bewegt“ wollen Bistumsleitung und das Seelsorgeamt mit den katholischen Christen über die Zukunft der Kirche in Thüringen ins Gespräch kommen. Zur Bistumswallfahrt wird der Prozess aufgegriffen und fortgesetzt, berichtete Anne Rademacher, die Leiterin des Seelsorgeamtes.
Keine Verwaltungsleiter in den Pfarreien
Zur immer wieder angesprochenen Frage nach hauptamtlichen Verwaltungsleitern in den Pfarreien meinte Anne Rademacher, dass es diese im Bistum Erfurt nicht geben werde. Man setze vielmehr auf alle Getauften und Gefirmten, die sich vor Ort in die Gestaltung kirchlichen Lebens einbringen können. Ein Teilnehmer betonte jedoch, dass es ohne feste Strukturen nicht gehe. „Wer gute Leute haben will, der muss sie auch bezahlen.“
Zur Sprache kam weiter, dass die Orden und Gemeinschaften Thüringen verlassen. Ende Dezember wurden die in Erfurt lebenden Vinzentinerinnen verabschiedet. In diesem Jahr werden die Schwestern der Congreatio Jesu (Maria Ward) Schleusingen verlassen. Diese Entwicklung bei den kleinen Konventen sei schmerzlich, so der Bischof.
Zum Thema Missbrauch wies der Bischof darauf hin, dass er angeordnet habe, die so genannten Nebenakten nach Hinweisen auszuwerten. Damit beauftragt war ein Staatsanwalt a.D., der seine Arbeit gerade abgeschlossen hat. Gefunden wurde kein Hinweis, den man nachgehen müsse. „Ich bin sehr dankbar für diese genaue Arbeit die uns Sicherheit gibt“, so Ulrich Neymeyr. Er ermutigte zudem die Frauen und Männer des Katholikenrates, sich vor Ort dafür einzusetzen, dass sich die Menschen melden, die Missbrauchserfahrungen erlitten haben. Es müsse jedoch klar gesagt werden, was und durch wen es geschehen ist. „Aussagen wie, ich habe da was gehört oder, da war mal was, nützen uns nichts.“ Insgesamt betonte der Erfurter Bischof, dass die Missbrauchstäter in der Kirche, die Glaubensbotschaft verdunkelt haben.
Fragen der Politik erläuterte Ordinariatsrat Dr. Claudio Kullmann, der Leiter des Katholischen Büros, das die Interessen der katholischen Bischöfe in Thüringen beim Bund und beim Land vertritt. Kullmann verwies darauf, dass das öffentliche Bild von Kirche negativ besetzt sei. Daraus ergebe sich – gerade mit Blick auf den Kirchensteuereinzug und die Staatsleistungen – die Herausforderung, „unser Wirken zu begründen“. Vorsichtig hoffnungsvoll zeigte sich der Leiter des Büros darüber, dass die Landesregierung derzeit versuche, Voraussetzungen für ein neues Forschungsprojekt zu „Christen, Kirchen und andere christliche Religionsgemeinschaften im DDR-Unrechtsstaat“ herzustellen. Erneut verzögert werde dies allerdings durch den Wechsel der zuständigen Staatssekretärin Babette Winter ins Europäische Parlament. Im November 2018 scheiterte ein erstes Projekt der Universität Erfurt durch die Ablehnung der Finanzierung durch die Thüringer Aufbaubank.
Bischof Neymeyr und Landesbischöfin Ilse Junkermann (EKM) kritisierten damals in einer gemeinsamen Erklärung: „Eine angemessene wissenschaftliche Erforschung des repressiven Umgangs mit der christlichen Bevölkerung des heutigen Thüringen in der Zeit der DDR steht damit weiter aus.“
Zur immer wieder angesprochenen Frage nach hauptamtlichen Verwaltungsleitern in den Pfarreien meinte Anne Rademacher, dass es diese im Bistum Erfurt nicht geben werde. Man setze vielmehr auf alle Getauften und Gefirmten, die sich vor Ort in die Gestaltung kirchlichen Lebens einbringen können. Ein Teilnehmer betonte jedoch, dass es ohne feste Strukturen nicht gehe. „Wer gute Leute haben will, der muss sie auch bezahlen.“
Zur Sprache kam weiter, dass die Orden und Gemeinschaften Thüringen verlassen. Ende Dezember wurden die in Erfurt lebenden Vinzentinerinnen verabschiedet. In diesem Jahr werden die Schwestern der Congreatio Jesu (Maria Ward) Schleusingen verlassen. Diese Entwicklung bei den kleinen Konventen sei schmerzlich, so der Bischof.
