Mit der Bischofsweihe wird Pater Dr. Heiner Wilmer in sein Amt als Bischof von Hildesheim eingeführt
Uralte Riten begleiten die Weihe
Mit der Bischofsweihe wird Pater Dr. Heiner Wilmer auch in sein Amt als Bischof von Hildesheim eingeführt und nimmt seine Bischofskirche sowie das Bistum in Besitz.
Wenn Pater Heiner Wilmer am 1. September zum Bischof geweiht wird, könnte man sich die Frage stellen: Warum muss ein Priester überhaupt noch zum Bischof geweiht werden, schließlich hat er ja schon einmal das Weihesakrament empfangen? Doch dieses Sakrament der Weihe ist das einzige der insgesamt sieben Sakramente in der römisch-katholischen Kirche, das dreistufig aufgebaut ist: Diakonenweihe, Priesterweihe und dann die Weihe zum Bischof. Doch was gehört nun speziell zur Bischofsweihe?
Verlesen des päpstlichen Ernennungsschreibens
Den Weihegottesdienst leitet der Hamburger Erzbischof Dr. Stefan Heße. Nach der liturgischen Begrüßung bittet Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger als Diözesanadministrator den Erzbischof, Pater Dr. Heiner Wilmer zum 71. Bischof von Hildesheim zu weihen. Daraufhin fordert Heße den Domdechanten und Vorsitzenden des Domkapitels, Weihbischof Heinz-Günter Bongartz, auf, das päpstliche Ernennungsschreiben vorzulesen. So wird gewährt, dass alles mit rechten Dingen zugeht – mit dem Segen von Papst Franziskus.
Mit dem „Gloria“ drückt die Gottesdienstgemeinde ihre Zustimmung und Freude über die Erwählung von Pater Heiner Wilmer aus.
Der eigentlichen Weihezeremonie steht nichts mehr im Weg. Sie beginnt mit dem Heilig-Geist-Hymnus. Denn jedes Sakrament der Kirche geschieht durch das Wirken des Heiligen Geistes. So ist bei vielen Sakramentenspendungen eine feierliche Anrufung des Heiligen Geistes üblich.
Die Bereitschaftserklärung des Kandidaten
In seiner Bereitschaftserklärung bekundet Pater Heiner Wilmer, seinen Dienst als Bischof von Hildesheim anzunehmen. Er verspricht, als künftiger Bischof das Evangelium treu zu verkünden, den überlieferten Glauben der Kirche zu bewahren und sich für den Aufbau und die Einheit der Kirche einzusetzen. Er sagt zu, dem Bischof von Rom als dem Nachfolger des Apostels Petrus Gehorsam zu erweisen. Dann erklärt Wilmer, zusammen mit den Priestern und Diakonen für das Volk Gottes sorgen zu wollen, den Armen, Heimatlosen und Notleidenden mit Barmherzigkeit zu begegnen und denen, die sich verirrt haben, wie ein guter Hirt nachzugehen. Schließlich verspricht Pater Wilmer, dass er stets für das Volk Gottes beten wird.
Die Fürsprache der Heiligen
Zur Weihezeremonie gehört auch die Heiligenlitanei. Darin wird die Fürsprache der Heiligen für den Weihekandidaten erbeten. Die allgemeine Heiligenlitanei wird ergänzt um die Bistumsheiligen wie den heiligen Bernward und den heiligen Godehard – beide selbst Bischöfe von Hildesheim. Aber auch besondere Wünsche des Paters sind eingeflossen. So wird der heilige Heinrich angerufen, Wilmers Namenspatron und ein ehemaliger Schüler der Hildesheimer Domschule. Während der Litanei liegt Pater Wilmer als Zeichen der Hingabe und der Demut gegenüber Gott lang ausgestreckt mit dem Gesicht zum Boden.
Handauflegung wie zu Zeiten der Apostel
Die Weihe zum Bischof vollzieht sich – wie auch schon bei der Diakonen- und Priesterweihe – durch das schlichte Zeichen der Handauflegung und das anschließende Weihegebet. Seit der Zeit der Apostel werden für die Menschen, die ein Amt oder einen Dienst in der Kirche übernehmen, auf diese Weise die Gaben des Heiligen Geistes erbeten.
Um deutlich zu machen, dass der neue Bischof durch die Weihe in die Gemeinschaft der Bischöfe aufgenommen wird, wirken bei jeder Bischofsweihe drei Bischöfe als Konsekratoren mit. Erzbischof Dr. Stefan Heße wird unterstützt durch Wilmers Vorgänger Bischof Norbert Trelle und den Bischof des Nachbarbistums Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode.
