Sonderausstellung in Magdeburg

Von der Faszination der Stadt

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Die Entstehung vieler Städte im Mittelalter, die Bedeutung des Magdeburger Rechts und die damit verbundene europäische Vernetzung stehen im Mittelpunkt einer großen Sonderausstellung in Magdeburg.

Kuratorin Christina Link (rechts) erläutert in der Ausstellung, wie das Magdeburger Recht die Entwicklung von Städten wie Danzig, Ofen/Buda oder Kiew förderte. Hinten Direktorin Gabriele Köster.    Foto: Eckhard Pohl

 

Städte faszinieren die Menschen seit Langem. In Europa etwa nahm die Gründung von Städten seit dem Mittelalter rasant zu. Städtische Siedlungen wuchsen und entwickelten durch ihr Versprechen von Freiheit, Sicherheit und Wohlstand große Anziehungskraft. Diesem Phänomen hat das Kulturhistorische Museum Magdeburg nun eine große Ausstellung gewidmet.
Mit der Sonderschau „Faszination Stadt. Die Urbanisierung Europas im Mittelalter und das Magdeburger Recht“ wird der Blick „bewusst nach Osten gerichtet“, betonte die Direktorin der Magdeburger Museen, Gabriele Köster, bei der Pressevorstellung der Ausstellung. „Von Magdeburg ging mit dem Magdeburger Recht im Mittelalter ein zentraler Impuls für die Stadtentwicklung aus, der die Verfassung, Verwaltung und innere Struktur von über 1000 Orten zwischen Elbe und Dnjepr prägte.“ Mit der Ausstellung werde dies nun endlich einmal in den Blick gerückt. Die Exposition zeuge von den jahrhundertelangen „transnationalen Beziehungen in Europa“ und dies in einer Zeit, in der es manche Schwierigkeiten beim Zusammenwachsen in Europa gebe.
 

Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels    Foto: Universitätsbibliothek Heidelberg

Die Städte und ihre Innovationskraft
In der Ausstellung wird die Innovationskraft der mittelalterlichen Städte deutlich. Diese waren Zentren von Handel und Gewerbe, Kultur und Wissenschaft, von technologischem und gesellschaftlichem Fortschritt, so Kuratorin Christina Link. Auf über 1200 Quadratmetern sind 417 Exponate aus den großen Metro-
polen Mittel- und Osteuropas wie Krakau, Danzig oder Prag zu sehen: Gemälde und Skulpturen, wertvolle Handschriften, bedeutende Dokumente und archäologische Fundstücke. Über 100 Leihgeber aus zwölf Ländern Mittel- und Osteuropas haben Exponate zur Verfügung gestellt.
Nach einer ersten Einführung geht es in der Schau zunächst um den Städteboom im Mittelalter. Gleich zu Beginn sind die einzigen vier Bilderhandschriften des berühmtesten Rechtsbuchs des Mittelalters: des Sachsenspiegels, zu sehen. Eike von Repgow (um 1180 bis nach 1233) schrieb darin das sächsische Gewohnheitsrecht (das Landrecht wie etwa Straf-, Erb- und Prozessrecht und das Lehnrecht) auf. Zum ersten Mal seit mehr als 25 Jahren werden die erhaltenen Bilderhandschriften des Sachsenspiegels an einem Ort zusammen gezeigt. Aus konservatorischen Gründen sind die Originale jedoch nur bis Mitte Oktober/Mitte November zu sehen.
An Beispielen wie Ofen/Buda (Teil von Budapest), Danzig, Lemberg oder Alt-Wartenberg werden in der Ausstellung Städte des Magdeburger Rechts vorgestellt. „Das Recht war wichtig für das Zusammenleben. Dabei wurde es oft an die örtlichen Gegebenheiten angepasst und weiterentwickelt“, sagt Kuratorin Link. „Städte wie Breslau oder Krakau wurden zu neuen Verteilzentren des Magdeburger Rechts. Die Freiheit der Bürger, die Selbstverwaltung und das Recht, Angelegenheiten nach eigenen Bedürfnissen zu regeln, wurden Grundlage für die Blüte der Städte.“
Im „Herzstück der Sonderschau“, wie Christina Link betont, geht es dann um die Lebensbereiche der mittelalterlichen Stadt: Gerichtsbarkeit und Rechtsprechung, Politik und Selbstverwaltung, Kirche und religiöses Leben, Handel und Wirtschaft und den Auftritt des Bürgers. Viele Exponate lassen diese Bereiche anschaulich lebendig werden.
 

Viele Exponate erzählen anschaulich von den verschiedenen Bereichen des Lebens in der Stadt. Hier etwa vorn ein Schwurkästchen (Reliquiar) aus Tangermünde und ein Grabsteinfragment aus Ofen/Buda.    Foto: Eckhard Pohl

 

Netzwerke reichen in viele Regionen
Am Ende der Ausstellung werden Netzwerke von Städten und Städtern präsentiert. Die waren zum Beispiel nötig, um Handel zu treiben oder sich zu verteidigen. Auch die Kirche mit ihren Bistümern oder die Orden unterhielten große Netzwerke.
Der Ausstellung sind eine Reihe von Korrespondenzorten zugeordnet. Es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm. Zur Ausstellung sind ein Kurzführer, ein umfangreicher Katalog und weitere Materialien erschienen.

Die Ausstellung ist bis 2. Februar 2020, täglich 10 bis 18 Uhr, im Kulturhistorischen Museum in Magdeburg, Otto-von-Guericke-
Straße 68-73, zu sehen. Mehr Infos: www.faszination-stadt2019.de; www.khm-magdeburg.de

Von Eckhard Pohl
 

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