Zum Thema Missbrauch wies der Bischof darauf hin, dass er angeordnet habe, die so genannten Nebenakten nach Hinweisen auszuwerten. Damit beauftragt war ein Staatsanwalt a.D., der seine Arbeit gerade abgeschlossen hat. Gefunden wurde kein Hinweis, den man nachgehen müsse. „Ich bin sehr dankbar für diese genaue Arbeit die uns Sicherheit gibt“, so Ulrich Neymeyr. Er ermutigte zudem die Frauen und Männer des Katholikenrates, sich vor Ort dafür einzusetzen, dass sich die Menschen melden, die Missbrauchserfahrungen erlitten haben. Es müsse jedoch klar gesagt werden, was und durch wen es geschehen ist. „Aussagen wie, ich habe da was gehört oder, da war mal was, nützen uns nichts.“ Insgesamt betonte der Erfurter Bischof, dass die Missbrauchstäter in der Kirche, die Glaubensbotschaft verdunkelt haben.
Fragen der Politik erläuterte Ordinariatsrat Dr. Claudio Kullmann, der Leiter des Katholischen Büros, das die Interessen der katholischen Bischöfe in Thüringen beim Bund und beim Land vertritt. Kullmann verwies darauf, dass das öffentliche Bild von Kirche negativ besetzt sei. Daraus ergebe sich – gerade mit Blick auf den Kirchensteuereinzug und die Staatsleistungen – die Herausforderung, „unser Wirken zu begründen“. Vorsichtig hoffnungsvoll zeigte sich der Leiter des Büros darüber, dass die Landesregierung derzeit versuche, Voraussetzungen für ein neues Forschungsprojekt zu „Christen, Kirchen und andere christliche Religionsgemeinschaften im DDR-Unrechtsstaat“ herzustellen. Erneut verzögert werde dies allerdings durch den Wechsel der zuständigen Staatssekretärin Babette Winter ins Europäische Parlament. Im November 2018 scheiterte ein erstes Projekt der Universität Erfurt durch die Ablehnung der Finanzierung durch die Thüringer Aufbaubank.
Bischof Neymeyr und Landesbischöfin Ilse Junkermann (EKM) kritisierten damals in einer gemeinsamen Erklärung: „Eine angemessene wissenschaftliche Erforschung des repressiven Umgangs mit der christlichen Bevölkerung des heutigen Thüringen in der Zeit der DDR steht damit weiter aus.“
Für den Schutz des Hauses Erde
Der Katholikenrat – die oberste Vertretung der Laien – ruft die Bistumsleitung dazu auf, bei der Bistumswallfahrt im Herbst dieses Jahres „konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um natürliche Ressourcen zu schonen, den Ausstoß von CO2 zu verringern sowie menschenwürdige Produktionsbedingungen und fairen Handel“ zu fördern. Dabei sollten regionale Firmen und der biologische Anbau favorisiert werden. Der Vorsitzende des Katholikenrates, Thomas Kretschmer aus Mühlhausen betont: „Wir müssen hier endlich vorankommen. Als Kirche dürfen wir uns nicht wegducken und müssen unsere Verantwortung ernstnehmen.“ Der Katholikenrat sieht es als Anliegen, den Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung in der Thüringer Kirche voranzubringen. Drei erste Beschlüsse fasste das Gremium auf seiner jüngsten Vollversammlung.
So wurden beispielsweise alle Kirchengemeinden des Bistums Erfurt dazu aufzurufen, in der Zeit vom 1. September bis zum 4. Oktober einen Gottesdienst zum „Weltgebetstag der Schöpfung“ zu feiern. Die Einladung dazu hatte Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato Si formuliert. Darin ruft das Oberhaupt der Katholiken zu umweltgerechtem Handeln auf. Dieser Gottesdienst solle möglichst ökumenisch vorbereitet und gefeiert werden. Der Katholikenrat stellt dazu schriftlich ausgearbeitete Empfehlungen zur Gottesdienstgestaltung zur Verfügung.
So wurden beispielsweise alle Kirchengemeinden des Bistums Erfurt dazu aufzurufen, in der Zeit vom 1. September bis zum 4. Oktober einen Gottesdienst zum „Weltgebetstag der Schöpfung“ zu feiern. Die Einladung dazu hatte Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato Si formuliert. Darin ruft das Oberhaupt der Katholiken zu umweltgerechtem Handeln auf. Dieser Gottesdienst solle möglichst ökumenisch vorbereitet und gefeiert werden. Der Katholikenrat stellt dazu schriftlich ausgearbeitete Empfehlungen zur Gottesdienstgestaltung zur Verfügung.
Umwelt Arbeitsgruppe des Katholikenrates
Ökofaires kirchliches Handeln bleibt ein wichtiger Schwerpunkt für die Arbeit des Katholikenrates, sagt Thomas Kretschmer weiter. Der Katholikenrat habe unmittelbar nach Erscheinen der Enzyklika eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet, die den gleichen Namen „Laudato si“ trägt. Sie wird von Dr. Christoph Arenhövel aus der Pfarrei Herz Jesu in Weimar geleitet. Im Sinne der Enzyklika und den Handlungsempfehlungen der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Titel „Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag“ arbeitet der Katholikenrat daran, „Handlungsempfehlungen für unser Bistum in Richtung Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz zu erarbeiten“, wie Kretschmer den Inhalt des dritten Beschlusses der Vollversammlung erläutert.