Während der Weihe halten zwei Diakone das aufgeschlagene Evangeliar über das Haupt von Pater Wilmer. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Verkündigung der Frohen Botschaft zu den wichtigsten Aufgaben eines Bischofs gehört. Nach den drei Konsekratoren legen auch alle anwesenden römisch-katholischen Bischöfe dem Weihekandidaten die Hände auf. Noch aus der Zeit, als es keine Telefone, Handys und sozialen Netzwerke gab, stammt das Zeichen, dass zur Weihe die Canta Bona geläutet wird. Die größte Glocke des Domgeläutes verkündet die Bischofsweihe, soll die Botschaft in die Stadt und in das Bistum hinaustragen.
Weihegebet besiegelt die Bischofsweihe
Der Hauptkonsekrator Erzbischof Heße singt das feierliche Weihegebet. Beschlossen wird es mit dem feierlichen „Amen“ der Gemeinde.
In der Weiheliturgie folgen nun:
- die Salbung des Hauptes mit Chrisam – in Erinnerung an Christus, den Gesalbten und einzig wahren Hohenpriester,
- Übergabe des Evangeliars,
- Überreichung der bischöflichen Insignien: Bischofsring, Mitra, Bischofskreuz und Hirtenstab.
Mit den Insignien seines neuen Amtes ausgestattet wird Bischof Heiner Wilmer von Erzbischof Heße zur Kathedra, zum Hildesheimer Bischofssitz, geführt und nimmt ihn und damit auch seine Bischofskirche sowie das Bistum in Besitz. Von der Kathedra aus leitet der neue Bischof ab sofort und zukünftig die Liturgie in der Kathedrale des Bistums, so wie er auch das Bistum selbst leitet.
Aufgenommen und willkommen
Zum Zeichen dafür, dass Bischof Wilmer in die Gemeinschaft der Bischöfe aufgenommen ist, tauschen alle anwesenden römisch-katholischen Bischöfe den brüderlichen Gruß der Umarmung mit ihm aus. Danach heißen ihn verschiedene Personen aus dem Bistum – Menschen aller Lebensalter, Ordensangehörige, Vertreterinnen und Vertreter der pastoralen Berufsgruppen – in Hildesheim willkommen, stellvertretend für alle Gläubigen des Bistums. Um die ökumenische Verbundenheit zu den orthodoxen Kirchen und den Kirchen der Reformation zu unterstreichen, umarmen ihn auch die orthodoxen Geistlichen und Vertreter, die den Weihegottesdienst mitfeiern. In dieser Umarmung kommt die ökumenische Verbundenheit der christlichen Konfessionen und ihrer geistlichen Amtsträger zum Ausdruck.
Mahlfeier mit den Gläubigen des Bistums
Mit Beginn der Eucharistiefeier übernimmt nun Bischof Heiner Wilmer die Leitung des weiteren Gottesdienstes. Es ist die konstitutive Mahlfeier mit den Gläubigen seines Bistums. Dechant Stefan Uchtmann, stellvertretend für die Priesterschaft des Bistums Hildesheim und Pater Gerd Henken für die Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester werden mit ihm am Alter stehen.
Bis zum Schlusssegen verläuft die Feier der heiligen Messe nun ganz normal. Nach dem Schlussgebet zieht der neu geweihte Bischof, begleitet von zwei Bischöfen, durch das Kirchenschiff des Domes und über den Domhof, um alle Anwesenden zu segnen, zum ersten Mal als Bischof, zum ersten Mal als 71. Bischof von Hildesheim. Im Gottesdienstablauf folgen nun Grußworte von Landesbischof Ralf Meister von der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, vom Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil, von Dr. Ingo Meyer, Oberbürgermeister von Hildesheim, und von Claus-Dieter Paschek, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Hildesheim.
Der Weihegottesdienst endet mit einer kurzen Ansprache des neuen Bischofs, dem feierlichen Schlusssegen und mit dem Lied „Gegrüßet seist du, Königin“, ein Gruß an die Gottesmutter Maria, der Patronin des Domes, der Stadt und dem Bistum Hildesheim.
Edmund Deppe
Die bekommt nicht jeder Bischof
Wenn der neue Hildesheimer Bischof zum ersten Mal auf seinem Bischofssitz Platz genommen hat, gibt es im Bistum Hildesheim eine besondere Tradition. Sein Amtsvorgänger tritt vor und überreicht seinem Nachfolger das Gründungsreliquiar des Bistums, die Lipsanothek. So hat es Bischof Norbert Trelle (links)von seinem Vorgänger Bischof Dr. Josef Homeyer (rechts) erhalten. Nun wird Trelle es an Heiner Wilmer, den 71. Bischof von Hildesheim, weitergeben.
Das Reliquiar soll Ludwig der Fromme der Legende nach bei sich geführt haben, als er im Jahr 815 das Bistum Hildesheim gegründet hat. Es soll Partikel vom Grab Jesu und Teile eines Mantels seiner Mutter Maria enthalten. (ed)