In Cuxhaven werden Besucher mit unterschiedlichen Aktionen willkommen geheißen

Viele Wege in die Kirche

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In der Urlaubszeit haben Menschen Zeit und entdecken auch die Kirchen an ihrem Ferienort. Viele Gemeinden sind darauf nicht vorbereitet. In Cuxhaven allerdings werden Gäste mit unterschiedlichen Aktionen willkommen geheißen.


Ein Gästebuch in der Kirche am Meer liegt für alle
Besucher aus und wird gern genutzt. Die Kirche nahe
am Deich ist täglich geöffnet. | Foto: Martina Albert
 

Immer weniger Menschen besuchen die Gottesdienste, gleichwohl ist das Interesse an Spiritualität und Einkehr vorhanden. Die KirchenZeitung hat sich in der Urlaubsregion im Norden zwischen Nordsee und Altem Land umgehört, welche Konzepte es gibt, Menschen auch abseits der Gottesdienste in die Kirchen zu locken. In Cuxhaven haben etwa die evangelischen Gemeinden einen „Entdeckerpass“ aufgelegt. Touristen und Einheimische sollen so ermuntert werden, die Kirchen zu besuchen.

„Prima, die Tür ist offen“

Ein vorsichtiger Griff zur Türklinke, dann Freude. „Prima, ist offen“, sagt eine Touristin aus Bay­ern. Sie macht gerade mit ihrer Familie in Cuxhaven Urlaub. Nach dem Spaziergang am Deich will sie nun kurz innehalten und einen Moment der Ruhe in der katholischen Herz-Jesu-Kirche, der „Kirche am Meer“, verbringen, die nur wenige Meter vom Grünstrand an der Grimmers­hörnsbucht entfernt ist. Von Besuchern wie der Frau aus Bayern erzählt auch das Gästebuch, das die ehrenamtliche Urlaubsseelsorgerin Anna Maria Höchtl regelmäßig austauscht, weil die vielen Seiten voll geschrieben sind. „Die Menschen nehmen das Angebot der offenen Kirche gerne an, sie danken für den schönen Urlaub, eine überstandene Krankheit oder freuen sich einfach nur einen Moment abseits des Urlaubstrubels zu haben“, sagt sie.

Ähnlich sind die Gedanken, die den Verantwortlichen des evangelischen Kirchenkreises Cuxhaven-Hadeln vorschwebten, als sie unlängst ihren „Entdeckerpass“ der Öffentlichkeit vorstellten. 31 Kirchen und Kapellen des Kirchenkreises zwischen Cuxhaven und Osten warten ab sofort auf Einheimische und Touristen. Mit einem Stempel im Entdeckerpass, der unter anderem in der Urlauberkapelle am Robert Dohmann-Platz in Cuxhaven Duhnen erhältlich ist, können Touristen ihre Reise belegen. Auch Einheimische sollten ermutigt werden, die Gebäude zu erkunden, betont die evangelische Urlauberseelsorgerin Maike Selmayr. Dabei komme es aber nicht darauf an, den Pass möglichst schnell voll zu bekommen. „Wichtig ist es, sich die Zeit für diese Entdeckungsreise zu nehmen, sich geistig und spirituell inspirieren zu lassen.“

Das wünscht sich auch Anna-Maria Höchtl, auch wenn die katholischen Kirchen in Cuxhaven nicht an dieser Aktion beteiligt sind. „Die Idee ist prima, aber wurde im Vorfeld nicht an uns herangetragen“, sagt sie. Dennoch ist die Kirche am Meer täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. „Ich finde es wichtig, dass die Kirche offen ist“, sagt sie.

Im Alltag fehlt oft die Zeit

Auch der Pfarrer der Heilig-Geist-Gemeinde in Stade, Timm Keßler, findet es wichtig, dass Besucher nach Möglichkeit in die Kirchen hinein können. Die Aktion der evangelischen Kollegen in Cuxhaven findet er toll, etwas ähnliches in Stade und Umgebung zu organisieren, dazu fehle ihm jedoch im Alltag die Zeit. Nichtdestrotrotz sind die meisten der Kirchen, die zur Gemeinde gehören, regelmäßig offen und auch Informationsmaterial liegt für Besucher aus. Gerade in Stade werde das auch gut genutzt. Besonders sei das der Fall bei der St.-Josef-Kirche. Diese ist im selben Gebäude wie das Altenheim, dessen Träger die Gemeinde ist. „Die Menschen nutzen die Kirche für eine kurze Andacht zwischendurch“, sagt Pfarrer Keßler. Gezählt wurden die Besucher der Kirchen nie, aber ein Anhaltspunkt sei der Verkauf der kleinen Opferkerzen. „Sie zeigen, dass es einige sind, die kommen“, sagt er.

Eine Möglichkeit die Kirche im Stadtzentrum zu öffnen, würde sich auch die Bremerhavener Gemeindereferentin Angelika Domdey wünschen. Zwar sind die Bremerhavener Kirchen in der Regel über Tag geöffnet, allerdings ist davon ausgerechnet die St.-Marien-Kirche im Stadtzentrum ausgenommen, da dort das Pfarrbüro nicht mehr besetzt ist. „Das bedauere ich sehr“, sagt sie. Die Aktiven der Gemeinde versuchen dem durch Ausstellungen oder Aktionen wie der wöchentlichen Atempause in der Oster- oder Weihnachtszeit gegenzusteuern.

Öffnungszeiten abseits der Gottesdienste wünscht sich auch Dr Ulrich Euent von der katholischen St.-Johannes-der-Täufer-Kirche in Loxstedt im Landkreis Cuxhaven. „Denn unsere Kirche ist mit ihren Kunstwerken schon sehenswert“, sagt er. Um Besuchern einen Blick zu ermöglichen, ist in absehbarer Zukunft eine Teilöffnung mit Hilfe einer Trennwand und eines Gitters vorgesehen. Von dort aus kann man dann alles sehen“, so Euent.

Seit zwei Jahren nehmen die Loxstedter zusammen mit St. Benedikt in Bad Bederkesa zusätzlich an einer Aktion des evangelischen Kirchenkreises Wesermünde teil. Einmal im Jahr findet Anfang Juli die Aktion „Kirche auf dem Rad“ statt. Radfahrende Pilger können dann einen Tag lang auf eigene Faust offene Kirchen erradeln und erkunden. Wer an diesem Tag vier Kirchen anschaut, bekommt als Andenken eine Jakobsmuschel geschenkt. Wie gut die Aktion bei den Menschen ankommt, hat Ulrich Euent dieses Jahr gemerkt. „Zu uns kam extra ein Ehepaar aus Bremerhaven geradelt, die sich gefreut haben, dass die Kirche mal außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet ist, damit sie diese in Ruhe anschauen können.“

Martina Albert