Die drei Beschlüsse des Katholikenrates seien inzwischen an Bischof Ulrich Neymeyr geschickt worden. Thomas Kretschmer: „Alle Menschen, insbesondere die Christinnen und Christen, müssen sich stärker als bisher für den Schutz des‚ gemeinsamen Hauses Erde‘ einsetzen,“ Und nicht nur mit Blick auf die Bistumswallfahrt hält er fest: „Angesicht der Plasteabfälle ist die Forderung, auf Einweggeschirr vollständig zu verzichten und dafür Mehrwegprodukte zu verwenden, höchst aktuell und zwingend, aber noch lange nicht ausreichend“, so Kretschmer weiter.
In den Beschlüssen – „Bistumswallfahrt nachhaltig gestalten“, „Schwerpunkte für nachhaltiges und ökofaires Handeln im Bistum Erfurt“ und Aufruf an die Pfarreien, den Weltgebetstag der Schöpfung zu begehen – werden Forderungen und Anregungen der katholischen Laien formuliert. Unter anderem heißt es: „Geben wir der Wahrnehmung von Gottes Schöpfung im Gottesdienst, im Religionsunterricht und in der Ausbildung kirchlicher Berufe mehr Raum (Schöpfungsspiritualität).“ Mit der Art und Weise des Kauf- und Konsumverhaltens üben auch katholische Christen Einfluss aus. In den Blick genommen solle eine umweltfreundlichere, nachhaltige und sozial gerechte Wirtschaft. Wörtlich heißt es weiter: „Die Bistumsleitung, die Kirchenvorstände der Kirchgemeinden und die Leitungen kirchlicher Einrichtungen werden aufgerufen, noch stärker mit den natürlichen Ressourcen zu haushalten, nachhaltig zu wirtschaften und Einsparpotenziale zu erkennen.“ Schwerpunkte sollte die Verringerung des Verbrauchs von Energie, Trinkwasser, Papier und wertvollen Rohstoffen sein. Zudem sei Müll zu trennen. Mit Blick auf die Mobilität wird gebeten, auf unnötige Autofahrten zu verzichten.
Ökofaires kirchliches Handeln bleibt ein wichtiger Schwerpunkt für die Arbeit des Katholikenrates, sagt Thomas Kretschmer weiter. Der Katholikenrat habe unmittelbar nach Erscheinen der Enzyklika eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet, die den gleichen Namen „Laudato si“ trägt. Sie wird von Dr. Christoph Arenhövel aus der Pfarrei Herz Jesu in Weimar geleitet. Im Sinne der Enzyklika und den Handlungsempfehlungen der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Titel „Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag“ arbeitet der Katholikenrat daran, „Handlungsempfehlungen für unser Bistum in Richtung Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz zu erarbeiten“, wie Kretschmer den Inhalt des dritten Beschlusses der Vollversammlung erläutert.
Die drei Beschlüsse des Katholikenrates seien inzwischen an Bischof Ulrich Neymeyr geschickt worden. Thomas Kretschmer: „Alle Menschen, insbesondere die Christinnen und Christen, müssen sich stärker als bisher für den Schutz des‚ gemeinsamen Hauses Erde‘ einsetzen,“ Und nicht nur mit Blick auf die Bistumswallfahrt hält er fest: „Angesicht der Plasteabfälle ist die Forderung, auf Einweggeschirr vollständig zu verzichten und dafür Mehrwegprodukte zu verwenden, höchst aktuell und zwingend, aber noch lange nicht ausreichend“, so Kretschmer weiter.
In den Beschlüssen – „Bistumswallfahrt nachhaltig gestalten“, „Schwerpunkte für nachhaltiges und ökofaires Handeln im Bistum Erfurt“ und Aufruf an die Pfarreien, den Weltgebetstag der Schöpfung zu begehen – werden Forderungen und Anregungen der katholischen Laien formuliert. Unter anderem heißt es: „Geben wir der Wahrnehmung von Gottes Schöpfung im Gottesdienst, im Religionsunterricht und in der Ausbildung kirchlicher Berufe mehr Raum (Schöpfungsspiritualität).“ Mit der Art und Weise des Kauf- und Konsumverhaltens üben auch katholische Christen Einfluss aus. In den Blick genommen solle eine umweltfreundlichere, nachhaltige und sozial gerechte Wirtschaft. Wörtlich heißt es weiter: „Die Bistumsleitung, die Kirchenvorstände der Kirchgemeinden und die Leitungen kirchlicher Einrichtungen werden aufgerufen, noch stärker mit den natürlichen Ressourcen zu haushalten, nachhaltig zu wirtschaften und Einsparpotenziale zu erkennen.“ Schwerpunkte sollte die Verringerung des Verbrauchs von Energie, Trinkwasser, Papier und wertvollen Rohstoffen sein. Zudem sei Müll zu trennen. Mit Blick auf die Mobilität wird gebeten, auf unnötige Autofahrten zu verzichten.
Die drei Beschlüsse des Katholikenrates finden Sie hier im Wortlaut:
Von Holger Jakobi