Brueghel. Ein Meisterwerk restauriert
In voller Pracht
Die aufwendige Restaurierung des Gemäldes „Kreuztragung Christi“ von Pieter Brueghel dem Jüngeren steht im Mittelpunkt einer Sonderausstellung im Braunschweiger Herzog Anton Ulrich-Museum.
Das Wimmelbild erster Güte schlummerte über 400 Jahre im Museums-Depot. Weil es stark beschädigt war, konnte es nie gezeigt werden. Jetzt erstrahlt das großformatige Werk nach teurer und langer Überarbeitung in neuer Pracht.
Natürlich ist Brueghels „Kreuztragung“ an sich schon einen Besuch wert. Doch spannende Aspekte präsentiert das Museum noch obendrein: Ein multimedialer Blick hinter die Kulissen dokumentiert die mehrjährige Arbeit der Restauratoren auf bisher unbekannte Art – von der ersten Röntgenaufnahme zur Bestandsaufnahme der Schäden bis zum letzten Pinselstrich wird der Prozess der Restaurierung vor Augen geführt.''
Die flämische Brueghel-Familie aus Antwerpen gehört zu den bedeutenden Malern des 16. und 17. Jahrhunderts: Vier Generationen standen an der Staffel, ihre Werke waren schon zu Lebzeiten hoch im Kurs. Pieter Brueghel der Ältere hielt mit seinen derben Bildern das Leben der Bauern fest. Einen der Söhne, ebenfalls Pieter und bekannt als „Höllen-Brueghel“, kennt man vor allem dadurch, dass er die Bilder seines Vaters kopierte; denn dessen gleichermaßen gesesellschafts- wie kirchenkritischen Werke waren extrem begehrt, aber nicht mehr zu bekommen. Also entwickelte der Sohn ein lukratives Geschäftsmodell und vervielfältigte sie mit den Mitteln seiner Zeit. Allein von der „Kreuztragung“ wurden in seiner Werkstatt seit 1599 mindestens 20 weitere Exemplare gemalt.
Die bisher jüngste bekannte Variante von 1629, die künftig in Braunschweig zu sehen ist, unterscheidet sich allerdings in wesentlichen Details von der Ursprungsversion: Im Bild des Vaters – das heute im Kunsthistorischen Wien aufbewahrt wird – kann man Protest gegen die brutale Unterdrückung des damals in den niederländischen Gebieten regierenden spanischen Herrscherhauses hineinlesen. Warum das so ist? Darauf hat die kunsthistorische Forschung bis heute noch keine Ergebnisse gefunden.
„Brueghel. Ein Meisterwerk restauriert“; bis 17. Mai. Internet: 3landesmuseen.de
Stefan Branahl